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Der Gejagte

Der Gejagte

Titel: Der Gejagte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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schwieg der
Vampyr. Es war, als spüre der düstere Teil seiner Seele, dass er einem Feind gegenüberstand, dem er nicht gewachsen war, und verkrieche sich zitternd in einer dunklen Ecke seines Gefängnisses.
Schlagartig überkam ihn die Gewissheit, dass sich Starkey getäuscht
hatte. Er - Andrej - und der Dämon waren nicht von derselben Art.
Sie mochten einander in dem ähnlich sein, was sie von anderen Menschen unterschied. In allen anderen Dingen waren sie so verschieden,
wie es überhaupt nur denkbar war.
Der Dämon rührte sich immer noch nicht, sondern sah Abu Dun
und ihn nur abwechselnd an. Jetzt konnte Andrej sein Gesicht deutlich erkennen. Was er sah, überraschte ihn. Der Mann sah auf den
ersten Blick nicht unbedingt aus wie ein Ungeheuer. Er war nicht
einmal eine besonders beeindruckende Erscheinung: höchstens von
durchschnittlicher Größe und so schlank gebaut, dass ihn mancher
als dürr bezeichnet hätte, hatte er ein schmales, von einem kaum fingerbreiten Schnauzbart beherrschtes Gesicht, dessen mandelförmige
Augen und leicht hervorstehende Jochbeine ihm einen asiatischen
Einschlag gaben. Seine Finger waren schlank und so dünn, dass sie
an Vogelkrallen erinnerten. Was Andrej von seiner Haut erkennen
konnte, war unnatürlich bleich. Hinter den schmalen, blutleeren Lippen, die zu einem höhnischen Grinsen gebleckt waren, blitzten zwei
Reihen kleiner, strahlend weißer Zähne. Er war unauffällig und vollkommen in Schwarz gekleidet: Hemd und Hose, Stiefel und ein einfacher Umhang, der dem Abu Duns glich. Nur eines war wirklich
unheimlich: Als Andrej kurz wegsah, stellte er erschrocken fest, dass
er sich nicht an das Gesicht des Dämons erinnern konnte - in dem
Moment, in dem sein Blick es losließ, schien es spurlos aus seiner
Erinnerung zu verschwinden. »Worauf warten wir noch, Hexenmeister?«, fragte Abu Dun leise.
Andrej antwortete nicht. Er griff an, und im selben Augenblick
stürmte auch Abu Dun vor.
Obwohl es nicht häufig nötig war, hatten sie eine gewisse Routine
darin, einen einzelnen Gegner gleichzeitig zu attackieren. Während
Andrej nach rechts auswich und blitzartig das Schwert in die linke
Hand wechselte, lief Abu Dun in die entgegengesetzte Richtung,
zwar noch immer humpelnd, aber kaum langsamer als sonst. Sie erreichten ihren Gegner im selben Augenblick und ihre Waffen senkten
sich in einer blitzartigen synchronen Bewegung. Der Dämon versuchte nicht, ihnen auszuweichen. In seiner linken Hand lag unversehens, ohne dass Andrej gesehen hätte, wie er ihn zog, ein zweiter
Krummsäbel, mit dem er Andrejs Schlag parierte, während seine
andere Waffe Abu Duns Klinge zur Seite fegte. Andrej hatte seine
ganze Kraft in diesen einen Schlag gelegt, und er spürte, wie die
Wucht des Schwerthiebes bis in die letzte Faser seines Körpers hinein vibrierte. Auch Abu Dun hatte mit aller Gewalt zugeschlagen.
Dennoch wankte der Dämon nicht einmal.
Stattdessen sprang er in die Höhe und grätschte die Beine. Sein Fuß
landete mit furchtbarer Wucht in Andrejs Gesicht. Noch während er
zurücktaumelte und mit aller Willenskraft darum kämpfte, nicht das
Bewusstsein zu verlieren, stolperte auch Abu Dun zurück und sank
mit einer ungeschickten Bewegung auf die Knie, als sein verwundetes Bein nun doch unter ihm nachgab.
Auch Andrej stürzte zu Boden. Es gelang ihm, die schwarzen
Schleier, die sein Bewusstsein verschlingen wollten, zurückzudrängen und nicht nur sein Schwert in der Hand zu behalten, sondern die
Waffe auch noch schützend über sich zu halten, doch der Angriff, auf
den er wartete, blieb aus. Zum zweiten Mal ließ der Dämon eine Gelegenheit, sie zu töten, ungenutzt verstreichen. Er blieb einfach hoch
aufgerichtet stehen und sah mit einem dünnen, grausamen Lächeln
auf sie herab. Dann drehte er sich bedächtig um und ging auf Julia
zu, die angstvoll an die Hauswand zurückgewichen war und völlig
erstarrt dastand. Langsam hob der Dämon sein Schwert, und endlich
begriff Andrej, dass er gar nicht gekommen war, um ihn zu töten.
Da setzte sich Abu Dun in Bewegung, aber er stemmte sich nicht
etwa hoch oder sprang auf die Füße, sondern schien sich in einen
Schatten zu verwandeln, der in einem Moment hier und im nächsten
dort war. Als die Klinge des Dämons herabsauste, warf Abu Dun mit
der ganzen Kraft der Verzweiflung seinen mächtigen Körper auf ihn,
riss ihn zur Seite und schmetterte ihn mit solcher Gewalt gegen die
Wand, dass das Mauerwerk

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