Der Geist von Tatooine
und auf die Ebene hinausflog. Neben ihm murmelte Leia etwas von Luke, Obi-Wan und davon, dass sie noch einmal über alles nachdenken musste.
Natürlich konnten sie es sich nicht leisten, bei Obi-Wans Hütte zu halten, das wusste Leia. Die Imperialen suchten nach ihnen, Kitster sollte in einem Geisterdorf geopfert werden, und die Gespenster-Staffel würde bald von der Askaj-Mission abgezogen werden – da war keine Zeit für einen kleinen Umweg. Dennoch konnte sie nicht aufhören, an die Einsiedelei zu denken. Dort hatte Lukes Entwicklung zum Jedi begonnen, und er hatte ihr einmal erzählt, dass es ein guter Ort wäre, um Klarheit zu finden.
Leia war nur wenige Male dort gewesen, aber auch sie hatte es gespürt – und ihr Bedürfnis, Klarheit zu finden, wurde immer größer. Die Begegnung mit den alten Freunden ihres Vaters, das Tagebuch ihrer Großmutter, die Visionen – oder Halluzinationen, oder was immer sie auch waren … Das ließ sich nicht einfach so ignorieren. Die Macht berührte sie wie noch nie zuvor. War es vielleicht nur ihr Vater, so wie damals bei Bakura – bat er um die Vergebung, die sie ihm seinerzeit nicht gewährt hatte? War es eine Reaktion auf die zahlreichen Veränderungen der letzten Jahre – von der Heldin der Rebellion zur Dienerin der Republik, von der Prinzessin zur Abgesandten einer verlorenen Welt, von der Alleinstehenden zur Ehefrau? War es womöglich das Tatoo-System selbst? Vielleicht hatten die Zwillingssonnen eine besondere Wirkung auf das Blut der Skywalkers, schließlich konnten sie bisweilen auch unerträglich hell strahlen und Sabacc mit den Sensoren eines Raumschiffes spielen. Leia war nicht töricht genug, so zu tun, als wüsste sie die Antwort.
Alles, was sie wusste, war: Sie konnte Han nicht bitten, zu Obi-Wans Hütte zu fliegen. Jede Verzögerung auf dem Weg zur Oase erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass Kitster Banai dem Tusken-Geist geopfert wurde, ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Imperialen sie entdeckten. Leia konnte das Leben anderer nicht aufs Spiel setzen, nur um das Durcheinander ihrer eigenen Gefühle zu entwirren – ganz gleich, wie drängend dieser Wunsch auch wurde.
Davon abgesehen stand ihr noch eine andere Möglichkeit offen, ihre Verbindung zu diesem Ort und ihrer Vergangenheit zu erforschen. Nun, da sie nicht mehr in wildem Zickzack dahinrasten und die Oase noch drei Stunden entfernt war, schien es ihr ein guter Zeitpunkt, das Tagebuch ihrer Großmutter wieder zur Hand zu nehmen. Vielleicht würde es sie sogar von Hans Flugstil ablenken.
21:18:16
Als ich heute nach Hause kam, wartete Cliegg Lars vor meiner Tür, mit einer großen Kiste voller Obst und Gemüse von seiner Farm – Pallies, ein Hubba-Kürbis, Bloddeln, Knallschoten, sogar eine Borstenmelone. Er sagte, die Preise in Mos Eisley wären gesunken, deshalb habe er hier sein Glück versucht. Aber ich glaube, er ist aus einem anderen Grund gekommen … zumindest hoffe ich das. Er hat mir gezeigt, wie man die Stacheln von einer Borstenmelone fortbrennt, und dann haben wir sie gemeinsam gegessen. Ich weiß nicht, ob ich jemals etwas so Süßes im Mund hatte.
»Was hörst du dir da an?«, fragte Han. Leia war froh zu sehen, dass er seine Augen auf die Windschutzscheibe gerichtet hielt, denn draußen fiel die Nacht über das Land, und sie rasten mit einer Geschwindigkeit dahin, die nur jemand wie Han Solo als sicher bezeichnen würde. »Diese Stimme kommt mir vage vertraut vor.«
»Das sollte sie auch«, meinte Leia. »Sie gehört Shmi Skywalker – meiner Großmutter.«
Nun schielte Han doch auf ihren Schoß. »Deine was ?«
Herat stieß ein alarmiertes Schrillen aus.
C-3PO rief: »Oh je! Wir werden sterben …«
Chewbacca grollte eine Warnung, und als Leia aufblickte, sah sie, wie ein Staubwirbel vor ihnen rasch zu einer gewaltigen Wolke anschwoll.
»Mach dir nicht gleich ins Fell, Chewie«, sagte Han.
Gelassen steuerte er den Hoverscout in die Wolke hinein, und durch die Sichtfenster konnte Leia die wedelnden Schwänze von einem Dutzend wilder Galoomps erkennen. Sie passierten die Herde, tauchten wieder aus der Wolke auf und rasten weiter ihrem Ziel entgegen.
»Deine Großmutter?«, fragte Han. Diesmal blieben seine Augen aber nach vorne gerichtet.
Sie erzählte ihm von der Bedeutung des Tagebuches und davon, wie sie in seinen Besitz gelangt war.
Schmunzelnd schüttelte er den Kopf. »Das muss ganz schön faszinierend sein, so seine Großmutter kennenzulernen.«
»Noch
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