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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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sehr interessant für mich“, sagte er noch und stieg aus, als der Lift das Hauptdeck erreicht hatte.
    „Viel Vergnügen“, rief Mister Wilkinson hinter ihm her, bevor sich die Tür wieder ganz geschlossen hatte.
    „Übrigens“, sagte Herr Wagner nach einer Weile. „Ich glaube Sie zu kennen, Mister Wilkinson.“
    „Da bin ich aber neugierig“, bemerkte der Streichholzfabrikant und zog seine buschigen Augenbrauen in die Höhe.
    „Hotel Kempinski in Berlin“, sagte Herr Wagner.
    „Stimmt, da war ich schon öfters. Das letzte Mal vor zwei oder drei Jahren.“
    „Damals hatten Sie noch keinen Bart, und deshalb hab’ ich Sie nicht gleich erkannt. Ich bin „Warten Sie, langsam dämmert’s bei mir“, unterbrach Mister Wilkinson. „Waren Sie nicht in der Portierloge?“
    „Da bin ich auch heute noch, wenn ich nicht gerade eine Schiffsreise mache.“ Herr Wagner lächelte. „Und Sie wollten abends immer eine Flasche Mineralwasser aufs Zimmer und ein drittes Kissen ins Bett.“
    „Ja, weil ich beim Schlafen fast aufrecht sitzen muß.“ Mister Wilkinson wollte sich jetzt ausschütten vor Lachen. „Aber daß Sie sich daran noch erinnern! Wir müssen möglichst bald zusammen einen Drink nehmen“, schlug er vor, nachdem er sich von seinem Lachanfall wieder erholt hatte.
    Die Finkbeiners und die Wagners stiegen im A-Deck aus und wandelten dann durch den Korridor zu ihren Kabinen.
    „Wieso ein drittes Kissen?“ fragte der Apotheker. „Er könnte sich doch seine Brieftasche unter den Kopf legen.“
    „Ganz so aufrecht will er nun auch wieder nicht schlafen.“ Frau Finkbeiner lachte und schloß dabei ihre Kabinentür auf. „Abmarsch zum Speisesaal in zehn Minuten“, gab sie noch bekannt.
    Ulli hielt gerade sein Gesicht unter den Wasserhahn und Peter wollte sich ein frisches Hemd über den Kopf ziehen, als die Jungen vor dem Bullauge plötzlich den Rücken von Mister Palmer sahen und dann die Glatze des Museumsdirektors aus Paris. Und da die Luke ja nicht geschlossen war, konnten sie auch die Stimmen hören, obgleich die Herren sich nur sehr leise unterhielten.
    „Wir müssen tatsächlich davon ausgehen“, sagte Monsieur Prunelle gerade, „daß schon das ganze Schiff Bescheid weiß. Es tut mir leid, aber wir dürfen uns nichts vormachen.“
    Die beiden Herren schwiegen eine ganze Weile, bis dann wieder die Stimme des Museumsdirektors zu hören war: „Würden Sie mir bitte das Fernschreiben noch einmal vorlesen?“
    Leider kam in diesem Augenblick der Apotheker Finkbeiner in die Kabine und fragte: „Ihr habt wohl keinen Hunger, oder was ist los?“
    Zuerst riß Mister Palmer seinen Kopf um hundertachtzig Grad herum, und gleich darauf tat das auch Monsieur Prunelle. Sie blickten für einen kurzen Moment durch das Bullauge in die Kabine hinein, und dann waren sie auch schon verschwunden.
    „Jammerschade“, sagte Peter. „Jetzt wäre es gerade interessant geworden.“
    „Und was, wenn ich bitten darf?“ fragte Herr Finkbeiner erstaunt.
    Der Museumsdirektor aus Paris war inzwischen über das Deck an die Reling spaziert. „So ein Schiff hat überall Ohren“, sagte er ärgerlich. Dabei blickte er sich zuerst nach links um und dann nach rechts. „Hier sind wir aber wirklich allein“, meinte er.
    „Es sieht so aus“, antwortete Mister Palmer, nachdem er sich gleichfalls umgeschaut hatte. „Also das Fernschreiben...“ Er holte ein Stück Papier aus der Tasche und las vor:
    „haben blitztelegramm erhalten — stop — inspektor brown ist bereits zu ihrer Unterstützung unterwegs nach Venezuela — stop — kommt zu ihnen an bord in la guaira — lloyds london generaldirektion.“
    „Kennen Sie diesen Inspektor Brown?“ fragte Monsieur Prunelle. Er sah jetzt aufs Meer hinaus und auch in den Himmel, der bis zum Horizont immer noch voll Wolken war.
    „Keine Ahnung“, antwortete Mister Palmer. „Aber wir werden ihn brauchen können, ob er nun Sergeant, Inspektor, Polizeipräsident oder sonstwas ist.“
    „La Guaira ist unser erster Hafen“, überlegte Monsieur Prunelle. „So lange sind Sie also noch allein?“
    „Immerhin war ich zehn Jahre bei Scotland Yard, vergessen Sie das nicht“, bemerkte Mister Palmer. „Ich erinnere daran, nur um Sie zu beruhigen.“
    Nach dem Mittagessen nahm Herr Finkbeiner wieder einmal einen Zug aus seiner Zigarre und sah dem Rauch nach, der sich zur Decke ringelte. „Dieser Mister Palmer hat also auch etwas mit dem Bild zu tun“, überlegte er.
    „Das ist so

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