Der Geist des Highlanders
über ihre zarte Wange zu streicheln, in ihre lockigen Haare zu fassen und sie zu sich ...
»MacDougal?«
Er blinzelte. »Ja?«
Er stellte fest, dass nicht Victoria seinen Namen gesagt hatte, sondern Thomas.
»Laird MacDougal? Erzählt Ihr uns von einer Schlacht?«
»Gerne«, erwiderte Connor, der seinen Blick nur mit Mühe von Victoria lösen konnte. »Von welcher?«
»Das spielt keine Rolle«, erwiderte Thomas ohne eine Spur von Spott. »Wir möchten nur etwas wirklich Grausiges hören.«
Connor warf Victoria einen kurzen Blick zu und begann zu erzählen. Hinterher hätte er jedoch nicht mehr zu sagen gewusst, welche Geschichte er ausgewählt hatte. Er war viel zu beschäftigt mit den Gedanken an die Frau, die neben ihm saß und seine Sprache lernen wollte.
Ein paar Stunden später bezog Connor seinen Posten vor der Bibliothekstür. Sie hatten einen angenehmen Nachmittag verbracht, mit Geschichten von Sieg und Ruhm, und er hatte für Victoria alles übersetzt.
Zum Glück hatte ihn das so sehr in Anspruch genommen, dass er keine Zeit gehabt hatte, sie anzusehen.
Jetzt war es Abend, und Victoria hatte sich zurückgezogen. Er hielt Wache vor ihrer Tür, damit sie in Frieden schlafen konnte.
Es überraschte ihn nicht im Geringsten, als auf einmal Michael Fellini die Treppe heruntergeschlichen kam und an Victorias Tür klopfte. Damit der Hurensohn nicht durch ihn hindurch griff, trat Connor einen Schritt zur Seite und legte die Hand an sein Schwert.
Victoria öffnete die Tür und blickte Fellini erstaunt an. »Michael«, sagte sie, »es ist schon spät. Was willst du?«
Fellini senkte den Kopf. »Ich habe beim Verschwinden deiner Großmutter viel zu wenig Mitgefühl gezeigt, und ich wollte mich dafür entschuldigen.«
»Aha«, erwiderte Victoria ungehalten, »das ist nett von dir.«
Fellini hob den Kopf. »Ich glaube auch, dass wir keinen guten Start miteinander hatten«, fuhr er fort. »Du weißt schon, Bernie und seine ganzen Regeln. Er ist eben ein typischer Agent und tut nur seine Pflicht. Vielleicht können wir noch einmal ganz von vorne anfangen.«
Victoria schenkte ihm ihr süßestes Lächeln. »Ja, sicher. Ich verstehe.«
Connor glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Was war mit der Frau los? Fiel sie etwa schon wieder auf diesen Nichtsnutz herein? Ihn hatte sie noch nie so angelächelt!
»Können wir morgen früh vielleicht zusammen frühstücken? Und danach könnten wir gemeinsam zum Schloss heraufgehen. Oder wir leihen uns das Auto deiner Schwester und machen einen Ausflug.«
Victoria schmachtete ihn förmlich an. »Oh ja, sehr gerne«, flötete sie, »das wäre einfach wundervoll.«
»Gut«, sagte Fellini siegesgewiss schmunzelnd, »dann hole ich dich um acht Uhr ab.«
Victoria schien der Ohnmacht nahe zu sein, und Connor hätte sich fast übergeben.
»Und jetzt husch ins Körbchen«, sagte Fellini. »Widme dich deinem Schönheitsschlaf - auch wenn du ihn absolut nicht nötig hast.«
»Ja, das tue ich«, antwortete Victoria ein wenig atemlos. Sie legte sich die Hand aufs Herz, als ob es heftig schlagen würde. »Gute Nacht«, sagte sie und lächelte ihn erneut an, als würde sie dahinschmelzen.
Dann schloss sie die Tür.
Connor blickte Michael nach, der zurück in sein Zimmer eilte, und schaute dann mit gerunzelter Stirn auf die Tür zur Bibliothek. Das alberne Mädchen war wahrhaftig schon wieder dem Zauber dieses Betrügers erlegen! Er verzog das Gesicht zu einer enttäuschten Grimasse.
In diesem Moment knarrte die Tür leise, und Victoria steckte ihren Kopf heraus.
»Ist er weg?« - »Sehnst du dich bereits nach ihm?« Victoria sah Connor an, als ob er den Verstand verloren hätte.
»Ja, er ist weg«, stieß er hervor.
»Was hast du?«, fragte sie.
Er verschränkte die Arme über der Brust und funkelte sie böse an. »Dass du das nicht selbst weißt, macht meine Enttäuschung nur noch größer.«
»Enttäuschung?«
»Ja, und wenn du dir nicht denken kannst ...«
Victoria blinzelte verwirrt, aber dann hellte sich ihre Miene auf. »Ach, du meinst das mit Michael!«
»Ja, genau, Michael.«
Sie verdrehte die Augen und öffnete die Tür ganz. »Komm herein.«
»Das verringert meine Achtung vor dir ...«
»Komm bitte herein, ja?«
Zögernd trat er ein - hauptsächlich, um sie nicht zu verärgern und den anderen Hausbewohnern so den Schlaf zu rauben -, aber kaum hatte sie die Tür hinter ihm geschlossen, verschränkte er wieder die Arme vor der Brust, um seiner
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