Der Geist des Highlanders
Burgverlies aussehen mochte.
Sie folgte Cormac durch den Saal, wobei sie feststellte, dass es sie ihre gesamte Konzentration kostete, einen Fuß vor den anderen zu setzen, um nicht in etwas Ekliges hineinzutreten.
Plötzlich jedoch wurde sie abrupt aufgehalten.
Ihr kam es vor, als sei sie vor die Wand gelaufen. Als sie aufblickte, stellte sie fest, dass es keine Mauer, sondern Connor MacDougal war.
»Oh«, hauchte sie, blickte in seine sturmgrauen Augen. Ihr stockte der Atem.
Er packte sie an den Armen, vermutlich nur, um zu verhindern, dass sie hinfiel. Aber sie spürte nichts außer seiner Berührung.
»Was wollt Ihr?«, fragte er. »Schnell. Ich habe keine Zeit.«
Er berührte sie. Sie konnte es kaum fassen. Sie stotterte und stammelte und brachte keinen sinnvollen Satz heraus. Sie stand nur eine Handbreite von dem Mann, den sie liebte, entfernt, und er lebte. Auf dieses Gefühl hatten auch Thomas und Iolanthe sie nicht vorbereiten können. Es war einfach atemberaubend.
»Oh«, wiederholte sie atemlos. »Nun.«
Er verdrehte ungeduldig die Augen. »Törichtes Weib«, murmelte er.
Das hatte er im Sommer häufiger zu ihr gesagt.
Abrupt ließ er sie los und wandte sich zum Gehen.
Nun, wenigstens hatte er sie nicht sofort in sein Verlies geworfen. »Laird MacDougal«, sagte sie und trat einen Schritt auf ihn zu, »es gibt etwas, das ich Euch sagen muss.«
Er drehte sich wieder zu ihr um und runzelte die Stirn. »Wer seid Ihr und von woher stammt Ihr? Euer Gälisch ist grauenhaft.«
Victoria hatte sich auf diese Fragen gut vorbereitet und die Antworten wochenlang geübt. Connor hatte ihr sogar beigebracht, was sie sagen und wie sie es ausdrücken musste, damit er sie nicht sofort für eine Hexe hielt.
»Mein Name ist Victoria.« Als er nicht sofort zu seinem Schwert griff, redete sie hastig weiter. »Ich bin von weither gekommen, um euch vor zukünftigen Ereignissen zu warnen.«
Auf seiner Stirn brauten sich Sturmwolken zusammen.
»Ich bin keine Hexe«, beteuerte sie eilig. »Werft mich nicht in Euer Verlies.«
»Bei allen Heiligen, Frau, ich denke, das wäre der richtige Ort für Euch.«
Victoria merkte, dass sich Leute um sie geschart hatten, die eifrig zuhörten. »Können wir irgendwo unter vier Augen sprechen?«
»Ja, in meinem Verlies.«
Damit hatte sie gerechnet. Sie hatte erwartet, dass er gar nicht mit ihr sprechen wollte und ungläubig auf das reagieren würde, was sie sagen wollte. Allerdings war sie nicht darauf vorbereitet, dass er so dicht vor ihr stehen würde, dass ihr die Knie weich wurden.
»Ah«, fuhr sie fort, »ich glaube aber, Ihr wollt hören, was ich zu sagen habe.«
Er verschränkte die Arme über der Brust und blickte sie finster an. »Ich nehme mir nur die Zeit, Euch zuzuhören, weil Ihr ein verdammt hübsches Mädchen seid. Und mir gefallen Eure roten Haare, obwohl Ihr für meinen Geschmack ein bisschen zu sehr wie eine McKinnon ausseht. Seid Ihr eine McKinnon?«
»Wäre ich auf Eurer Burg, wenn ich eine wäre?«, fragte Victoria zurück. Sie warf Cormac einen Blick zu, aber er schaute sie nur mit nachdenklich gerunzelter Stirn an. Sein Schwert steckte in der Scheide. So weit, so gut.
»Hm«, sagte Connor zweifelnd. »Ich werde das überprüfen, und wenn Ihr lügt, werfe ich Euch in meinen Kerker. Und jetzt kümmert Euch um Eure eigenen Angelegenheiten und lasst mich in Ruhe.«
Victoria wählte ihre Worte mit Bedacht. »Darf ich Euch zuerst noch eine Frage stellen? Habt Ihr einen französischen Spielmann auf Eurer Burg?«
Sein Gesichtsausdruck verfinsterte sich. »Warum fragt Ihr?«, knurrte er mit dieser leisen, gefährlichen Stimme, die sie schon ein oder zwei Mal gehört hatte. Siebenhundert Jahre später hatte er dabei allerdings nicht dieses riesige Breitschwert in der Hand gehalten.
»Ich frage«, erwiderte sie und senkte ebenfalls die Stimme, »weil es hinter dem Wald und dem Hügel, unten auf der Lichtung, einen Feenring gibt. Er ist ein Tor in die Zukunft. Ich bin dorther gekommen, um Euch zu sagen, was passieren wird, wenn der Franzose mit Eurer Frau und den Kindern geht und Ihr Euch auf die Suche nach ihnen macht.«
Connor hatte sie gewarnt, dass eine solche Behauptung ihm im Mittelalter sicher nicht gefallen würde.
Leider hatte er sie jedoch nicht darauf vorbereitet, wie er tatsächlich reagieren würde.
Der Connor, der vor ihr stand, brüllte auf und zog sein Schwert. Zum Glück hatte Ian MacLeod hart mit ihr trainiert, und Victoria duckte sich
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