Der Geist von Tatooine
»Es ging Khaddor nicht um den Preis der Kapitulation vor der Dunkelheit – er wollte zeigen, wie man auf den Sturm reagieren soll. Man blickt ihm ins Auge.«
Leia schwieg, zunächst, weil sie nach einem Argument suchte, um Hans Interpretation zu entkräften, dann, weil sie erkannte, wie sinnlos das wäre. Sie diskutierten über das, was sie in dem Bild sahen, und Khaddor wäre der Erste, der zugestimmt hätte, dass die Interpretation ganz im Auge des Betrachters lag.
»Ich möchte wetten, Ob Khaddor hasste Kritiker.« Han hatte dieses Siegerlächeln im Gesicht, das Leia so liebte – es sei denn, er zelebrierte damit einen Sieg über sie. »Habe ich recht?«
»Er mochte sie nicht.« Leia würde keine Tatsachen verfälschen. »Aber dass du recht hast, bedeutet nicht, dass der Rest der Galaxis sich irrt. Man kann ein Bild auf mehr als nur eine Weise betrachten, weißt du?«
»Dann gibst du es also zu?« Hans Lächeln wurde noch übermütiger. »Ich habe recht.«
»Von all den arroganten …« Da erkannte sie den neckischen Tonfall in seiner Stimme, und ihr wurde klar, dass er sie nicht erniedrigen wollte, sondern nur auf der Gültigkeit seiner eigenen, persönlichen Meinung beharrte – und diese Meinung gehörte zu den Dingen, die Leia an ihm liebte. Meistens, zumindest. »Das habe ich doch gerade gesagt, oder?«
»Was man sieht, hängt also vom Blickwinkel ab?« Er legte den Arm um ihre Hüfte und zog sie näher an sich heran. »Das ist bei vielen Dingen so.«
Leia erwiderte nichts, obwohl sie wusste, worauf er anspielte. Es ging nicht länger um das Killik-Zwielicht , und er meinte auch ganz bestimmt nicht die TIEs über der Oase. Er sprach von ihrer Zukunft. Schon wieder.
»Han?«
»Ja?«
»Sollte nicht einer von uns nach Imperialen Ausschau halten?«
Der Arm zog sich zurück, und Hans Stimme wurde ernst. »Wir müssen uns darüber unterhalten, Liebling. Das ist nicht allein deine Entscheidung, weißt du?«
»Ach nein? Nun, dann hoffe ich, du kannst dich mit einer Adoption anfreunden.« Leia bedauerte die Äußerung, kaum dass sie ihren Lippen entflohen war. Sie wusste, dass sie ein adoptiertes Kind ebenso lieben würde wie ein eigenes, zumal sie dann von ihren Ängsten befreit wäre. Doch als sie sich herumdrehte, um sich zu entschuldigen, war Han bereits aufgestanden. »Ich weiß, wir müssen dieses Gespräch führen – aber bitte nicht hier und jetzt. Nicht bei alldem, was uns morgen bevorsteht.«
»Warum?« Das Mondlicht spiegelte sich in seinen Augen und verwandelte seinen Blick in Silber. »Was wird morgen geschehen?«
»Nichts.« Leia musste zu ihm aufsehen. »Ich werde nicht zulassen, dass etwas geschieht.«
»So? Vielleicht wird trotzdem etwas geschehen – aber du darfst keine Angst davor haben, du musst dich den Dingen stellen. Das ist es, was Khaddor mit dem Bild sagen will, Leia.« Er gab ihr das Elektrofernglas. »Behalt die Oase im Auge. Ich werde mal einen Rundgang machen.«
Sie wandte sich wieder der Wüste zu, doch sie war so aufgewühlt, dass sie kaum registrierte, was sie sah. Sie würde nicht so weit gehen, ihre Frustrationen Probleme zu nennen, aber Han hatte recht – sie mussten darüber sprechen. Unglücklicherweise waren ihre Gefühle Anakin Skywalker gegenüber noch immer zu verworren, als dass sie eine vernünftige Diskussion über Kinder führen konnte. Doch jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, sich von dieser Sache ablenken zu lassen – das wäre gefährlich.
Sie ließ den Feldstecher lange genug sinken, um das Tagebuch zu aktivieren, dann wandte sie sich erneut der Oase zu und rief den nächsten Eintrag auf. Han hatte einen großen Teil der Nacht damit verbracht, ihrer Großmutter zu lauschen, während sie über Anakins Schicksal rätselte und von ihrem harten, aber glücklichen Leben auf der Feuchtfarm berichtete, und Leia wusste, dass Shmis Erzählungen gerade so viel ihrer Aufmerksamkeit beanspruchen würden, dass sich der Rest auf ihre Aufgabe konzentrieren konnte.
21:45:24
Owen hat mich ertappt, wie ich draußen im Hof deinen Geburtstag gefeiert habe – zwanzig Jahre alt seid ihr jetzt beide. Owen hat inzwischen eine reizende Freundin, Beru Whitesun. Sie reden nicht darüber, aber ich weiß, dass sie ans Heiraten denken. Wenn ich sehe, wie Owen sich entwickelt, muss ich immer an dich denken. Bist du glücklich? Bist du bereits ein Jedi-Ritter? Würde ich dich überhaupt noch wiedererkennen, wenn ich dich heute sehen würde?
Was dich betrifft sind mir
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