Der Gelbe Nebel
gepanzerten mittelalterlichen
Ritter vor sich zu haben glaubte. Zur Vervollständigung der
Ähnlichkeit waren nur noch Schild, Schwert und Lanze notwendig. Das
riesige Schwert lag bereits da, es war so schwer, daß vierzig Mann es
kaum von der Stelle bewegen konnten, und der eiserne Schild hätte
Hunderten Menschen Schutz gegen Regen bieten können. Zu einem
Ritter gehört natürlich auch eine Lanze, doch die Lanzen der Ritter
pflegten Knappen zu tragen, und deshalb mußte man in diesem Fall
von einer Lanze absehen. Wo hätte man auch für einen solchen Riesen
einen Lanzenträger nehmen sollen?
Die Schöpfer Tilli-Willis waren mit ihrem Werk zufrieden. „Tja“,
sagte Charlie Black, „wenn Arachna unser Kindchen sieht, werden ihr
die Knie schlottern.“ „Ich werde das Kindchen lehren“, sagte Lestar,
„den Feind zu jagen, wie der Wolf den Hasen.“
Das „Kindchen“ Tilli-Willi war nicht stumm, denn in seine Kehle hatte
man eine Sirene eingebaut, deren Tonleiter von der tiefsten bis zur
höchsten Heulstufe reichte. Als man sie zum erstenmal ausprobierte,
brach in der Stadt ein schrecklicher Tumult aus. Das durchdringende
Geheul trieb die Menschen aus den Häusern, die meinten, der
Weltuntergang sei da, und die mit angstverzerrten Gesichtern durch die
Straßen rannten, wobei sie sich wegen des Gelben Nebels ständig stießen.
Es mußten Herolde zur Beruhigung des Volkes ausgeschickt werden. Charlie Black rieb sich vor Vergnügen die Hände, paffte und schwor bei den
Stürmen aller Breiten, daß der automatische Riese seine Aufgabe glänzend
erfüllen werde. Es war Zeit, die Kampfhandlungen gegen die Hexe
aufzunehmen. Ein paar Tage bevor der Riese fertig war, hatten die Holzköpfe Ellis Wohnwagen auf den Schultern hergebracht. Er wurde auf die
bereitstehenden Radpaare gesetzt, Tür und Fenster wurden abgedichtet, die
Einrichtung erneuert, kurz, es fehlte nichts mehr, um ihn auf die Reise zu
schicken. Da die kleinen Pferde des Zauberlandes einen so schweren
Wagen nicht ziehen konnten, beschloß der Stab des Scheuchs, Holzköpfe
einzuspannen. Diesen fiel auch die Aufgabe zu, den automatischen Riesen
aufzuziehen. Die Federn, die Arme, Beine und Hals des Giganten
bewegten, waren so stark, daß man sie nur mit der Kraft von Holzköpfen
aufziehen konnte. Also bestiegen mehrere hölzerne Männer Leitern, die an
den Rumpf Tilli-Willis lehnten, steckten die Aufziehschlüssel in die
entsprechenden Löcher und drehten die Schlüssel, bis die Federn vor
Spannung zu knarren und zu dröhnen begannen. Als das Aufziehen beendet
war, konnte man sicher sein, daß es für mehrere Stunden ununterbrochener
Arbeit reichen würde. Zum obersten Leiter der in den Kampf ziehenden
Holzköpfe wurde der ehemalige General Lan Pirot ernannt, der sich als ein
ausgezeichneter Verwalter erweisen sollte.
DIE ERSTEN SCHRITTE DES EISERNEN RITTERS
Die Besatzung der fahrbaren Festung bestand aus dem Scheuch, dem
Eisernen Holzfäller, Din Gior, Faramant, Doktor Boril, KaggiKarr und den
Gästen von jenseits der Berge: Charlie Black, Ann, Tim und Arto. Der
Löwe mit seinem massiven Rumpf fand keinen Platz im Wagen und blieb
verdrossen in der Smaragdenstadt zurück. Zur Mannschaft gehörte auch
Lestar, nur mußte er im Bauch von Tilli-Willi sitzen.
Zur Geländebeobachtung waren im Bauch und im Rücken des Ritters
mehrere Bullaugen eingelassen, durch die Lestar alles sehen konnte, was
vor und hinter dem Riesen geschah. Die gewaltigen Augen im Kopf TilliWillis, die in ihren Höhlen rollten, sollten dem Feind Furcht einflößen. Das
zumindest war die Absicht der Schöpfer Tilli-Willis gewesen, doch in
Wirklichkeit kam es anders, wovon werter die Rede sein soll. Nun war alles
für die lange und gefährliche Reise bereit. Säcke und Körbe mit Proviant
und Fäßchen mit Trinkwasser standen unter den Bänken, die vergiftete Luft
war nach dem Verfahren Urfin Juices gereinigt worden, was unbedingt
geschehen mußte, denn im engen Wagen hätte niemand mehrere Tage ohne
Unterbrechung mit Rafalooblättern vor Mund und Nase atmen können. Die
giftigen Tropfen des Gelben Nebels konnten durch die gut abgedichteten
Wände, Boden und Dach der fahrbaren Festung nicht eindringen. Zur Lüftung hatte Lestar in die Wände mehrere Löcher gebohrt, die durch
zuverlässige Filter aus Rafalooblättern geschützt waren. Damit man sich im
Wagen gut fühlte, sollten die Insassen so selten wie nur möglich aussteigen
und immer
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