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Der Geist des Highlanders

Titel: Der Geist des Highlanders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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meinte Thomas. »Das ist doch schon einmal ein Anfang.«
    »Es war zweifellos ein Schock für sie«, fuhr Jamie fort. »Sie hat ohne ihr Wissen das Zeittor durchschritten und fand sich im London zu Shakespeares Zeiten wieder.«
    London. Victoria lief ein Schauer über den Rücken. Das moderne London war schon ein raues Pflaster, aber wie mochte ihre Großmutter in einem anderen Jahrhundert in dieser Stadt überleben? Sie blickte Thomas an. »Ich höre das alles zwar, aber ich kann es nicht glauben.«
    »Ja, das Leben ist merkwürdig, nicht wahr?«, erwiderte er. Jamie gähnte plötzlich. »Ich bitte vielmals um Entschuldigung, aber es war recht kräftezehrend. Morgen können wir uns weiter unterhalten. Es gibt einiges zu bedenken und viele Pläne zu schmieden.« Er blickte Thomas ernst an. »Die Tore sind unberechenbar. Selbst bei mir führen sie manchmal nicht in die Zeit, die ich erstrebe. Die Reise ist also nicht ungefährlich.«
    Victoria drehte sich der Kopf. Jamie hatte also viel Erfahrung mit Toren in eine andere Zeit, aber selbst er fand die Reise riskant.
    Vielleicht waren Zeitreisen ja doch nicht so unwahrscheinlich, wie sie gedacht hatte. Aber wenn sie tatsächlich so gefährlich waren, dann sollten sie besser denjenigen schicken, der am wenigsten zu verlieren hatte.
    Jamie hatte Familie, und er hatte schon einmal sein Leben riskiert. Bei ihrem Dad würde das Zeittor vermutlich gar nicht funktionieren, weil er so skeptisch war. Thomas und Iolanthe erwarteten im Herbst ein Baby, und Thomas konnte seine Frau jetzt auf gar keinen Fall allein lassen.
    Sie brauchten eine ungebundene Person. Jemanden, der sich im elisabethanischen England auskannte. Jemanden, der in der Kleidung der Zeit authentisch wirkte und nicht auffiel. Jemanden, der mit der Sprache zumindest zurechtkam.
    Jemanden wie sie.
    Jamie gähnte erneut und erhob sich. »Ich bin vollkommen erschöpft. Lasst uns morgen weiterreden.«
    Er verließ das Zimmer, und Jennifer folgte ihm. Auch Victoria erhob sich. Ihr ging zu viel durch den Kopf. Sie musste jetzt alleine sein.
    »Ich gehe zu Bett«, verkündete sie. »Gute Nacht.«
    Connor stand ebenfalls auf.
    »MacDougal, Ihr könnt hierbleiben«, sagte Thomas. »Wir unterhalten uns noch ein bisschen unter Männern.«
    »Ich traue Fellini nicht«, erwiderte Connor. »Ich möchte vor Victorias Tür Wache halten.«
    »Ach, natürlich«, antwortete Thomas.
    Seine Stimme bebte vor verhaltenem Lachen, und Victoria warf ihrem Bruder einen finsteren Blick zu.
    Als sie aus dem Badezimmer kam und in die Bibliothek trat, saß Connor bereits auf seinem angestammten Platz am Kamin.
    »Und?«, fragte sie. »Was hältst du von dem ganzen?«
    »Es ist Wahnsinn«, erwiderte er.
    Sie lächelte. »Und dass wir zwei uns hier unterhalten, ist kein Wahnsinn?«
    Er blickte sie ernst an. »Vielleicht steckt mehr dahinter, als wir vermuten.«
    »>Es gibt mehr Ding’ im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt, Horatios«
    »Hamlet«, sagte er.
    »Genau.«
    »Er wusste wahrscheinlich, wovon er sprach.«
    »Aber London, Connor«, sagte Victoria mit schwacher Stimme. »Ein erfahrener Privatdetektiv könnte dort Jahre nach ihr suchen, ohne sie zu finden.« Sie legte den Kopf an die Rückenlehne ihres Sessels. »Ich möchte jetzt gar nicht mehr weiter darüber sprechen. Im Moment fällt es mir sogar schwer, darüber nachzudenken.«
    Sie hatte ihre Entscheidung sowieso schon getroffen, und sie wollte nicht Gefahr laufen, dass Connor sie ihr ausredete.
    »Geh zu Bett, Victoria«, sagte er.
    »Ja, das mache ich. Und danke.«
    »Wofür?«, fragte er.
    »Für den Gälisch-Unterricht. Dafür, dass ich Schauspieler auf dein Schloss schleppen darf. Dafür, dass du vor meiner Tür stehst und mich bewachst. Dafür, dass du hier sitzt und mein Freund bist.«
    Der Strom ihrer Danksagungen wollte gar nicht abbrechen.
    »Freund?«, wiederholte er. Er wirkte dabei ein wenig erschrocken.
    »Ist das denn so schlecht?«, fragte sie. Ihre Lider wurden schwer.
    Er schwieg so lange, dass sie sich fragte, ob sie wohl schon eingeschlafen war.
    »Für den Moment reicht das aus, aber bei allen Heiligen, sicher nicht für immer.«
    Sie musste wohl schon eingeschlafen sein. Mühsam hob sie den Kopf. Connor blickte sie lächelnd an.
    »Ich habe Halluzinationen«, stieß sie hervor. »Du lächelst ja.«
    »Und du bist todmüde«, versetzte er. »Geh zu Bett, bevor du dir den Hals verrenkst.«
    Victoria nickte gehorsam und stand auf. Es gelang

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