Der gelbe Handschuh
sicher wie die Steuer“, bemerkte Ulli.
„Vielleicht ist er ein Detektiv und soll auf das Gemälde aufpassen“, kombinierte Peter. „Und weil man das nicht erfahren soll, steht er nicht in der Passagierliste.“
„Könnte sein“, meinte Herr Finkbeiner und streifte die Asche von seiner Zigarre. „Könnte auch nicht sein
Die Passagiere zogen sich jetzt zum Mittagsschlaf in ihre Kabinen zurück, oder sie legten sich in die Liegestühle. Später spielten sie Bridge oder Bingo.
Im Heck konnte man draußen trotz des schlechten Wetters Tontauben schießen, und in der Atlantik-Halle gab ein preisgekröntes Tanzmeister-Ehepaar Unterricht für Anfänger.
Schlangen haben auf einem Schiff nichts zu suchen
Für den Abend stand das „Captain’s Dinner“ auf dem Programm.
„Immer am zweiten Abend“, erklärte der Kabinensteward Horst. „Das gehört zur Tradition.“
„Tradition hin, Tradition her“, bemerkte Herr Wagner. „Wenn das so weitergeht, paßt mir am Ende keine Hose mehr.“
„Ja“, stimmte Frau Finkbeiner zu. „Auf so einem Schiff wird wirklich viel zuviel gefressen.“ Dabei strich sie eine Falte aus ihrem Sonnenblumenkleid und segelte mit ihren vier Männern zum Lift.
Die Schiffsoffiziere hatten sich vor dem Speisesaal nebeneinander in einer Reihe aufgestellt. In ihrer Mitte und zwei Meter vor ihnen erwartete Kapitän Stahlhut seine Passagiere und begrüßte sie.
Ein Steward ließ sich von den Gästen jeweils ihre Namen zuflüstern und flüsterte sie dann dem Kapitän ins Ohr.
„Guten Abend, Herr Latenser“, sagte der gerade.
„Guten Abend, Herr Kapitän“, antwortete der kleine Mann mit den starken Brillengläsern.
Jedesmal, wenn Kapitän Stahlhut eine Hand drückte, blitzte und knipste es, weil Herr Weber, der Bordfotograf, auch diesen Augenblick für alle Passagiere festhalten wollte. Zu Hause würden sie dann später die Bilder herumzeigen und dazu sagen: „Da schüttle ich gerade dem Kapitän die Hand.“
„Wie bei Kaisers“, bemerkte Herr Finkbeiner.
„Ja, wie bei Hofe“, erklärte Mister Hobbs, der mit den Fischaugen. Er stand in der Reihe der Gäste schon eine ganze Weile hinter den Finkbeiners und Wagners. „Übrigens, nach dem Essen spiele ich heute zum ersten Mal in der Taverne auf dem Veranda-Deck. Ich würde mich freuen — gestatten Sie, mein Name ist Hobbs.“ Er unterbrach sich plötzlich und verbeugte sich ein wenig vor den Eltern der beiden Jungen.
„Sehr angenehm“, sagte Herr Finkbeiner noch. Aber dann stand auch schon der Steward neben ihm und wollte seinen Namen wissen.
„Guten Abend, Frau Finkbeiner“, sagte gleich darauf Kapitän Stahlhut, und Bordfotograf Weber blitzte dazu.
„Guten Abend, Herr Finkbeiner.“ Es blitzte zum zweiten Mal.
„Und euch kenn’ ich ja schon!“ Der Kapitän lachte, als Peter und Ulli vor ihm standen. „Ich wünsche euch einen guten Appetit. Ihr könnt mich auf der Brücke besuchen, sooft ihr lustig seid.“
Leider blitzte es dieses Mal nicht, weil Herr Weber einen neuen Film in seine Kamera einlegen mußte.
Auf den Tischen standen heute Blumen, und die Bordkapelle spielte Mozart.
„Es fängt gleich mit Räucherlachs an“, verkündete Tischsteward Rehbein. Er war aufgeregt wie ein Schauspieler vor der Premiere. „Heute gibt’s nur das Beste vom Besten!“
Als alles vorbei war, machten die beiden Familien aus Berlin wieder einmal ihren Spaziergang auf dem Sonnendeck. Anschließend statteten sie noch Herrn Hobbs einen Besuch ab.
Weil zur gleichen Zeit im Bordkino ein Western lief, waren nicht sehr viele Passagiere in die Taverne gekommen. Dabei hätte Herr Hobbs einen besseren Besuch verdient gehabt. Er spielte nämlich ganz ausgezeichnet. Man hatte den Eindruck, als sei der dicke Mann mit seinem Cello zusammengewachsen. Sein Kopf war tief über das Instrument gebeugt, und seine Fischaugen waren geschlossen. Er brauchte eine ganze Weile, bis er sich, nach dem Applaus, aufrichtete und wieder zu sich kam.
„Wie ein Schlafwandler, den man plötzlich aufweckt“, bemerkte Frau Finkbeiner, während sie in die Hände klatschte.
Am nächsten Morgen konnte man bereits ohne Mantel an Deck gehen. Die Luft war über Nacht wärmer geworden. Aber der Himmel war immer noch bewölkt.
„Wir sind jetzt an den Bahamas vorbei“, meinte der langhaarige Kabinensteward, als er das Frühstück brachte. „Im Augenblick müßten wir in der Höhe von Kuba herumsegeln.“
Nachmittags sahen die Finkbeiners und die Wagners
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