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Der gelbe Handschuh

Der gelbe Handschuh

Titel: Der gelbe Handschuh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Weidenmann
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Frau Finkbeiner. „Und auf einem Schiff haben sie eigentlich nichts zu suchen. Gute Nacht allerseits.“
    Die hellerleuchteten Decks waren um diese Zeit schon menschenleer, und in den Schreibzimmern und Salons saßen nur noch einzelne Passagiere. In der Atlantik-Halle wechselten die Stewards bereits die Tischtücher und holten die Staubsauger heraus.
    Nur in der Columbus-Bar war noch Betrieb. Herr Latenser hatte am Ende der Theke inzwischen schon seinen Stammplatz. Er nahm gerade wieder einen Schluck aus einem Whiskyglas und blickte dabei durch seine dicke Brille zu Mister Wilkinson hinüber, der mit den Herren Prunelle und Palmer Poker spielte.
    Kurz nach Mitternacht war dann völlige Ruhe an Bord. Jetzt hatte man auch die Bars geschlossen, und die Lifts waren gesperrt.
    Nur die Ventilatoren surrten, und die Maschinen pochten dumpf.
    Auf der Kapitänsbrücke hielt der Erste Offizier die Mittelwache. Er blickte durch sein Fernglas in die Nacht hinaus und manchmal auf den matt erleuchteten Kompaß.
    Fünf Decks tiefer putzte ein älterer Steward, der früher auch einmal im Speisesaal serviert hatte, in einem leeren Korridor die Schuhe der Passagiere. Ein paar Bäcker setzten den Teig für die Frühstücksbrötchen an, und ein paar Matrosen überwachten noch tiefer unten im Maschinenraum die ganze Nacht hindurch die Instrumente.
    Am nächsten Morgen schien die Sonne.
    Als die Finkbeiners und Wagners gleich nach dem Aufstehen zum Brückendeck hinauffuhren, glänzte es frisch gewaschen und abgeschwemmt im Gegenlicht. Die Deckmatrosen spulten gerade ihre Sprengschläuche wieder zusammen. Die Stewards trugen plötzlich schneeweiße Uniformen und stellten bereits die ersten Liegestühle ins Freie.
    Der Himmel war jetzt zum ersten Mal auf dieser Reise hellblau und ohne Wolken.
    „Mein Gott, kann die Welt schön sein“, sagte Frau Finkbeiner und holte ganz tief Luft.
    Sie standen alle an der Reling und blinzelten ein wenig, weil sie von den Sonnenreflexen auf dem Wasser geblendet wurden.
    „Das Meer ist auf einmal ganz grün“, stellte Ulli Wagner fest.
    „Und ganz klar und durchsichtig“, sagte Peter.
    „Vor allem aber ist es ruhig“, bemerkte Herr Finkbeiner.
    „Und jetzt habe ich Lust auf eine Tasse Kaffee.“
    Über Nacht war auf dem Schiff der Frühling ausgebrochen. Die Passagiere kamen wie verwandelt mit leichten und bunten Kleidern aus ihren Kabinen. Auch die Offiziere hatten ihre dunkelblauen Uniformen im Kleiderschrank gelassen und erschienen ganz in Weiß und mit messerscharfen Bügelfalten.
    Und alle zusammen zeigten fröhliche Gesichter.
    Als sich die Finkbeiners und Wagners im Speisesaal an ihren Tisch setzten, strahlte das rosige Marzipangesicht des Tischstewards. „Ist das ein Wetterchen oder nicht?“ fragte er und rieb sich dabei die Hände.
    „Wir sind zufrieden, Herr Rehbein“, meinte Peter Finkbeiner gnädig.
    „Dann bin ich ja beruhigt“, erwiderte der Tischsteward. „Im übrigen rollen wir bereits aufs Festland zu und müßten so etwa in einer halben Stunde vor La Guaira sein.“ Er stellte frische Brötchen auf den Tisch. „Das Frühstück wie üblich?“
    „Es kann also passieren“, überlegte Frau Finkbeiner, „daß wir unsere Haferflocken löffeln, und plötzlich guckt Venezuela hier durchs Fenster.“
    „Durchs Bullauge“, korrigierte ihr Mann nachsichtig. „Wir sind nicht zu Hause, Erika.“

Mister Palmer übt sich im Aufpassen, und der Streichholzfabrikant spielt Postbote

    Und so ähnlich kam es dann auch.
    Herr Wagner nahm gerade die Kaffeekanne vom Tisch und fragte: „Wem darf ich noch eine zweite Tasse eingießen?“, als es in den Schiffslautsprechern knackte. Gleich darauf ließ sich die Stimme von Kapitän Stahlhut vernehmen.
    „Guten Morgen, meine Damen und Herren. Der venezolanische Lotse ist soeben an Bord gekommen. Wir werden in etwa zwanzig Minuten La Guaira erreichen und dort vor Anker gehen. Die Gangway finden Sie dann auf der Backbordseite im A-Deck. Sie wird heute abend pünktlich um sechs Uhr wieder eingezogen. Bis dahin viel Vergnügen.“
    „Was hab’ ich gesagt?“ lachte Frau Finkbeiner. „Mitten beim Frühstück.“ Sie nahm noch einen Schluck aus ihrer Tasse, und dann faltete sie die Serviette zusammen.
    Die Passagiere verteilten sich wieder über das ganze Schiff wie vorgestern bei der Rettungsbootübung. Sie hatten sich für den einen oder anderen Landausflug entschieden, der vom Bordreisebüro empfohlen worden war. Jetzt verschwanden sie kurz

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