Der Geist des Highlanders
geschäftlich unterwegs sein wird.«
»Wie kannst du nur so unbekümmert damit umgehen?«, rief Victoria aus.
»Ich kenne Jamie. Ihm wird schon nichts passiert sein.«
Victoria blickte Connor an. »Machst du dir ebenso wenig Sorgen?«
Connor zuckte mit den Schultern. »Ich kann Jamie MacLeod nicht zurückbringen. Wie schon gesagt, irgendetwas an ihm ist eigenartig.« Er warf Thomas einen fragenden Blick zu. »Er hat etwas Beunruhigendes, etwas irgendwie Mittelalterliches.«
»Er ist ein Highlander«, erwiderte Thomas. »Ihr seid eben ein seltsamer Haufen.«
»Sicher, aber das erklärt keineswegs die Besonderheiten dieses Mannes.«
»Antworten«, ergänzte Victoria. »Ich will Antworten.«
»Du wirst sie bekommen«, erwiderte Thomas.
»Wann?«
»Oh, sieh mal, da ist das Gasthaus.« Thomas beschleunigte seinen Schritt. »Ich muss kurz nachsehen, wie es Iolanthe geht.«
Victoria blickte ihm nach, als er in Laufschritt verfiel. Sie wandte sich an Connor.
»Er verheimlicht etwas.«
»Ja.«
»Was mag das wohl sein?«
»Es gibt nur einen Weg, es herauszufinden.«
»Folter?«
Er lächelte.
Victoria keuchte leise. »Das ist ein eher unangenehmes Lächeln.«
»Ich habe auch mehrere Jahrhunderte lang daran gearbeitet. «
»Schau mich bitte nie wieder so an. Ich habe allerdings nichts dagegen, wenn du es möglichst oft bei meinem Bruder einsetzt. Er wird sich vor Angst in die Hosen machen.«
»Ach ja, immerhin kann ich ein wenig träumen.«
Victoria lächelte ihn an. »Ich mag dich.«
Seine Augen weiteten sich überrascht, und ihr wurde klar, was sie da gesagt hatte.
»Lass uns gehen«, meinte sie hastig. »Sonst entkommt er uns am Ende noch.«
Connor nickte. »In Ordnung.«
Schweigend gingen sie nebeneinander her, und Victoria warf Connor einen verstohlenen Blick von der Seite zu. Er sah nicht ärgerlich aus. Er wirkte eher nachdenklich.
Wahrscheinlich fragte er sich gerade, was er mit einer Frau anfangen sollte, die offensichtlich dabei war, den Verstand zu verlieren.
Dasselbe fragte sie sich auch.
13
Michael Fellini duckte sich hinter dem kleinen Steinwall und beobachtete, wie Victoria McKinnon und ihr Bruder die Straße zum Gasthaus entlanggingen. Als sie weg waren, ließ er sich mit einem Plumps zu Boden sinken. Mrs Pruitts Fernglas hing schwer um seinen Hals.
Er hatte gerade gesehen, wie ein Mann verschwunden war.
Oder hatte er sich das eingebildet?
Im Film wäre das ein hübscher Spezialeffekt gewesen, aber leider war es mitten im ländlichen Großbritannien passiert.
Schwankend erhob er sich und ging zu der Stelle, wo er diesen MacLeod zum letzten Mal gesehen hatte. Allerdings näherte er sich nur vorsichtig; schließlich wollte er sich nicht unnötig in Schwierigkeiten bringen. Er sah nur Wiese. Ach ja, und diese Blumen, die im Kreis wuchsen. Was hatte es damit auf sich?
Eine Falltür war nicht zu erkennen. Nein, so leicht konnte man hier nicht verschwinden.
Nun, er würde eben weiter lauschen müssen. Heute morgen hatte er kaum etwas mitbekommen. Vielleicht hatte ja Mrs Pruitt ein Gerät, das die Sache erleichterte. Ärgerlich war nur, dass sie ihre ganzen Apparate unter dem Kopfkissen aufbewahrte, was es ihm ziemlich schwer machte, daran zu kommen.
Plötzlich hielt er inne. Pruitt war paranormalen Phänomenen auf der Spur. Bedeutete das, dass es Gespenster im Gasthaus gab? Gingen auch hier draußen auf der Wiese übernatürliche Dinge vor?
Er überlegte.
Ach was, das war unmöglich. Die alte Schachtel hatte einfach mehr Zeit, als ihr gut tat. Er würde dafür sorgen, dass sie ein bisschen Arbeit bekam. Sein Zimmer war völlig unzureichend, und sie sollte sich lieber um das Wohl ihrer Gäste kümmern als nach Gespenstern Ausschau zu halten.
Verbissen marschierte er die Straße entlang. Warum interessierte er sich eigentlich so für diese Vorfälle? Es konnte ihm doch völlig gleichgültig sein, dass Victorias Großmutter verschwunden war. Sie war wahrscheinlich entführt worden, auch wenn er keine Ahnung hatte, wie jemand auf so eine Idee kommen konnte. Aber irgendetwas an der Art, wie sie verschwunden war, und an den Aktivitäten, die daraufhin eingesetzt hatten, hatte ihn fasziniert. Und als er auf Mrs Pruitts Ausrüstung gestoßen war, hatte das seine Neugier nur noch verstärkt.
Vielleicht fand er ja die alte Frau, rettete sie, und Thomas ließ ihn aus Dankbarkeit Victorias Tätigkeit übernehmen.
Vergnügt rieb er sich die Hände.
Es gab noch wahre Ritterlichkeit.
Er war
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