Der Geist des Highlanders
zuzugeben.«
Thomas begann zu grinsen. »Interessant.«
»Interessant wäre es zu beobachten, wie Euer Kopf sich von Euren Schultern löst.«
»Wer würde dann für Eure Unterhaltung sorgen?«, versetzte Thomas. »Victoria? Sie ist viel zu sehr mit ihren Proben beschäftigt. Ihr müsst Euch schon mit mir begnügen.« Er schwieg und blickte zu seiner Schwester. »Unglaublich, dass sie sogar heute probt.«
»Was soll sie denn sonst machen? Sie trauert.«
»Besonders erschöpft sieht sie nicht aus.«
»Ihr seid ein Narr«, sagte Connor nachdrücklich. »Sobald sie innehält, wird sie sich die Seele aus dem Leib weinen. «
Thomas blickte ihn ernst an, konnte jedoch ein leises Zu-cken seiner Mundwinkel nicht unterdrücken. »Ihr scheint Euch ja gut mit ihrem Seelenleben auszukennen.»
»Fahrt zur Hölle, McKinnon«, unterbrach ihn Connor. »Aber lasst die Schlüssel für mein Schloss da. Ich bin es leid, dass ihr ständig meinen Frieden stört.« Er funkelte Thomas wütend an.
Thomas lachte. »Ihr seid bestimmt nur jetzt so nett zu Vic, damit Ihr sie später ordentlich erschrecken könnt.«
Darauf fiel Connor keine passende Erwiderung ein.
Thomas blickte sich um, aber sein Lächeln erlosch, als er Michael Fellini sah. Er runzelte die Stirn. »Ist das ihr Star?«
»Ja.«
»Er gefällt mir nicht.«
»Eure Meinung von ihm wird nicht besser werden, wenn Ihr ihn erst einmal kennengelernt habt.«
Thomas musterte Fellini, der auf ihn zukam, ein aalglattes Lächeln im Gesicht. Er streckte seine Hand aus.
»Sie müssen Victorias Bruder sein.«
»Thomas McKinnon«, sagte Thomas und schüttelte ihm die Hand. »Und Sie sind bestimmt Michael Fellini. Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, hat Victoria ein regelrechtes Loblied auf Sie gesungen.«
Fellini schwoll der Kamm, und Connor hätte am liebsten sein Schwert gezogen.
»Ihre Schwester ist ganz reizend. Aber«, sagte er und senkte verschwörerisch die Stimme, »ich muss zugeben, dass ich mir große Sorgen um sie mache.«
Thomas beugte sich vor und warf ihm einen übertrieben interessierten Blick zu. »Ach ja? Aus welchem Grund?«
»Sie arbeitet bis zur Erschöpfung, und ich befürchte, das schadet ihrer Gesundheit.«
Thomas nickte ernst. »Ja, sie steigert sich wirklich in die Produktion hinein und lässt sich durch nichts ablenken. Haben Sie denn einen Vorschlag, wie man das ändern könnte?« »Nun, wie Sie wahrscheinlich wissen, bin ich ein großartiger Regisseur«, erwiderte Fellini. »Ich verdiene zwar meinen Lebensunterhalt mit Schauspielunterricht, aber Regie führen kann ich auch. Wenn Sie glauben, dass es sinnvoll ist, biete ich gerne an, Victoria zu entlasten. Aber nur, wenn Sie es für richtig halten. Ich möchte mich nicht aufdrängen.«
»Nein, ganz bestimmt nicht«, warf Connor ein.
Michael warf Thomas einen überraschten Blick zu. »Haben Sie etwas gesagt?«
»Das muss der Wind gewesen sein«, sagte Thomas. »Vermutlich eine dieser besonders unangenehmen Böen aus Osten. Ich bin Ihnen sehr dankbar für Ihr Angebot, und ich werde mit Vic sprechen. Aber sie ist recht eigensinnig.«
Fellini lächelte liebenswürdig. »Ja, das habe ich schon gemerkt. Wirklich, ich greife Ihnen jederzeit gerne unter die Arme, indem ich Regie führe.«
Thomas nickte. Connor streichelte zärtlich über seinen Schwertknauf, während er Fellini hinterherblickte.
»Ihr mögt ihn nicht?«, fragte Thomas leise.
»Nein. Und ich traue ihm auch nicht.«
Thomas zog eine Augenbraue hoch. »Das ist ja ganz was Neues. Wir beide auf der gleichen Seite.«
»Wenn der Feind ein solcher Taugenichts ist, was bleibt uns denn anderes übrig? Aber erwartet bloß nicht, dass dieses Bündnis andauert«, warnte Connor.
»Nein, um Himmels willen«, erwiderte Thomas. »Seht, die Truppe packt zusammen. Ich muss mich beeilen.«
Connor beobachtete, wie Thomas Victoria bedrängte, bis sie ihn anschrie, er solle ins Gasthaus zurückgehen und dort auf sie warten. Thomas warf resigniert die Hände hoch und ging davon. Connor schürzte die Lippen. Bei allen Heiligen, der Mann kannte Victoria doch schon seit Jahren; hatte er denn keine Ahnung, wie man mit ihr umgehen musste?
Connor jedenfalls war so klug abzuwarten, bis alle Schauspieler weg waren und Victoria Fred die erforderlichen An-
Weisungen gegeben hatte, bevor er sich langsam von der Mauer abstieß und auf sie zuging. Als sie sich auf eine Bank an der Flanke des Rittersaales setzte, ließ er sich neben ihr nieder, sagte jedoch
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