Der Geist von Tatooine
aussah, als ob in nächster Zeit ein Rennen stattfinden würde, saß ein Dutzend Wesen an diesen Tischen, die Notizen auf Datapads kritzelten und Swoop-Mechaniker bei ihren Testfahrten beobachteten.
Zu Leias eigener Überraschung beschleunigte sich ihr Herzschlag, als ihr das ganze Ausmaß der heruntergekommenen Rennstrecke bewusst wurde. Sie war mindestens fünfhundert Meter breit und erstreckte sich zwei Kilometer in jede Richtung, bevor sie auf einer Seite hinter einem Labyrinth von Felsspitzen verschwand und auf der anderen in einer gewaltigen Ebene aus grauem Staub wieder auftauchte.
Hier hatte ihr Vater seine Freiheit gewonnen. Als ihr Blick über die riesigen Tribünen glitt, konnte sie beinah den Jubel hören, der Anakin Skywalkers Zieleinfahrt begleitet haben musste. Damals hatte er noch nicht gewusst, welcher Pfad vor ihm lag. Das Leben war ihm sicherlich verheißungsvoll erschienen – dem einzigen Menschen, der je das Boonta-Eve-Rennen gewonnen hatte. Wäre ihm an jenem Tag bewusst gewesen, was sein Sieg bedeutete – was dieser Sieg ihn und die Galaxis letzten Endes kosten würde –, hätte er sich dann mit dem zweiten Platz zufriedengegeben? Hätte er den Mut gehabt, weiter ein Sklave auf Tatooine zu bleiben?
Eine menschliche Frau von ungefähr fünfzig trat hinter der Bar hervor und kam auf sie zu, die Augen fest auf Tamora gerichtet, ihr Blick überrascht. Sie war schlank und groß, und sie hatte die hohen Wangenknochen und geschwungenen Augenbrauen einer Kuati-Adeligen – ein Eindruck, der durch ihr breitschultriges Gewand und den juwelenbesetzten Gürtel noch verstärkt wurde.
»Na, wenn das nicht Tamora Spice ist!« Sie blieb stehen und stemmte die Hände in die Hüften, während sie Tamora von Kopf bis Fuß musterte. »Hast ein paar Kilo zugenommen – aber das passiert nun mal, wenn man sich vom Mann einer anderen Frau schwängern lässt.«
Tamoras Gesicht lief rot an, doch sie widerstand der Versuchung, mit einer scharfen Entgegnung zu kontern. »Du siehst so liebreizend aus wie immer, Ulda.«
Die Frau winkte nonchalant mit der Hand. »Das kommt vom Geld.« Sie lächelte bitter. »Wo wir gerade davon sprechen: Ich habe gehört, dass Kit diesen grässlichen Holowürfel bei Mawbo versteigern ließ.«
Banais Frau nickte.
»Dann ist er jetzt ja endlich fort.« Nun warf Ulda auch Tamoras Begleitern einen Blick zu, doch offenbar sah sie kein Anzeichen dafür, dass sie ihrer Aufmerksamkeit würdig waren, und so wandte sie sich wieder an die Frau ihres Ex-Mannes. »Jetzt, da das Rendala-Anwesen geschlossen wurde, ist eure finanzielle Situation bestimmt alles andere als rosig.«
»Wir kommen schon zurecht.«
Die Kuati schob ihre Unterlippe vor. »Zu schade. Ich dachte, du wärst hier, weil du mich um einen Kredit bitten möchtest.«
»Nun«, sagte Han. Er machte einen Schritt nach vorne, der Sticheleien der Frau überdrüssig – genau, wie Leia erwartet hatte. »Wir wollten …«
Sie griff nach seinem Handgelenk. »Tamora soll das klären.«
»Ja, das soll sie.« Ulda warf Han einen funkelnden Blick zu. »Wer immer Sie auch sein mögen.«
Offensichtlich hegte diese Frau schon seit Langem einen tiefen Groll, und Tamora ging auf die richtige Weise damit um. Leia zog Han also zurück an ihre Seite und flüsterte ihm zu, er solle sich zurückhalten.
Banais Frau schluckte, dann sagte sie: »Wie mein Freund gerade zu sagen versuchte, wir möchten etwas von dir borgen.«
Uldas Gesicht hellte sich auf. »Wirklich?« Ohne Han oder Leia eines Blickes zu würdigen führte sie Tamora zu einem Tisch und setzte sich. Sie bot der anderen Frau aber keinen Platz an. »Sprich weiter. Ich glaube, ich werde das genießen.«
»Vielleicht auch nicht. Kit ist in Schwierigkeiten.«
Die Kuati kicherte. »Warum sollte ich das nicht genießen? Er hat es verdient.«
»Er ist in großen Schwierigkeiten«, fuhr Tamora fort. »Die Imperialen suchen nach ihm.«
»Nach Kit?« Uldas Gesicht spiegelte eine Mischung aus Schreck und Unglauben wider. »Und weswegen?«
Anstelle einer Antwort sagte Tamora: »Er hat Walds Swoop genommen.«
Ulda wurde bleich. »Er hat was ?«
»Er hat Walds Swoop genommen und ist in den Bogencanyon geflohen«, erklärte Tamora. »Um die Imperialen abzuschütteln.«
»Kit ist ein miserabler Swoop-Pilot. Und im Bogencanyon …« Ulda brach ab und schüttelte den Kopf, dann blickte sie wieder zu Tamora hoch. »Du hast mir noch immer nicht gesagt, warum die Imperialen hinter ihm her
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