Der Geist des Highlanders
erinnern, was genau es war.«
»Wollt Ihr es wissen?«, fragte Thomas.
Victoria schürzte die Lippen. Sein Gälisch war sehr gut. Vielleicht lag das ja daran, dass er mit einer Schottin aus dem Mittelalter verheiratet war. Möglicherweise kam es auch von seinen Zeitreisen. Allzu viel Zeit, darüber nachzudenken, hatte sie allerdings nicht, denn die beiden Streithähne schlugen bereits aufeinander ein, und das Schauspiel erforderte ihre ganze Aufmerksamkeit. Auch Mrs Pruitt wurde darauf aufmerksam.
»Meine Petunien!«, brüllte sie von der Tür her. »Meine Veilchen! Hört sofort auf, alle beide! Sucht euch einen anderen Garten, den ihr zertrampeln könnt!«
Beide Männer stammelten Entschuldigungen, dann gingen sie den Weg hinauf, wobei sie freundlich miteinander plauderten.
»Komm mit!«, sagte Victoria und zog Iolanthe von ihrem Stuhl hoch. »Wir müssen ihnen folgen. Das will ich nicht versäumen.«
Stöhnend erhob sich Iolanthe.
Die Männer kreuzten auf dem Parkplatz die Schwerter. »Ich wollte Euch schon vor einiger Zeit töten«, sagte Connor schwer atmend. »Jetzt ist eine gute Gelegenheit dazu, auch wenn ich nicht mehr weiß, was Euer Vergehen war.« Er schwieg. »Ihr habt vermutlich auch keine Ahnung?«
»Es hat Euch nicht gefallen, dass ich das Schloss dort oben umgebaut habe«, erwiderte Thomas liebenswürdig.
»Warum sollte ich etwas dagegen haben?«
»Thomas ...«, sagte Victoria warnend.
Connor zeigte kurz mit der Schwertspitze auf Iolanthe, bevor er weiterkämpfte. »Die Frau macht mich ebenfalls zornig. Ich frage mich warum.«
»Das könnt Ihr sie später selbst fragen, aber seid vorsichtig. Sie ist meine Frau.«
»Eure Frau? Aber sie war nicht immer Eure Frau, oder?« Connor hielt mitten im Stoß inne und blickte Thomas an. »Ich habe sie gekannt, bevor Ihr sie geheiratet habt, nicht wahr?«
Thomas nickte ernst. »Ja.«
»Aber das ist nicht möglich. Ich bin erst gestern Morgen in der Zukunft angekommen.«
»Iolanthe hat einige Zeit in dem Schloss oben gewohnt«, sagte Thomas vorsichtig.
»Thomas«, warnte Victoria ihn erneut.
Connor blickte nachdenklich in die Ferne, dann wandte er sich wieder Thomas zu. »Woher weiß ich diese Dinge?«
»Das ist eine lange Geschichte.«
»Erzählt sie mir.«
»Hier?«
»Hier.«
»Thomas!«, rief Victoria.
Thomas ignorierte sie. Connor achtete ebenfalls nicht auf sie. Sie war versucht, beiden ihre Schwerter abzunehmen und damit auf sie einzuprügeln. Thomas lehnte sich an die Kühlerhaube eines geparkten Wagens, und Connor tat es ihm nach.
»Oder möchtet Ihr Euch lieber setzen?«, fragte Thomas höflich.
»Werde ich das im Laufe Eurer Schilderungen wollen?«
»Wahrscheinlich.«
Connor tat es mit einer Handbewegung ab. »Nein, im Moment nicht. Wenn Ihr mich jedoch ärgert, beginne ich gleich wieder mit dem Kampf. Also, Ihr könnt beginnen.«
»Nun, hier ist die Geschichte.« Thomas lächelte. »Vor ein paar Jahren habe ich Schloss Thorpewold gekauft. Letzten Sommer kam ich hierher, um es zu restaurieren, stellte aber fest, dass es dort spukte.«
Connor riss die Augen auf. »Ihr habt sie also auch gesehen? Die Männer da oben?«
»Ja.«
»Nur sie?«
»Nein.«
»Wen noch?«
»Noch zwei andere.«
Connor wurde auf einmal ganz still. Er hielt sein Schwert so fest umklammert, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
»Zwei andere?«, fragte er zögernd. »Wen?«
Thomas nickte zu Iolanthe. »Diese schöne Frau dort.«
»Aber sie ist doch kein Gespenst.«
»Nein, das ist sie nicht mehr.«
Connor brauchte einige Zeit, um die Bemerkung zu verdauen. Dann holte er tief Luft. »Wer war das andere Gespenst?«
Thomas blickte Connor an, und Victoria fragte sich, ob sie diesen Moment wohl jemals vergessen würde.
»Ihr«, sagte Thomas schließlich.
Connor stand völlig unter Schock. Er schaute von einem zum anderen, und Entsetzen malte sich auf seinen Zügen.
Victoria wollte etwas sagen, aber der warnende Blick ihres Bruders brachte sie zum Schweigen.
Connor nahm sein Schwert in beide Hände. Victoria war sich nicht sicher, ob er einen von ihnen erstechen wollte. Aber er rammte es nur in den Kies und ging weg.
Iolanthe sprang auf und rannte ins Haus. Da Victoria davon ausging, dass sie wusste, wo das Badezimmer war, sah sie keinen Grund, ihre Schwägerin zu begleiten. Sie blieb sitzen und schaute Thomas an.
»Danke«, sagte sie sarkastisch.
Er legte sein Schwert wie ein Gewehr über die Schulter und trat zu ihr. »Später wirst
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