Der Geist des Highlanders
hören.«
Thomas klopfte Fellini kumpelhaft auf die Schulter. Der Mann eilte die Treppe hinauf.
»Ich brauche jemanden, der meine Koffer trägt«, rief er über die Schulter.
Thomas erwischte Victoria am Ellbogen, bevor sie ihm nachlaufen konnte. »Wag es nicht«, sagte er leise. »Er wird alleine damit fertig.« Lächelnd blickte er seine Schwester an. »Außerdem meine ich eben Mom und Dad gehört zu haben.«
Connor lehnte sich an die Anrichte und wartete auf den Rest von Victorias Familie. Victoria schien sich nicht wohl in ihrer Haut zu fühlen. Sie machte den Eindruck, als ob sie lieber irgendwo anders gewesen wäre. Connor blickte sie an und bedeutete ihr, zu ihm zu kommen. Erleichtert trat sie neben ihn.
»Bereite dich auf unsere zahlenmäßige Überlegenheit vor«, sagte sie mit schwachem Lächeln.
Die Tür ging auf, und Victorias Eltern traten ein. Ihr Vater, der seine Tochter sogleich in seine Arme zog, war groß und kräftig und hatte eine ähnliche Statur wie Thomas. Er blickte sich misstrauisch um, als erwartete er, jeden Augenblick angegriffen zu werden. Connor strich sich nachdenklich übers Kinn. Vielleicht hatte der Mann ja schon Erfahrungen mit den drei Gespenstern im Boar’s Head gemacht.
Auch seinen Sohn bedachte Lord McKinnon mit einer kurzen, männlichen Umarmung, wobei er ihm kräftig auf den Rücken schlug. Connor nickte zustimmend. So hatte auch sein eigener Vater seine Zuneigung geäußert.
Victorias Mutter sah aus wie eine echte Schottin: stark, klug und schön. Es war kein Wunder, dass Victoria und Megan so hübsch anzusehen waren.
Connor dachte eben darüber nach, dass er Ersterer stärker zugetan war, als die Tür aufging und eine weitere McKinnon eintrat.
»Jenner!«, rief Victoria überrascht aus. »Was machst du denn hier?«
»Dir meine Hilfe anbieten«, erwiderte die junge Frau und schlang die Arme um Victorias Hals. »Du siehst schrecklich aus.«
Victoria löste sich aus ihrer Umarmung. »Ich habe in vier Tagen Premiere; in dieser Phase sehe ich immer so aus.«
»Das ist Victorias Schwester, Jennifer.«
Connor zuckte zusammen und warf Ambrose, der wie aus dem Nichts neben ihm aufgetaucht war, einen bösen Blick zu. »Würdet Ihr bitte damit aufhören? Das nächste Mal könnt Ihr Euch wenigstens kurz ankündigen.«
Ambrose lächelte nur. »Ich habe gehört, sie ist eine brillante Musikerin und eine sehr gute Schauspielerin.«
»Und warum wirkt sie nicht in Victorias Stück mit?«
»Sie tritt weder als Geigerin noch als Schauspielerin auf«, erklärte Ambrose. »Ich kann Euch allerdings nicht sagen, warum. Sie arbeitet mit ihrer Mutter zusammen. Die beiden entwerfen Kindermode.« Er schwieg. »Sie ist unverheiratet.«
Connor blickte Ambrose misstrauisch an. »Steht das arme Mädchen etwa auch auf Eurer Liste?«
»Mein Junge, sie sind alle auf meiner Liste.«
Connor schwieg. Also hatte Ambrose für jeden von den Geschwistern seine Pläne? Megan war glücklich mit diesem stinkreichen de Piaget verheiratet. Er nahm an, dass Thomas mit Iolanthe MacLeod ebenfalls glücklich war. Jennifer, die jüngste von Thomas’ Schwestern, hatte Ambrose offensichtlich noch nicht in die Finger bekommen - zumindest bis zum jetzigen Zeitpunkt.
Connor hielt inne.
Und Victoria?
Er würgte an dem Gedanken, bis er ihn schließlich ausspuckte wie ein glühendes Stück Kohle. »Habt Ihr etwa jemanden für Victoria im Sinn?«, stieß er hervor.
Ambrose streckte sich, dass seine Gelenke knackten, betrachtete eingehend seine Fingernägel und fuhr glättend mit der Hand über seine Silberlocken. Erst dann wandte er sich zu Connor.
»Das würdet Ihr wohl gerne wissen, was?«, sagte er und verschwand.
Connor war so überrascht, dass es ihm die Sprache verschlug. Ja, natürlich wollte er das gerne wissen! Und wenn er den Namen des unseligen Hurensohns erfuhr, würde er ihm sein armseliges Leben zur Hölle machen!
Aber plötzlich durchfuhr ihn ein anderer Gedanke. Warum, bei allen Heiligen, kümmerte es ihn überhaupt, wen Victoria McKinnon heiratete?
Bevor er sich jedoch einreden konnte, dass es ihn überhaupt nicht interessierte, stand auf einmal Victoria auf seiner einen und Thomas auf seiner anderen Seite, und er legte sein Gesicht rasch in ernste Falten, damit sie ihm seine Überlegungen nicht ansahen.
»Jen kann auf der Couch im Zimmer von Mom und Dad schlafen«, sagte Victoria. »Du und Iolanthe, ihr nehmt Ambroses Schlafzimmer. Er hat bestimmt nichts dagegen.«
»Ja, wir sind auf
Weitere Kostenlose Bücher