Der gekreuzigte Teufel
Gewehren, als zögen sie in den Krieg; und Gakono, der Polizeichef, führte sie alle an … Wariinga, wäre ich nicht dagewesen und hätte das ganze Drama mit eigenen Augen gesehen, ich hätte diese Geschichte nie und nimmer geglaubt … Hör zu, wie es war - Kimeendeeri wa Kanyuanjii hatte gerade das Podium verlassen …«
»Moment mal!« unterbrach ihn Wariinga. »Wer, sagtest du, hatte eben das Podium verlassen? Kimeendeeri wa Kanyuanjii? War da wirklich einer, der so hieß, oder träumst auch du?«
»Ich wünschte, es wäre ein Traum gewesen«, erwiderte Gatuiria. »Kimeendeeri wa Kanyuanjii war in der Tat dort … War er überhaupt ein Mensch, oder glich er eher einem fetten, haarigen Wurm mit einem Schnabel? … Wie dem auch sei - Kimeendeeri hatte eben seinen Monolog beendet … Du kannst es Monolog nennen, ein besseres Wort wäre Durchfall … Kimeendeeri hatte seine Rede mit einem detaillierten Lobgesang auf seine Reichtümer begonnen und prahlte dann damit, daß er nun eine Versuchsfarm einrichten würde. Dort sollte untersucht werden, ob man die Arbeitskraft mittels Pipelines nach Übersee exportieren kann und wie die Leichen der Arbeiter zu Dünger verarbeitet werden könnten, um Fruchtbarkeit der Ländereien der Reichen hier und in Übersee zu gewährleisten. Und plötzlich sah ich, wie alle Leute in der Höhle den Mund aufrissen und mich anschauten mit Blicken, die hungrig auf Menschenfleisch und durstig auf Menschenblut zu sein schienen; Furcht und Entsetzen packten mich, und ich begann verzweifelt, mich nach einem Fluchtweg umzusehen …«
»Bitte, ich muß mich hinsetzen«, rief Wariinga. »Mir wird schwach in den Knien …«
Gatuiria und Wariinga setzten sich ins Gras. Gatuiria nahm seinen Bericht wieder auf.
»In dem Augenblick kam die Polizei. Wangari betrat als erstedie Höhle, unmittelbar hinter ihr kam Gakono, der Polizeichef. Noch nie bin ich einer Frau begegnet, die solchen Mut besaß. Wangari schritt ruhig auf das Podium zu, und mit ihrem Blick - es war, als loderten feurige Flammen in ihm - brachte sie die ganze Höhle zum Verstummen; ihrer Stimme war nicht die leiseste Spur von Furcht oder Zittern anzuhören, als sie dann die Diebe anzeigte: ›Das hier sind die Leute, die uns Bauern von jeher unterdrückt und uns Kleidung, Nahrung und Schlaf verweigert haben. Das sind die Leute, die das Erbe gestohlen haben, das uns Waiyaki wa Hiinga und Kimaathi wa Waciuri und alle die Tapferen hinterließen, die ihr Blut für die Befreiung Kenias vergossen haben. Das hier sind die Wachhunde der Imperialisten, die Kinder des Teufels. Legt ihre Hände in Ketten, legt ihre Füße in Ketten und werft sie in den ewigen Kerker, da wird sein immerwährendes Heulen und Zähneklappern … Denn dieses Schicksal ist all denen bestimmt, die das Erbe, das ihnen die Patriarchen und Patrioten der ersten Stunde hinterlassen haben, an die Ausländer verkaufen!‹
Wariinga, wo soll ich die Worte hernehmen, um dir alles zu erzählen? Man hatte den Eindruck, daß die elektrisierende Kraft von Wangaris Worten alle in der Höhle auf ihre Stühle festnagelte. Oh, und Wangari war schön, das kann ich dir sagen. Ja, ihr Gesicht leuchtete, als sie vor uns stand, und es war, als habe ihr Mut sie um Jahre jünger gemacht und sie sei zu neuer Jugend erwacht. Das Leuchten in ihrem Gesicht schien auch die Herzen aller Anwesenden zu durchleuchten … und aus ihrer Stimme sprachen Macht und Autorität eines Richters über das Volk … Und dann sah ich, wie der Zeremonienmeister aufstand und den sprachlosen und unbeweglichen Polizeichef anschaute: ›Was soll das alles, Herr Polizeichef Gakono? Soll das ein Coup oder etwas Ähnliches sein?‹ fragte er wütend. Gakono, in Habachtstellung, salutierte sofort, und mit zittriger Stimme begann er, seine Entschuldigung vorzubringen und um Verzeihung zu bitten. Es hörte sich an, als sei ihm die Angst in alle Knochen gefahren und säße ihm im Genick, und er begann ohne Punkt und Komma zu reden: ›Es tut mir leid Sir wirklich leid um ganz ehrlich zu sein ich wußte wirklich nicht daß Sie hier versammelt sind und ich dachte es seien die ganz ordinären kleinen Diebe und Räuber aus Njeruca Sie wissen schon was ich meine solche die mit dem Eigentum anderer Leute herumspielen und manchmal in Bankeneinbrechen die Ausländern wie den Gästen hier gehören diese Frau hat uns berichtet daß die Diebe und Räuber die das ganze Land belästigt und arm gemacht haben sich in dieser Höhle
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