Der Geist des Highlanders
ausgewichen ist«, sagte Ambrose.
»Ich bin nicht ausgewichen«, erwiderte Connor barsch. »Ich habe nur Victoria zuliebe eingelenkt. Sie kann im Moment nicht klar denken, sonst hätte sie nie in diesem Tonfall mit mir gesprochen.«
»Natürlich nicht«, erwiderte Ambrose, dem man anhörte, dass er sich das Lachen kaum verkneifen konnte.
Victoria ignorierte sie alle und konzentrierte sich auf die Szene vor ihr. Jamie ging hin und her, bückte sich, studierte das Gras und ging dann weiter.
Schließlich sagte er etwas zu Thomas, der nickte und zu Victoria kam.
»Ich glaube, du wartest besser im Gasthaus auf uns.«
»Ich soll auf euch warten?«, fragte Victoria. »Soll das heißen, du schickst mich weg?«
»So in etwa«, erwiderte Thomas leichthin.
Victoria zögerte, aber dann zuckte sie mit den Schultern. »In Ordnung.«
Thomas blinzelte. »Du gehst tatsächlich?«
»Hast du mich nicht gerade darum gebeten?«
»Ich hätte nicht gedacht, dass du es wirklich tun würdest.«
»Doch, ich gehe«, erklärte Victoria. »Wir alle machen uns auf den Rückweg«, betonte sie.
Die drei aus dem Boar’s Head wandten sich bereitwillig zum Gehen, und selbst Connor schloss sich ihnen an.
Victoria nickte ihrem Bruder freundlich zu und lief dann hinter den anderen her.
Als sie weit genug weg waren, rief sie in bester Schauspielermanier: »Meine Uhr! Sie muss mir vom Arm gerutscht sein. Geht ihr schon weiter, ich suche sie rasch.«
Ambrose runzelte die Stirn: »Aber wir können dir doch helfen ...«
»Ach was, ihr kümmert euch besser um Iolanthe.«
Ambrose nickte. »Ja, da hast du recht. Kommt, Jungs, auf zum Gasthaus.«
Connor wollte ihnen folgen, aber Victoria hielt ihn zurück.
»Du nicht«, flüsterte sie.
Verwirrt blieb er stehen. »Ich?«, fragte er.
»Ja, natürlich du.« Sie nickte in die Richtung, in der Jamie und Thomas die Wiese untersuchten. »Du glaubst doch nicht, dass ich Thomas das Feld allein überlasse.«
»Ich wusste doch, dass es richtig war, dass ich dich noch nicht zu Tode erschreckt habe«, sagte er zufrieden.
»Ja, verhalte dich bitte diskret.«
»Diskret?« »Sie dürfen dich nicht sehen. Thomas ist der Sohn meiner Mutter, aber was Jamie angeht, bin ich mir noch nicht ganz im Klaren; er ist mir verdächtig. Ich möchte die beiden ein wenig beobachten ...«
»Folge mir«, sagte Connor.
Sie schlichen durch das hohe Gras und gelangten schließlich an die Stelle, wo die beiden Irren standen und über Blumen diskutierten.
»Das ist eindeutig ein Feenring«, sagte Jamie gerade.
»Ja, ich habe mir gedacht, dass du es sofort erkennst.«
Victoria riss erstaunt die Augen auf. Connor verzog höhnisch das Gesicht.
»Er hat wohl zu viele Blumen gepflückt, sodass der Duft ihm den Verstand benebelt hat.«
Victoria beugte sich vor, um besser hören zu können.
»Hältst du es für möglich?«, fragte Thomas gerade.
»Bei dieser Art von Blumen ist alles möglich«, erwiderte Jamie und strich sich nachdenklich übers Kinn. »Und immerhin sind wir in Schottland, auch wenn die englische Grenze so nahe ist, dass man den unangenehm scharfen Wind schon spürt.«
Thomas lachte. »Jamie, du bist aber nicht besonders tolerant gegenüber deinen Nachbarn im Süden.«
»Ich wäre toleranter, wenn die Staatskasse nicht so tief in meinen Geldsäckel greifen würde.«
»Geldsäckel«, flüsterte Victoria. »Was für ein ungewöhnlicher Ausdruck.«
Connor grunzte. »Wenn du mich fragst, stammt seine Sprache direkt aus dem Mittelalter.«
Victoria nickte. Zu gegebener Zeit würde sie Iolanthe einige Fragen stellen müssen.
»Und?«, fragte Thomas und steckte die Hände in die Taschen. »Was ist deine Meinung?«
»Es gibt nur einen Weg, um es mit Gewissheit sagen zu können«, erwiderte Jamie.
Und damit trat er absichtlich mitten in den Blumenkreis hinein.
Und war verschwunden.
Victoria keuchte auf und ließ sich auf den Hosenboden fallen. Sie war sprachlos. Zum Glück dauerte dieser Zustand bei ihr nie lange an.
»Hast du gesehen, was ich gesehen habe?«, fragte sie Connor.
»Er ist ein Dämon«, hauchte Connor und bekreuzigte sich.
»Entweder das oder ein verdammt guter Zauberer.« Victoria stand wieder auf. »Komm mit. Ich werde von meinem Bruder ein paar Antworten erzwingen.«
»Gerne«, erwiderte Connor. »Darf ich ihm körperlichen Schaden zufügen?«
»Du musst warten, bis du an der Reihe bist.«
Thomas drehte sich um, als sie näher kamen. Er wirkte nicht besonders überrascht. Victoria
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