Der gekreuzigte Teufel
nicht alles hören, was sie sagten, aber der Wind trug mir einige ihrer Worte zu … Devil's Angels … Private Businessmen … einer von ihnen … heute, heute abend … sie anrufen … ja, sie können dich unterwegs treffen … Kineenii … Ich bemühte mich gar nicht mehr weiter darum, noch mehr zu hören, sondern machte mich sofort auf die Suche nach dir, um dich von hier wegzubringen. Was ich gesehen habe, reicht aus!«
Gatuiria schwieg. Wariingas Herz hämmerte laut, denn das Geschehen in der Höhle entsprach fast Wort für Wort, Handlung für Handlung, dem, was sie in ihrem Traum erlebt hatte. Oder war dies möglicherweise gar kein Traum, sondern eine Vision?
»Was ist mit Muturi und seinen Leuten?« wollte Wariinga wissen.
»Als ich wegging, war Muturi noch nicht gekommen«, erwiderte Gatuiria.
»Wird er auch festgenommen werden, wenn er jetzt in die Höhle kommt?« fragte Wariinga.
»Ich weiß es nicht … momentan weiß ich überhaupt nichts mehr«, sagte Gatuiria. »In meinem Kopf zischt und blubbert es wie in einem Topf voll Brei auf dem Feuer!«
Aber nicht nur in dem von Gatuiria. Auch Wariinga gingen vielerlei Dinge durch den Kopf. Sie überlegte eine Reihe von Alternativen: Soll ich Gatuiria von dem Traum erzählen? Wie können wir beide Muturi helfen, dem Polizeigewahrsam und den Polizeiketten zu entgehen? Was kann ich tun, um zu verhindern, daß Mwireri wa Mukiraai von Robin Mwaura und seinen Devil's Angels ermordet wird? Aber woher kann ich die Gewißheit nehmen, daß dies alles wahr ist - es war ja schließlich nur ein Traum?
Wariinga beschloß, Gatuiria gegenüber den Traum nicht zu erwähnen. Sie würde jedoch alles in ihrer Macht Stehende tun, um Mwireri daran zu hindern, heute abend in Mwauras Matatu zu reisen. Als erstes mußte man jedoch Muturi davon abhalten, zur Höhle zu kommen.
»Wir müssen Muturi entgegengehen, um ihn vor der Gefahr zu warnen«, sagte Wariinga zu Gatuiria und fügte hinzu: »Wir müssen gleich gehen, um Muturi Wangaris Schicksal zu ersparen, ehe es zu spät ist!«
4
Gatuiria und Wariinga machten sich auf den Weg nach Njeruca, jeder mit seinen eigenen Gedanken und Zweifeln.
Das Bild von Wangari, an Händen und Füßen gefesselt in einer Gefängniszelle, beschäftigte Gatuiria.
Und Wariinga dachte an die Stimme Mwireri wa Mukiraais, wie er ihnen die Geschichte von dem Mann erzählte, der in ein fernes Land gereist war und der nach seiner Rückkehr alle seine Knechte zu sich rief, damit sie ihm Rechenschaft ablegten über die Talente, die er ihnen anvertraut hatte …
Da trat auch herzu, der das eine Talent empfangen hatte, und sprach: Herr, ich wußte, daß du ein harter Mann bist: du schneidest, wo du nicht gesät hast, und sammelst, wo du nicht ausgestreut hast…
Wariinga blieb plötzlich stehen und zupfte Gatuiria am Ärmel. Auch Gatuiria ging nicht mehr weiter und fragte Wariinga: »Was ist los?«
»Höre die Stimme des Volkes mit einem neuen Lied!« antwortete Wariinga.
Neuntes Kapitel
1
Die Strahlen der sinkenden Sonne fielen wie die Flammen feuriger Schwerter und Speere auf Golden Heights. Wariinga und Gatuiria standen auf dem grünen Rasenteppich des Golfplatzes von Ilmorog und hatten Auge und Ohr der Straße nach Njeruca zugewandt, woher das Singen kam:
Kommt alle, kommt!
Seht, welch großartiger Anblick –
Wir verjagen den Teufel
Und all seine Jünger –
Kommt alle, kommt!
»Das wird Muturi mit seinen Leuten sein«, bemerkte Gatuiria.
»Dann müssen wir uns beeilen«, erwiderte Wariinga und begann, den Stimmen entgegenzulaufen. Und die Stimmen kamen näher und näher und sangen:
Kommt alle, kommt!
Seht, welch großartiger Anblick –
Wir verjagen den Teufel
Und all seine Jünger –
Kommt alle, kommt!
Sprachlos vor Verwunderung über den seltsamen Anblick, der sich ihnen bot, standen sie nach wenigen Minuten am Rand der Straße, die durch Ilmorog führte.
Sie sahen viele Männer, Frauen und Kinder auf der Straße zur Höhle an sich vorüberziehen. Viele Kinder rannten die Reihen entlang, manche hüpften und spielten, andere sangen mit.
»Meine Güte! Wie lang dieser Zug ist!« sagte Gatuiria.
»Es sieht so aus, als habe Muturi ganz Njeruca zusammengeholt!« erwiderte Wariinga.
»Ich weiß nicht, ob es jetzt noch möglich ist, Muturi zu finden«, meinte Gatuiria.
»Bleiben wir doch stehen, wo wir sind, und hoffen, daß Muturi zu uns herkommt, wenn er uns sieht«, sagte Wariinga.
»Selbst wenn wir ihm jetzt über die Polizei
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