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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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versteckt hielten und mit ihrer Beute prahlten und noch einmal möchte ich Sie bitten zur Kenntnis zu nehmen daß ich nicht wirklich schuld daran bin denn am Samstag bekam ich einen Anruf aus Nairobi in dem mir mitgeteilt wurde daß es eine Frau gäbe die wesentliche Informationen über Diebe und Räuber habe und als ich deshalb diese Frau dort drüben sah‹ - ›Ist schon gut‹, unterbrach ihn der Zeremonienmeister, ›später können wir darüber sprechen und dann auch in Erfahrung bringen, welcher Feind diese Sache geplant hat, um den Samen der Zwietracht zwischen uns und unsere ausländischen Gäste zu säen. Kitulacho Kimo Nguoni Zetu - wir brauchen wohl noch etwas mehr self-reliance … Wir werden sie stellen und alle ausrotten, die sich für klüger als wir halten … Dieses schändliche Drama, das sich hier vor unseren internationalen Gästen abspielt, bringt uns in größte Verlegenheit … Polizeichef Gakono, tun Sie Ihre Pflicht … Wembe ni ule ule … Handeln Sie jetzt so, wie Sie handeln, wenn Sie wütend sind … und nachher kommen Sie, und begrüßen Sie unsere Gäste bei einem Glas Whisky …‹
    Da blies Gakono in seine Trillerpfeife. Mit Knüppeln und Gewehren bewaffnet schwärmte die Polizei in die Höhle. Gakono zeigte auf Wangari, und alle stürzten auf das Podium, und sie griffen sie und legten ihre Hände in Ketten. Aber selbst, nachdem sich das Schicksal gegen sie gewandt hatte, zeigte Wangari keinerlei Furcht. Sie tat nur eines - mit ruhiger Stimme, die sich von nichts anfechten ließ, gab sie Antwort auf eine Rätselfrage: ›Ihr, die Polizei, steht also im Dienst von nur einer Klasse; und ich war dumm genug und gab die Liebe zu meinem Land in die Obhut verräterischer Ratten, denen die Liebe zum Vaterland das liebste Fressen ist!‹ Dann erhob Wangari ihre Stimme und begann zu singen, und sie sang noch, als sie angespuckt und mit Knüppeln und Schlagstöcken geschlagen und umhergestoßen wurde:

    Wenn du es tropfen hörst: tu tu tu,
    Dann denke nicht, es sei der Gewitterregen –
    Nein, es ist das Blut von uns Bauern,
    Das wir im Kampf um unsere Erde vergießen.
    Und nun wurde sie abgeführt; noch immer sang sie ihren Widersachern zum Trotz, ihre gefesselten Hände hielt sie hoch über dem Kopf, und die Ketten glänzten hell wie der Mut, der Wangari schmückte … Wangari, wie heldenhaft kämpfst du für unser Land …!«
    Gatuiria hielt inne, als habe er noch immer den Klang von Wangaris mutiger Stimme im Ohr.
    »Wangari, heldenhafte Kämpferin für unsere Nation!« sagte Gatuiria langsam. »Als ich noch fassungslos über das große Unrecht, das sich vor meinen Augen abgespielt hatte, auf meinem Platz saß, sah ich, wie Gakono in die Höhle zurückkehrte; ich hörte, wie er ›verrückte Frau, ganz verrückt‹, vor sich hin murmelte, während er auf den Tisch mit dem Zeremonienmeister und den ausländischen Gästen zusteuerte. Dort setzte er sich, und mit einem Glas Whisky in der Hand unterhielt er sich lachend mit ihnen. Mwireri wa Mukiraai stand nun auf und meldete sich zu Wort, weil er sich wegen gewisser Dinge, die der Zeremonienmeister gesagt hatte, verteidigen wollte. Er durfte nicht sprechen. Er kochte vor Wut, und beim Hinausgehen blieb er an Mwauras Tisch stehen und sagte ihm, er solle ihm zum Hotel Green Rainbow folgen, um ihn heute abend noch in seinem Matatu Matata Matamu nach Hause zu fahren, und daß es keine Unstimmigkeiten über den Fahrpreis geben würde.
    Gerade als Mwireri wa Mukiraai hinausgehen wollte, sah er mich; er blieb stehen und sagte sarkastisch: ›Nun haben Sie ja gesehen, welcher Schaden entsteht, wenn man solchen Frauen zu viel Glauben schenkt! Man darf nie kostbare Perlen vor die Säue werfen!‹
    Er wartete meine Antwort nicht ab. Er ging hinaus. Und plötzlich packte mich brennender Zorn, und ich rannte hinter ihm her, weil ich ihm ein oder zwei Dinge sagen wollte, auch wenn es dabei zu Handgreiflichkeiten kommen würde. Aber ich konnte ihn nicht finden.
    Während ich noch draußen herumstand, ohne zu wissen, wohin Mwireri wa Mukiraai verschwunden war, sah ich Robin Mwaura zusammen mit dem Zeremonienmeister und Kimeendeeri wa Kanyuanjii aus der Höhle kommen in einem angeregten Gespräch, wie zwischen alten Freunden. Kimeendeeri sagte zu Mwaura: ›Ja, ja, ich habe dich auf der Stelle wiedererkannt … ich erinnere mich gut an die Aufträge, ehe du zu Nyangwicugingst …‹ Sie gingen ein Stückchen weiter und schienen sich zu beraten. Ich konnte

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