Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
durch Chlothars unchristliche Vielweiberei gedemütigt. Zwei seiner Frauen waren Schwestern: Arnegund und Ingund.“
„Ja, ich weiß. Nein, ich mag heute keine Strümpfe, es ist zu warm, nimm sie ab.“
Geduldig streifte Sidonia das Leinen wieder herunter und strich über Brunichilds Waden. „Du hast recht, deine Haut fühlt sich erhitzt an“, murmelte sie.
Brunichild lehnte sich zurück. Es war angenehm, diese Hände zu spüren, sie waren zärtlich, sanft und wohltuend. Träge genoss sie die Liebkosung, als die Hände langsam aufwärts wanderten. „Rede weiter. Wie war das mit den Schwestern?“
„Sie hatten sich vorher wirklich geliebt. Ingund bat Chlothar, einen passenden Ehemann für ihre jüngere Schwester zu suchen und holte sie erst einmal an ihren Hof. Es hat keinen Monat gedauert, da hat Chlothar sie geheiratet. Und damit war es mit der Schwesternliebe vorbei. Sie bekamen beide Söhne. Das heißt, Ingund, die Ältere, hatte schon zwei, und ungefähr gleichzeitig mit dem letzten, mit Sigibert, wurde Arnegunds Sohn Chilperich geboren.“
Bereitwillig ließ Brunichild Sidonia gewähren. Es war so entspannend! Auch die Hofdamen Goiswinthas, Brunichilds Mutter, verschafften sich gelegentlich gegenseitig diese Erleichterung, daran war nichts Verwerfliches. Es tat so unerwartet gut!
„Weiter“, bat sie matt und schloss wohlig die Augen. „Erzähl weiter.“
„Gern“, sagte Sidonia weich. Ihre Hände hatten nun jene Partien erreicht, wo die Haut besonders empfindlich war. Ihre Finger kreisten, verhielten, und als Brunichild leise aufstöhnte, begannen sie von neuem und tasteten sich immer höher.
„Die Rivalität der Schwestern ließ auch die Söhne nicht unbeteiligt. Wie sollten sie sich den Ränken denn entziehen? Chilperich hatte gleich drei Halbbrüder gegen sich. Er war zu bedauern. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er und Sigibert gleich alt waren.“
Ruckartig fuhr Brunichild hoch. „Sigibert und Chilperich waren wie Zwillinge. Sie liebten sich, sie hingen aneinander.“
Sidonias eben noch hingebungsvolle Miene verschloss sich, ihre Hände hielten still und zogen sich zurück. Die Tür klappte. „Ganz sicher“, sagte die Kammerfrau würdevoll und stand auf. „Wann immer sie stritten, waren das nur Plänkeleien. Und überhaupt waren daran nur die Mütter schuld, die ihrerseits für ihre Lage nichts konnten. Soll Aletha dich fertig ankleiden?“
„Ja“, seufzte Brunichild enttäuscht und streckte die Hand nach dem Becher mit dem Bier aus. Beim Ankleiden verhielt sie sich einsilbig und war froh, als Nanthild eintrat und sie mit Belanglosigkeiten unterhielt. Die ersten Hochzeitsgäste würden bald abreisen, als erster Charibert, der älteste Bruder Sigiberts, der täglich mehr kränkelte.
Die Königin, hatte Wittiges erfahren, war aufgestanden und befand sich in einem der Empfangszimmer. Wachen, die nach dem Attentat verstärkt worden waren, kontrollierten den Zugang. Sie winkten ihn lässig weiter, sobald er erklärt hatte, wer er sei. Mit der Bitte um eine Unterredung schickte er schließlich einen der Männer hinein und wartete im Vorraum, von dem das eigentliche Gemach nur durch einen Vorhang abgetrennt war.
„Ich sag’s noch einmal: Ich will Tours und Poitiers. Am besten gewöhnst du dich jetzt schon an den Gedanken, dann gibt es später keinen Streit“, hörte er eine herrische Stimme zu sich herausdringen, die ihm vage bekannt vorkam. „Was ist? Was gibt es? Wir wollen nicht gestört werden“, fuhr die Stimme ärgerlich fort.
Wittiges hörte den Wachsoldaten murmeln und danach Sigibert, der den Mann anwies, den Besucher hereinzuführen.
Sobald Wittiges durch den Vorhang geschlüpft war, schaute er sich angespannt um und entdeckte, das sich in dem Raum mehr Personen aufhielten, als er erwartet hatte. Sigibert stritt sich anscheinend gerade mit Chilperich. Beide wirkten erregt, aber Sigibert schien erleichtert über die Unterbrechung. Und noch jemand, mit dem Wittiges nicht gerechnet hatte, war anwesend: Ingomer. Der kleine Chramm musste tatsächlich dessen Bruder sein, die Ähnlichkeit war schlecht zu übersehen. Hier machte Ingomer einen eher besorgten und nachdenklichen Eindruck, aber sobald er den Kopf hob, glitzerte der alte Hass in seinen Augen. Er tippte Sigibert auf den Arm und deutete auf Wittiges.
„Sieh an, dein neuer Held!“, sagte er trocken. „Hast du vergessen, ihn angemessen zu belohnen?“
Alle starrten Wittiges an. Hatte er tatsächlich erwartet,
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