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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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stand.
    „Er sieht aus wie ein junger Prinz“, bemerkte Frau Finkbeiner anerkennend.
    „Ein Prinz mit Bürstenhaarschnitt!“ Peter grinste. „Das ist eine Seltenheit wie ein Zebra ohne Streifen.“
    „Und diese Mrs. Fuller“, sagte Ulli, „sitzt in ihrem Rollstuhl wie die englische Königin-Mutter auf dem Thron.“
    „Jedenfalls macht die alte Dame nicht den Eindruck, eine arme Frau zu sein. Als Hotelportier kriegt man dafür eine Nase.“ Herr Wagner lächelte.
    „Ihre Nase liegt richtig“, versicherte der Tischsteward Rehbein. „Steinreich muß sie sein. Jede zweite Nähmaschine kommt in Amerika aus ihren Fabriken. Und die amerikanischen Hausfrauen sollen einen ganz enormen Verbrauch haben. Das ist...“ Der Steward unterbrach sich und flüsterte: „Da kommt der Kapitän.“
    Beinahe gleichzeitig verstummten die Gespräche an den Tischen für eine Weile, und die Passagiere blickten ein wenig neugierig zu dem Mann hinüber, dem sie sich für die nächsten drei Wochen anvertraut hatten. Und was sie sahen, mußte sie beruhigen.
    Da drüben der Mann in seiner blauen Uniform mit dem vielen Gold am Ärmel und auf den Schultern war nämlich ein Schiffskapitän wie aus einem Bilderbuch. Er war groß und dabei sehr dünn. Er hatte eine Haut wie aus Leder, und seine Haare waren von der Sonne gebleicht.
    Er hatte inzwischen die Fullers begrüßt und auch die übrigen Gäste, die an seinem Tisch saßen.
    „Der Herr mit dem englischen Schnurrbart neben dem Kapitän ist Mister Richard Wilkinson, falls Sie das interessiert“, erklärte der Tischsteward Rehbein.
    „Irgendwie kommt mir das Gesicht bekannt vor“, überlegte Herr Wagner, „aber ich kann mich auch täuschen.“
    „Also dieser Mister Wilkinson“, Herr Rehbein fuhr mit seiner Auskunft fort, „macht sein Geld mit Streichhölzern und soll damit die ganze Mrs. Fuller mit allen ihren Nähmaschinen zehnmal in die Tasche stecken können. Er ist übrigens auch Stammkunde auf dem Schiff.“
    „Weshalb man für ihn die Gangway noch einmal heruntergelassen hat, als er heute bei der Ausfahrt zu spät kam“, bemerkte Herr Finkbeiner.
    „Ja, das hab’ ich auch gesehen“, sagte Herr Rehbein. Dann entschuldigte er sich und flitzte davon, denn selbstredend mußte er auch mal andere Tische bedienen.
    So kam es, daß auch seine nächsten Auskünfte immer wieder unterbrochen wurden.
    „Der Mann mit der Glatze“, sagte Tischsteward Rehbein, als er wieder einmal kam, um die Teller zu wechseln, „also der Mann, der neben Mister Wilkinson sitzt, das muß Monsieur Prunelle sein. Er ist in der Passagierliste als Museumsdirektor aus Paris angegeben. Entschuldigung...“
    Herr Rehbein war von einem anderen Tisch verlangt worden und sauste los.
    „Monsieur Prunelle“, wiederholte Herr Finkbeiner, „das war doch der elegante Herr mit den weißen Gamaschen…“
    „...der dabei war, als diese schmale Kiste an Bord transportiert wurde“, fuhr Peter fort. „Was ergibt sich daraus?“
    „Ja, laß uns kombinieren“, schlug Herr Finkbeiner vor. Er wollte sich gerade nachdenklich in seinen Sessel zurücklehnen, da sah er das verwunderte Gesicht von Herrn Wagner und mußte plötzlich lachen. „Entschuldigen Sie bitte, aber das ist so ein Spielchen zwischen uns. Wenn im Fernsehen ein Krimi läuft, fangen wir schon während der Sendung an, die Lösung zu finden. Und wer den Täter zuerst herauskriegt, bekommt vom anderen 50 Pfennige. Bei besonders kitzligen Fällen geht es auch schon mal um eine Mark.“
    „Das Kommissar-Maigret-Spiel heißt das bei ihnen“, bestätigte Frau Finkbeiner. „Und ich darf mich daran nicht beteiligen, weil das eine reine Männersache sei.“
    „Sollten wir auch bei uns einführen“, schlug Herr Wagner seinem Sohn Ulli vor.
    „Es macht einen Heidenspaß“, versicherte der Apotheker Finkbeiner. „Und man kann sich ja nicht ausschließlich mit Pillen und Arzneien beschäftigen.“
    „Kombinieren wir also“, sagte Peter. Er stützte sein Kinn auf die Fäuste und war jetzt bereit für eine schwierige Gedankenarbeit.
    Aber da kam schon wieder der Steward Rehbein mit seiner Marzipanhaut an den Tisch zurück.
    „Die junge Dame, die dem Kapitän an seinem Tisch genau gegenübersitzt“, erklärte er dieses Mal, „das ist Lisa Liranda!“ Er blickte über seine linke Schulter zu der platinblonden Schönheit hinüber, die gerade an einem Glas nippte. „Sie tritt im Programm als Schlangentänzerin auf und hat einen Körper wie eine...

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