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Der Gelbe Nebel

Der Gelbe Nebel

Titel: Der Gelbe Nebel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Wolkow
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darauf bedacht sein, die Tür hinter sich schnell zuzuschlagen.
Lestar, der es sich in der Kabine des automatischen Giganten bequem
gemacht hatte, drückte auf den Hauptganghebel, worauf es im Leib TilliWillis zu knarren und zu knirschen begann, dann knackten die Federn und
der Riese setzte sich in Bewegung. Aber da geschah auch schon ein
Wunder. Beim ersten Schritt wurde Tilli-Willi lebendig! Zur Erklärung sei
gesagt, daß eine Begebenheit dieser Art in den Staaten Kansas, Ohio oder
Connecticut als Wunder gelten würde, nicht aber im Zauberland, wo solche
Dinge alle Tage vorkamen. Dort lebten und bewegten sich, fühlten und
gebärdeten sich wie Menschen ein Strohmann, der Scheuch hieß, und ein
Mann aus Eisen, den man den Eisernen Holzfäller nannte. Dort waren zwei
mechanische Maultiere, Cäsar und Hannibal, als sie die Grenze zum
Zauberland überschritten hatten, lebendig geworden und hatten wie
Menschen zu sprechen begonnen. Deshalb waren die Teilnehmer des
Feldzugs auch nicht verwundert, als in Tilli-Willi plötzlich Leben kam. Sie
freuten sich darüber, faßten es jedoch nicht als ein Wunder auf.
Tilli-Willi drehte den Kopf neugierig nach allen Seiten, denn seine
gewaltigen Augen, die nur zur Abschreckung von Feinden dienen sollten,
hatten zu sehen begonnen. Der Riese sagte mit dröhnendem Baß:
„Bringt einen Spiegel, ich möchte wissen, wie ich von der Seite aussehe.“
In wenigen Minuten brachte man den größten Spiegel, den man im Palast
hatte auftreiben können, putzte ihn sorgfältig und hängte ihn an die Stange,
unter der Tilli-Willi zusammengebaut worden war. Der Riese suchte lange
einen geeigneten Platz, betrachtete dann aufmerksam sein Gesicht im
Spiegel und brach dann in schallendes Gelächter aus.
„Oh, was bin ich doch für ein Prachtkerl! Keiner von euch Menschen hat
solche ausdrucksvollen Augen, das schwöre ich bei allen Gewittern!“ rief
Tilli-Willi entzückt. Die Zuhörer mußten laut lachen. Wie sich
herausstellte, hatte der eiserne Riese schon bei seiner Geburt die
Seemannsausdrücke von Kapitän Black aufgeschnappt. Wie viele Wunder
gab es doch in diesem ungewöhnlichen Lande!…
Tilli-Willi fuhr fort:
„Oh, welch hübsche Wangen und welch reizendes Kinn ich habe! Ihr
Menschen seid doch nur komische Mißgestalten im Vergleich zu mir! Aber
wo ist denn Väterchen Charlie, nach dessen Entwurf ihr einen solchen
Prachtkerl gebaut habt? Bitte tritt hervor, zeig dich doch, mein liebes
Väterchen Charlie, ich brenne schon darauf, dich zusehen!“
Der Seemann trat vor. Er war etwas verwirrt, zugleich aber auch stolz über
die Worte seines mechanischen Kindes. Da es von unten schlecht zu sehen
war, stieg er eine hohe Leiter hinauf, die mehrere Zwinkerer festhielten.
„Es freut mich, daß du zufrieden bist, mein Junge!“ schrie er in das
Sprachrohr. „Wir haben uns reichlich Mühe gegeben…“
„Papa, nimm bitte das Rohr vom Mund“, bat Tilli-Willi. „Meine
hervorragenden Ohren hören auch ohne Rohr jedes Wort, das du sagst. Ein
Hai soll mich verschlingen, wenn ich lüge!“
Charlie Black lachte. „Weißt du denn, was ein Hai ist?“ Der Riese
erwiderte ohne Zaudern:
„Das ist wohl so etwas wie die Hexe Arachna, mit der ich mich schlagen
soll, dazu habt ihr mich doch gemacht, wenn ich euch recht verstehe.
Papachen, ich muß dir sagen, du hast deine Aufgabe glänzend ausgeführt.
Das war mir schon klar, als ich die Möglichkeit erhielt, meine Sinne zu
beherrschen. Wisset alle, ich habe einen starken Willen - der Blitz soll mich
treffen, wenn ich mich nicht wie ein Löwe schlagen werde!“
Der Tapfere Löwe, der das alles mitanhörte, war über den Vergleich sehr
geschmeichelt und bedankte sich bei Tilli-Willi. Der eiserne Riese aber
sagte sanft: „Papachen, ich würde dich gern an meine liebende Brust drükken, aber ich fürchte, das könnte schlimm enden. Ihr Menschen scheint so
zerbrechlich zu sein!“
„Ja, das sind wir von Natur“, gab der Einbeinige Seemann zu. „Deshalb
begnüge dich damit, Söhnchen, deine Liebe und Dankbarkeit in Worten
auszudrücken. Das wird für mich weniger gefährlich sein. Jetzt aber mußt
du durch dieses Tor gehen“, sagte Charlie Black. „Vorwärts, marsch!“
Der Riese tat, wie ihm geheißen, doch vor dem Tor blieb er unschlüssig
stehen. „Papa Charlie, das Tor ist zu klein für mich, unter dem Bogen
komme ich nicht durch…“
Charlie Black mußte verwirrt zugeben, daß da etwas wirklich nicht

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