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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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hatten, wie immer, nur Augen füreinander.
    Niemand schien sich mehr Sorgen darüber zu machen, dass Granny weg war. Und auch, dass James MacLeod verschwunden war, schien keinen zu interessieren. Victoria kam sich vor wie in einem grauenerregenden Theaterstück, dessen Ende sie herbeisehnte.
    Mühsam würgte sie ihr lauwarmes Gemüse herunter und rang um Fassung. Es würde schon alles gut werden. Jamie würde wieder auftauchen, und vermutlich würde er ihre Großmutter mitbringen.
    Jedenfalls hoffte sie das.
    Sie kaute gerade auf einem Stück Brot, als die Tür zum Esszimmer aufflog. Beinahe erwartete sie, eines der Gespenster zu sehen, die gekommen waren, um Michael einen Schreck einzujagen. Aber es war kein Geist. Es war auch kein Schauspieler.
    Es war James MacLeod.
    Er sah aus, als käme er direkt aus dem elisabethanischen Zeitalter.
    Victoria fiel der Teller aus der Hand, so schnell stand sie auf. Aber bevor sie etwas sagen konnte, hatte Thomas sich schon erhoben und war auf Jamie zugegangen. Er wirkte überhaupt nicht überrascht, den Schotten zu sehen.
    »Thomas weiß etwas«, murmelte Victoria Connor zu.
    »Das glaube ich auch«, knurrte Connor.
    »Ich würde ihm am liebsten die Daumenschrauben anlegen, um die Wahrheit aus ihm herauszupressen.«
    »Ja, bei ihm sind solche Mittel angebracht.«
    Jamie setzte sich sofort, um hungrig zu essen, und während Victoria ihn beobachtete, überlegte sie, warum Thomas sein Erscheinen so gelassen aufgenommen hatte. Hatte er damit gerechnet? Es war unwahrscheinlich, dass ihr Bruder selber schon Erfahrungen mit solchen Feenringen gemacht hatte.
    Nein, auf gar keinen Fall! Er konnte gut mit Geld umgehen, aber mit einem Schwert? Ha! Er würde wahrscheinlich darüber stolpern und sich verletzen.
    Erneut blickte sie zu Jamie, der immer noch heißhungrig das Essen in sich hineinschaufelte. Wenn sie doch endlich mit ihm reden könnte! Aber ihre Schauspieler trödelten mit dem Dessert, und als sie sich dann auch noch Kaffee bestellten, war Victoria mit ihrer Geduld am Ende. Sie stieß ihren Bruder an, der sofort verstand, um was es ging.
    »Nun, ich wünsche allen eine gute Nacht«, sagte Thomas und erhob sich. »Wir haben eine kleine Familienkonferenz im Wohnzimmer.«
    Die übrigen Familienmitglieder standen ebenfalls auf, und auch Michael trat zu ihnen. Victoria stellte sich ihm in den Weg.
    »Gute Nacht, Michael«, sagte sie lächelnd. »Bis morgen früh.«
    Er wollte den Mund öffnen, um zu protestieren, aber bevor er etwas sagen konnte, erklang Connors Stimme.
    »Setz dich hin, du blöder Kerl«, sagte er streng.
    Michael zuckte zusammen, setzte sich aber gehorsam hin. »Ich hoffe, du redest nie wieder in diesem Ton mit mir«, schmollte er. Er blickte Victoria vorwurfsvoll an.
    »Ach, das ist nur der übliche Stress vor der Premiere«, erklärte Thomas und schüttelte ihm die Hand.
    Victoria war als erste im Wohnzimmer und suchte sich einen strategisch günstigen Platz. Während sie auf ihre Familie wartete, die sich ungebührlich viel Zeit ließ, tippte sie ungeduldig mit der Fußspitze auf den Boden.
    »Sie quälen mich absichtlich«, erklärte sie Connor, der neben ihr an der Wand lehnte.
    Connor zog eine Augenbraue hoch. »Deinem Bruder traue ich ja alles zu, aber deine Eltern finde ich sehr nett. Vor allem deine Mutter. Sie hat die Augen deiner Großmutter.«
    »Ach, sie hat dich also auch schon in ihren Bann gezogen.«
    »Ja, wahrscheinlich.« Er räusperte sich. »Sie und deine Großmutter sind überaus freundlich zu mir gewesen.«
    Victoria musterte ihn.
    »War früher nie jemand nett zu dir?«
    Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Ich bin ein Krieger, kein Kleinkind. Wozu brauche ich Nettigkeiten?«
    »Ich verstehe.«
    »Das glaube ich nicht.«
    Sie verschränkte die Arme vor der Brust. »Connor MacDougal, du bist ein Heuchler.«
    »Ein Heuchler? Wie kannst du es wagen ...«
    »Na gut, du hast recht. Du bist kein Heuchler.«
    »In Ordnung. Ich akzeptiere deine Entschuldigung.«
    »Du bist eher wie ein Marshmallow.«
    »Ein ... ein was?« »Ein Marshmallow. Es ist im Inneren ganz weich. Manche Leute essen es sogar.«
    Connor riss die Augen auf. »Du vergleichst mich mit etwas Essbarem?«
    »Na ja, so lange es nicht Haggis ist.«
    Ihm verschlug es die Sprache, aber er wurde sowieso einer Antwort enthoben, weil Victorias Familie eintraf. Zuerst trat das Trio aus dem Boar’s Head ein. Thomas folgte ihnen auf dem Fuß und beanspruchte sofort den besten Platz auf der

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