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Der gekreuzigte Teufel

Der gekreuzigte Teufel

Titel: Der gekreuzigte Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ngugi wa Thiong'o
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Geld doch die Arbeit tun, dann wird sich zeigen, wer am meisten gestohlen hatte! Ich gab Anweisung, alle Bierhähne zu öffnen und sie ständig offen zu halten, so daß jeder Biertrinker so lange trinken konnte, bis er letztlich wußte, daß seine Stimme dem Sohn Gatheecas gehörte. Ich sage Ihnen eines — ich wandte in dieser Zeit jeden Trick an, einschließlich Stimmenkauf. Ich gab zwei Millionen Shilling für diesen Wahlkampf aus. Mein Gegner war auch kein Schwächling. Er gab eineinhalb Millionen aus. Aber schließlich gewann der Held, der jetzt vor Ihnen steht, den Sitz.
    Ehe ich jedoch überhaupt den besagten Sitz einnahm, hatte ich bereits Überlegungen angestellt, wie ich die Millionen, die ich im Wahlkampf ausgegeben hatte, wieder hereinholen könnte. Ich hatte inzwischen gelernt, daß die Begeisterung für den neuen Tanz mit Geld geschürt wird. Ich versuchte dies und das. Ein oder zwei Wochen lang tat ich kaum ein Auge zu, denn ich verbrachte meine Zeit mit Besuchen bei diesem und jenem Abgeordneten. Dieser zweite Feldzug kostete mich weitere fünfzigtausend Shilling. Aber dafür wurde ich im Rat zum Vorsitzenden des Ausschusses für Baubeschaffungsmaßnahmen gewählt. Dieser Ausschuß war für den Bau und die Verteilung von Häusern, die dem Distrikt gehörten, verantwortlich; außerdem vergab er Grundstücke für Industrie- und Gewerbezwecke an Firmen und Einzelpersonen.
    Nun wußte ich, daß ich, Sohn des Gatheeca, es zu etwas gebracht hatte. Meine Zeit war gekommen. Öffentliches Eigentum macht die Schlauen fett.
    Es geschah gelegentlich, daß der Rat bei der amerikanischen Weltbank oder bei europäischen und japanischen Banken Geld aufnahm, um den Bau billiger Häuser für die Armen zu finanzieren. Aus dieser Quelle sprudelte Öl. Ich erinnere mich gut daran, wie der Rat die Slumhütten in Ruuwa-ini niederreißen ließ. Man hatte vor, eintausend Häuser an dieser Stelle zu errichten. Das Geld wurde dem Rat von einer italienischen Bank geliehen. Die Gesellschaft, die den Ausschreibungswettbewerb gewonnen hatte, war ebenfalls italienisch. Aber sie hatte mir natürlich zuvor einen kleinen Bakschisch von ungefähr zwei Millionen Shilling zukommen lassen. Ich tat das auf mein Konto, und damit hatte ich das Wahlkampfgeld wieder. Nun wartete ich auf den Gewinn meiner Investitionen im Wahlkampf.
    Erst nachdem die Häuser fertiggestellt waren, fand ich, was ich eigentlich gesucht hatte. Jeder, der vom Rat ein Haus haben wollte, mußte mir erst eine Tasse Tee im Wert von zweitausend Shilling pro Haus kaufen. Damit machte ich weitere zwei Millionen, die ich zur Bank brachte.
    Und nun möchte ich Ihnen folgendes sagen: nach zwei Jahren hatten die Millionen, die ich in den Wahlkampf gesteckt hatte, eine Reihe weiterer Millionen abgeworfen. Und wohlgemerkt, ich hatte keinen einzigen Schweißtropfen dafür vergossen. Das ganze Geld kam von den Leuten, die mich gewählt hatten. Und warum? Weil sie mit ihren Steuern das von den ausländischen Banken geliehene Geld zurückzahlen werden.
    Was sagen Sie nun zu solchen Früchten? Würden Sie an meiner Stelle aufhören, von diesen Süßigkeiten zu kosten, die süßer schmecken als die Süße selbst? Ich kam auf den Geschmack und pflückte eine Frucht nach der anderen. Der süße Saft tropfte mir aus dem Mund, bis ich später lernte, meine Eßgewohnheiten zu verbergen.
    Um ein paar Leckerbissen einzustecken, warte ich heutzutage nicht mehr darauf, bis der Rat beschließt, Häuser zu bauen. Ich habe mich jetzt mit einigen Italienern zusammengetan und eine Baugesellschaft gegründet, die Ruuwa-ini Housing Development Company. Im allgemeinen gewinnt meine Gesellschaft die Ausschreibungswettbewerbe des Rats. Außerdem nimmt meine Gesellschaft ebenfalls Geld von verschiedenen Banken auf, um ganze Siedlungen zu bauen, und sie kann deshalb die Häuser lange vor ihrer Fertigstellung verkaufen. Liebe Freunde! Unterschätzen Sie nicht das Verlangen der Menschen nach Häusern. Meine Gesellschaft baut Häuser für verschiedene Klassen. Backsteinhäuser sind zum Beispiel nicht so einträglich, wie man meinen könnte. Haben Sie schon einmal diese Baracken aus Holz und Lehm gesehen? Baut man solche Hütten und vermietet sie an Bauern und Arbeiter, dann schöpft man wirklich Fett ab, das versichere ich Ihnen.
    Damals wurde ich zum ersten Mal aufgefordert, die Leitung von Niederlassungen ausländischer Firmen zu übernehmen. Ich kaufte gelegentlich die eine oder andere Aktie, steckte hier

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