Der Geist des Highlanders
Heiligen.«
»Dummes Geschwätz«, sagte Victoria. Aber sie war erleichtert. Dabei hätte es sie eigentlich ärgern müssen, weil sie sicher war, Krisen genauso gut zu meistern wie ihr Bruder.
Aber wenn sie wirklich jemanden brauchte, war er immer für sie da - ungefragt und ohne es ihr unter die Nase zu reiben. Das war eigentlich ein schöner Zug von ihm.
Sie seufzte. »Jetzt bleibt mir wahrscheinlich nichts anderes übrig, als Mom und Dad anzurufen. Davor graut es mir.« Sie warf Connor einen Blick zu. »Meine Mutter wird außer sich sein.«
»Wenn deine Mutter auch nur ein wenig nach ihrer Mutter kommt, wird sie es mit Fassung tragen«, meinte Connor. »Deine Granny ist eine furchtlose Frau.«
Das Telefon klingelte. Automatisch nahm Victoria ab. »Hallo?«, sagte sie zögernd.
»Hast du Mom und Dad angerufen?«
Sie seufzte. »Nein. Übernimmst du das für mich?«
»Klar«, erwiderte Thomas. »Ich melde mich gleich nochmal.«
Victoria legte auf und blickte Connor an. »Thomas ruft meine Eltern an. Wir werden bald hören, wie sie es aufnehmen.« Sie schwieg. »Du glaubst doch nicht, dass meine Granny ...«
»Nein, das glaube ich nicht«, unterbrach er sie in scharfem Tonfall. »Und du solltest auch nicht an etwas Derartiges denken. Es ist ihr bestimmt nichts passiert, und sie rechnet sicher fest damit, dass du ihr zur Hilfe kommst. Die Behörden mögen zwar gut ausgebildete Leute haben, aber sie haben einen weniger starken Antrieb, sie zu finden, als wir.«
Victoria nickte. Sie zuckte zusammen, als das Telefon erneut klingelte. Zögernd griff sie zum Hörer.
»Ja?«
»Mom und Dad sind okay.«
Victoria stieß langsam die Luft aus. »Wirklich?«
Thomas lachte leise. »Mom hat gesagt, du solltest dir keine Sorgen machen. Dad hat gesagt, und jetzt zitiere ich: >Die Frau geht ohne ihren Beutel voller Stahlnadeln nirgendwohin. Sie hat sogar mich schon ein paar Mal damit terrorisiert. Es wird ihr schon nichts passiert sein.<«
Victoria lächelte mühsam. »Ich kann mir bildlich vorstellen, wie Granny Dad zur Ordnung ruft.«
»Ja. Sie wird schon wieder auftauchen.«
»Hoffentlich.«
»Dad hat auch sofort einen Flug gebucht. Sie kommen ebenfalls. Leg du dich am besten jetzt hin und schlaf darüber. Übermorgen sind wir wahrscheinlich alle schon da, und dann sehen wir weiter.«
Victoria nickte, verabschiedete sich und legte auf. »Sie kommen alle hierher«, sagte sie erleichtert zu Connor.
»Das sollten sie auch«, erwiderte Connor.
»Ich glaube, meine Mom ist in Ordnung.«
»Das ist wohl das MacLeod-Blut«, meinte Connor. »Und dieses Kompliment fällt mir nicht leicht.«
Victoria lächelte kurz. »Sie ist sehr an paranormalen Phä-nomenen interessiert. Dem zweiten Gesicht und solchen Dingen. Sie und Ambrose werden sich bestimmt gut verstehen.«
»Zweifellos.«
»Zumindest kann ich mich dafür verbürgen, dass Thomas keine Ahnung von der Welt der Geister hat.« Sie schwieg. »Außer von dir, natürlich.«
Connor begann zu husten, und Victoria warf ihm einen misstrauischen Blick zu.
»Was ist los?«
»Mich überkam gerade ein unüberwindbares Verlangen, auf deinen Bruder loszugehen«, sagte Connor.
»Das solltest du vielleicht lieber sein lassen. Er bringt seine Frau Iolanthe mit.«
»Das habe ich mir gedacht.«
»Kennst du sie?«
»Ich habe sie ein oder zwei Mal gesehen«, erwiderte er ausweichend.
Victoria wunderte sich über seinen Tonfall, aber im Moment gingen ihr wichtigere Dinge durch den Kopf, deshalb beließ sie es dabei. Aber irgendetwas war faul an der Sache. Das würde sie später herausfinden.
Sie schloss die Augen. »Ich glaube, mir geht es gut. Wenn du möchtest, kannst du gehen.«
Connor schwieg.
»Wirklich«, fügte Victoria hinzu.
Er lächelte grimmig. »Wenn du mich loswerden willst, dann gehe ich.«
»Ich will mich nur nicht aufdrängen.«
»Das hast du von Anfang an getan. Jetzt ist es zu spät für eine Entschuldigung.«
»Dann bleibst du also?«, fragte sie schläfrig.
»Wenn du nicht schnarchst, ja.«
Victoria machte es sich in dem weichen Sessel gemütlich. »Wenn ich schnarche, kannst du mich ja wecken«, bot sie ihm an.
Es war noch dunkel, als sie erwachte. Dass sie überhaupt geschlafen hatte, merkte sie nur daran, dass die Armlehne ihres Sessels feucht war. Vielleicht konnte sie nur im Schlaf weinen.
Connor saß ihr gegenüber auf einem harten Stuhl, die Arme über der Brust verschränkt, und beobachtete sie.
Sein Gesichtsausdruck war sanft.
Aber
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