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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Schimpfname wie Nigger oder so?“ wollte Peter wissen.
    „Bestimmt nicht“, versicherte Axel. „Aber du wirst es ja gleich sehen.“
    Sie kamen jetzt am Kompressorraum vorbei. Man hörte die Motoren und das Summen der Aggregate.
    Gleich darauf standen sie vor einer offenen Tür und blickten in einen ziemlich großen, aber niedrigen Raum mit einer Menge Maschinen zum Waschen, Trocknen und Bügeln. Die Chinesen arbeiteten mit nacktem Oberkörper. Grelles Neonlicht brannte. Ventilatoren verteilten den Dampf und kämpften gegen die Hitze.
    „Hallo, Partner“, sagte einer der Männer, als er sich umgedreht hatte. Er war etwa vierzig Jahre alt und sehr schlank. Er hatte eine glatte, dunkle Haut und Muskeln wie ein Zehnkämpfer. Sein dichtes schwarzes Haar wuchs ihm wie Gras aus dem Kopf.
    „Ich bin der Obermax“, stellte er sich vor und lächelte. „Mein chinesischer Name ist Chang Lie.“ Dabei verbeugte er sich ein wenig. Jetzt sagten auch Peter Finkbeiner und Ulli Wagner ihre Namen.
    „Wir wollten grade eine Tasse Tee trinken“, sagte daraufhin der Chef der Wäscherei. „Ich würde mich freuen, wenn ich euch dazu einladen darf.“
    Fünf Minuten später standen die Maschinen still; nur die Ventilatoren summten weiter. Die Chinesen setzten sich mit gekreuzten Beinen auf den Boden oder auch an einen Tisch. Sie lächelten höflich und nickten dabei mit dem Kopf zu den jungen Gästen hinüber.
    „Wir sind alle irgendwie eine Familie und miteinander verwandt“, erklärte Herr Chang Lie. „Das zum Beispiel ist Huang, mein jüngster Bruder.“
    Damit war der junge Chinese gemeint, der gerade den Kessel vom Holzfeuer nahm und die Porzellankanne innen und außen mit kochendem Wasser abbrühte. Schnell gab er jetzt Teeblätter in die Kanne und machte den Aufguß. Anschließend verteilte er die winzigen Schalen, die kleiner waren als Mokkatassen. Er machte das so geschickt und so flink, daß ihm alle aufmerksam zuschauten.
    „Wie ein Zauberer, der in seinem Zylinder ein Kaninchen verschwinden läßt“, staunte der Page Axel Kannengießer.
    „Die Vorbereitung ist fast das größte Vergnügen“, bemerkte Chang Lie. „Und mein Bruder Huang ist wirklich ein kleiner Künstler.“
    Anschließend schlürfte die ganze Wäscherei schweigend aus den winzigen Tassen.
    „Man trinkt Tee, damit man den Lärm der Welt vergißt“, meinte Chang Lie lächelnd. „Und man soll ihn nur mit guten Freunden trinken.“
    Eine Viertelstunde später wurden die Maschinen wieder eingeschaltet, die Wäschetrommeln drehten sich von neuem, und die feuchten Badetücher und Bettlaken dampften wieder, wenn sie geplättet wurden.
    „Besten Dank, Obermax!“ Der Page mit der Stubsnase verabschiedete sich und gab dem Chef der Wäscherei die Hand.
    „Kommt uns wieder besuchen“, erwiderte Chang Lie. „Vielleicht habt ihr mal Appetit auf Glasnudeln und Sojabohnen.“
    „Sehr freundlich“, sagte Peter Finkbeiner.
    „Bis bald, Herr Chang Lie“, meinte Ulli Wagner.
    Die Chinesen blickten von ihren Maschinen auf und lächelten ein wenig.
    „Auf Wiedersehn“, sagten die drei Jungen durcheinander und verschwanden wieder.
    „Ausgesprochen nette Leute“, bemerkte Peter Finkbeiner.
    „Aber man kann sie leicht verwechseln, so ähnlich sehen sie sich“, meinte Ulli, als sie im Korridor dicht an der Elektrowerkstatt vorbeikamen. „Übrigens hätte ich jetzt Lust, ein paar Runden zu schwimmen.“
    „Nach der Hitze in der Wäscherei keine schlechte Idee“, meinte Peter Finkbeiner.
    Und da auch der Page Kannengießer nichts gegen eine Unterbrechung der Schiffsbesichtigung einzuwenden hatte, flitzten sie los, um ihre Badehosen zu holen.
    Aus der Kabine von Mister Hobbs war das Cello zu hören.
    „Er übt schon den ganzen Vormittag“, erklärte der Steward Horst, der mit den langen Haaren. „Ich bin gerade dabei, die Luken zu öffnen, damit überall frische Luft hereinkommt.“
    Wir haben also keinen Sturm zu erwarten?“ fragte Peter.
    „Aber nein“, erwiderte der Kabinensteward. „So was würden wir uns solchen Passagieren gegenüber doch gar nicht erlauben.“ Dabei war er eingetreten, machte am Sicherungsriegel der Luke ein paar Drehungen und öffnete sie. „Vielleicht ein bißchen Seegang. Mehr würde der Kapitän nie gestatten.“
    Im überdachten Schwimmbad lag der baumlange Mister Palmer im Wasser und spielte Delphin. Er schwamm auf dem Rücken, drehte sich um die eigene Achse, tauchte ein paar Sekunden und kam dann schnaubend an

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