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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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Thorpewold zu erforschen. Er ging zu der Mauer, die noch am wenigstens verfallen war. Links davon befand sich ein gut erhaltener Turm. Connor trat näher, aber je näher er kam, desto mehr Angst stieg in ihm auf.
    Unten blieb er stehen und blickte die Steintreppe hinauf. Dort lauerte etwas Böses. Er war zwar nicht sicher, was dort passiert war, aber er war nicht schuld daran, und er hatte nicht das Bedürfnis, es herauszufinden. Entschlossen wandte er sich ab und ging an der Mauer entlang zum anderen Turm.
    Dieser war restauriert worden. Im unteren Stockwerk befand sich noch Victorias Theaterausrüstung. Es war noch gar nicht so lange her, dass nur die Außenmauern gestanden hatten, und Connor konnte sich gut daran erinnern, wie Thomas McKinnon eines Tages aufgetaucht war, und dann war gehämmert und geklopft worden, tagein, tagaus ...
    Nachdenklich betrachtete Connor den Turm und fragte sich, warum er all das noch so genau wusste.
    Er drehte sich zu Victoria um. Sie saß immer noch auf der Bühne, blickte aber zu den Toren, als wolle sie ihn mit seinen Entdeckungen allein lassen. Erneut blickte er zum Turm, dann wandte er sich ab, bevor er noch weitere unbegreifliche Reaktionen zeigte.
    Er schlenderte durch die Ruine und erkundete das, was vom großen Saal übrig geblieben war. Der Garten bestand nur noch aus einer Wiese. Er wusste, dass das nicht immer so gewesen war. Er sah eine Anlage voller Blumen vor sich und Männer, die sich im Schwertkampf übten. Er sah Mönche, die einer Frau Vorschläge für die Bepflanzung unterbreiteten. Verblüfft erkannte er, dass die Frau Iolanthe MacLeod war.
    Aber warum hatten sie das getan? Und wann war das gewesen?
    Connor lehnte sich an die Wand und ließ die Bilder einfach in sich aufsteigen. Als Erinnerungen konnte er sie nicht bezeichnen. Er war sich nicht sicher, wie er sie nennen sollte, aber es waren auch keine Lügengespinste.
    Chaos, Entsetzen, Enthauptungen. Und das war nur das gewesen, was er mit seinen Männern hier im Burghof getan hatte. Diese eigenartigen Männer, die einfach ihre Köpfe wieder auf ihre Hälse setzten und Verwundungen wegwischten, als ob es nur unbedeutende kleine Stiche wären. Er hätte gerne angenommen, dass das alles bloße Erinnerungen an seine Zeit als Laird des Clans MacDougal waren, aber daran hinderten ihn zwei Dinge. Zum einen wusste er, dass er die ganze Zeit über nicht einmal vom schottischen Regen durchnässt worden war, und zum anderen war ihm niemals kalt gewesen.
    Es war merkwürdig.
    Er stieß sich von der Mauer ab und ging zurück in den Hof. Er nickte Victoria zu, die ihn sofort verstand und von der Bühne heruntersprang, um sich ihm anzuschließen. Gemeinsam traten sie durch das Tor hinaus und ließen das Schloss mitsamt seinen unliebsamen Offenbarungen hinter sich.
    Er schüttelte den Kopf. Konnte es wirklich sein, dass er Jahrhunderte lang ein Gespenst gewesen war und arme Sterbliche nur deshalb gequält hatte, weil sich ihm die Möglichkeit dazu bot?
    Er überlegte. Vielleicht hatte sein Dasein als Geist ihn wütend gemacht. Und da der Franzose ihn gegen seinen Willen in diesen Zustand versetzt hatte, war es nur zu verständlich, dass er sein sonniges Gemüt verloren hatte.
    Ja, das war denkbar.
    Aber es gelang ihm nicht, sich mit dem Gedanken anzufreunden, dass er tatsächlich über Jahrhunderte hinweg ein Schatten gewesen war.
    Wenn das so war, warum war er denn dann jetzt lebendig?
    Er war lebendig, weil Victoria McKinnon sich ins mittelalterliche Schottland gewagt hatte, um ihm Dinge zu erzählen, die er ohne sie nie erfahren hätte.
    »Mit wem möchtest du dich im Gasthaus unterhalten?«, unterbrach sie seine Gedanken.
    Er seufzte. »Am liebsten würde ich mit überhaupt keinem sprechen, aber ich werde es tun müssen.«
    Victoria nickte und ging eine Zeit lang schweigend neben ihm her. Connor musterte sie verstohlen. Hatte sie wirklich Gälisch gelernt, um ihm das Leben zu retten? Aber warum? Was wollte sie denn hier in der Zukunft mit ihm anfangen? In der Vergangenheit, ja, da war er jemand gewesen. Er hatte als Laird über einen großen, angesehenen Clans geherrscht, und auf Morag zumindest hatte das Eindruck gemacht.
    Bei der Gelegenheit fielen ihm wieder seine Kinder ein, und er trauerte aufs Neue um sie.
    Das Leben jedoch, das er zurückgelassen hatte, fehlte ihm nicht im Geringsten.
    Zunächst überraschte ihn dieser Gedanke, aber je länger er darüber nachdachte, desto wahrer erschien ihm diese Erkenntnis. Was

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