Der Geist des Highlanders
war gut geeignet für einen kleinen Zweikampf. Hier und dort standen Kisten herum, und es gab jeweils einen Thron für Hamlets Mutter und Onkel, und sogar einen Sarg, der allerdings beiseite geschoben worden war, bis man ihn brauchte. Ja, dachte Connor, das war die richtige Umgebung für ihn.
»Oh, seht nur, da gehen sie.« Ambrose zeigte aufs Tor. »Oh, und dieser Fellini läuft direkt hinter ihnen her.« Er wendete sich zu Connor um. »Aber wir überlassen sie einfach ihrem Schicksal. Hier gilt es Aufgaben zu erfüllen, die einem Mann besser anstehen ...«
Connor senkte sein Schwert, das er bereits erhoben hatte. »Das ist vielleicht Eure Meinung, aber ich bin anderer Auffassung. Welcher Mann, der noch kämpfen kann, lässt hilflose Frauen in ihr Unglück laufen?«
Ambrose hüstelte. »Nur zu wahr«, gab er zu. »Ich bewundere Euch für Eure Überzeugungen. Dann macht Euch auf den Weg und tut Eure Pflicht.«
Connor hatte kurz den Eindruck, als wolle Ambrose ihn manipulieren und dazu bringe, Victoria und ihrer Großmutter zu folgen.
Aber spielte das eine Rolle?
Nein, beschloss er; wenn die beiden Frauen tatkräftige Unterstützung brauchten, würde er zur Stelle sein.
„Wir sehen uns dann um Mitternacht in der Küche«, fügte Ambrose hinzu und schob sein Schwert wieder in die Scheide. »Ich habe neue Lesebücher für Euch.«
»Ach, du lieber Himmel«, stöhnte Connor. »Aber bitte keine Geschichten mehr über diese amerikanischen Kinder. Wenn ich noch mehr von den Abenteuern dieser Bälger lesen muss ...«
»Nein, diesmal sind es echte schottische Erzählungen. Viel Blutvergießen. Gemetzel. Sieg und Ruhm für die Highlander. «
»Dann komme ich gerne«, erklärte Connor. Er sprang von der Bühne und verließ den Burghof.
Er folgte der kleinen Gruppe zu einer Wiese. Victoria und Mary schleppten den Korb, während Fellini umherschlenderte und sich mit der Umgebung vertraut machte. Connor hätte am liebsten sein Schwert gezogen und ihn mit einem wütenden Highlander vertraut gemacht.
Es reizte ihn bis aufs Blut, dass Victoria Fellini so bewundernd anschaute, und was Fellini anging, so hätte er ohnehin eine Abreibung verdient.
Connor ließ sich bequem im Schatten eines nahe gelegenen Wäldchens nieder und beobachtete die drei. Mary aß zwar etwas, es schien ihr aber nicht zu schmecken, was ja auch kein Wunder war.
Auch Victoria nahm kaum etwas zu sich, aber das lag wohl eher daran, dass sie die ganze Zeit über Fellini anstarrte und ihm förmlich an den Lippen hing. Connor hätte ihr am liebsten gesagt, sie solle den Kerl zum Teufel jagen, aber es ging ihn ja nichts an, und so hielt er sich zurück.
Fellini langte mit gutem Appetit zu, und dabei gelang es ihm auch noch, die ganze Zeit über zu schwatzen. Bei allen Heiligen, der Mann konnte einen wirklich zur Weißglut bringen.
Schließlich tupfte sich Fellini den Mund mit einem weißen Tuch ab und stand auf. »Victoria«, sagte er gebieterisch, »komm mit mir. Ich habe etwas mit dir zu besprechen.«
Victoria erhob sich gehorsam. Sie wirkte keineswegs irritiert. »Granny, kommst du allein zurecht?«
»Natürlich, Liebling.«
»Wir gehen auch nicht weit.«
»Mach dir keine Gedanken um mich. Ich kann mich schon beschäftigen.«
Victoria nickte und folgte Fellini. Connor trat aus seinem Versteck hervor - er hatte hinter einem Baum gestanden, um die Szene zu beobachten - und blickte ihr nach. Sie wirkte erschöpft. Aber das war ja auch kein Wunder, wenn sie ihre Energie ständig an diese unwürdigen Schauspieler verschwendete.
Mary winkte ihm zu.
»Connor, kommt her und setzt Euch.«
Seufzend schnallte er sein Schwert ab und setzte sich neben die alte Dame auf die Decke.
»Was für ein unerfreulicher Nachmittag«, stieß er hervor.
»Ja, nicht wahr?«, entgegnete sie. »Lasst uns von etwas anderem sprechen, bevor ich diesem Mann etwas antue.« Sie lächelte ihn an. »Erzählt mir doch, womit Ihr Eure Zeit verbringt. Stört es nicht sehr, dass Vikki ihr Stück in Eurem Schloss aufführt?« »Es stört insofern, als dass ich eigentlich auf der Suche nach einem Hauptmann für meine Garnison bin, aber es ist auszuhalten.«
»Müsst Ihr überhaupt suchen? Stehen die Männer nicht Schlange für dieses Privileg?«, fragte Mary.
»Das sollte man meinen, aber ich muss sie mit dem Schwert dazu zwingen, sich zu bewerben.«
»Das kann man sich gar nicht vorstellen.«
Connor fand Victorias Großmutter immer einnehmender. Sie begriff nicht nur sofort, was
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