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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Brunichild allein oder höchstens mit der einen oder anderen Dienerin anzutreffen? Sie saß mit einem Buch auf dem Schoß am Fenster, Aletha stand hinter ihr. Brunichild gab als Einzige vor, sein Eintreten nicht bemerkt zu haben und hielt den Kopf weiterhin gesenkt.
    „Hör nicht auf ihn.“ Sigibert lächelte Wittiges gewinnend an. „Du bist mir immer willkommen, tritt nur näher. Also - was willst du?“ Das klang nicht so richtig einladend.
    Wittiges blieb am Eingang stehen. „Nicht viel“, antwortete er kühl. „Ich habe etwas zugelassen, das vielleicht nicht rechtens ist. Ich bin gekommen, um die Angelegenheit zu klären.“
    Sigibert stützte das Kinn in die Hand. „Erstaunlich“, murmelte er. „Für gewöhnlich setzen mich meine Leute nicht freiwillig über ihre Versäumnisse in Kenntnis.“
    An Ingomers Grinsen erkannte Wittiges, dass er sich gerade zum Narren machte. Das wurmte ihn. Entschlossen trat er vor. Endlich hob Brunichild den Kopf und sah ihn abweisend an. Unvermittelt wandte er sich an sie. „Es geht um Alexander. Ich habe ihn nach Reims geschickt, zusammen mit meinem Gefolgsmann. Da er immer noch als dein Sklave gilt, solltest du darüber Bescheid wissen. Mehr“, fügte er würdevoll an Sigibert gerichtet hinzu, „habe ich nicht vorzubringen.“
    Chilperich schnaubte angewidert. Sigibert dagegen wirkte belustigt und erleichtert. Vielleicht um in der Auseinandersetzung mit seinem Bruder etwas Zeit zu gewinnen, stand er auf, schlenderte zu Brunichild hinüber und legte ihr die Hand auf die Schulter, eine leichte und doch besitzergreifende Geste.  „Das scheint eine ernste Angelegenheit zu sein. Ich kenne diesen Sklaven zwar nicht, aber da Wittiges seinetwegen eigens bei uns vorspricht, muss er einige Bedeutung haben. Dann gehen wir der Sache doch einmal nach. Also, meine Liebe, du hast hoffentlich nichts dagegen, dass dieser Sklave von einem Mann ausgeborgt wird, dem ich vielleicht mein Leben verdanke.“ Er beugte sich über sie und flüsterte ihr etwas zu oder seine Lippen streiften auch nur zärtlich ihr Ohr, während er Wittiges zuzwinkerte.
    Wittiges fühlte sich alles andere als wohl dabei. Aber vielleicht hätte er sich geschmeichelt fühlen sollen, weil Sigibert für ihn eintrat.
    Chilperich hatte augenscheinlich auch keine Freude an der kleinen Szene. Aber er war ja schon vorher schlecht gelaunt gewesen. „Müssen wir uns hier mit solchem Kleinkram befassen?“, bellte er unbeherrscht.
    Sigibert richtete sich auf. „Du magst es Kleinkram nennen, Bruder, aber ich gehe nur meiner Pflicht nach, für Ordnung zu sorgen, im Kleinen wie im Großen.“ Er hatte die Hand auf Brunichilds Scheitel gelegt. „Vor allem jetzt, da es nicht mehr allein um meine Belange geht.“
    Brunichild drehte ein bisschen den Kopf, als ob sie ihn abwehren wollte und wandte sich an Wittiges. „Was ist mit Alexanders Hand?“, fragte sie streng.
    Verlegen rieb sich Wittiges das Handgelenk. Er hatte Alexanders Abreise als Grund für diese Unterredung nur vorgeschoben. In Wirklichkeit ging es ihm einzig und allein darum, Brunichild zu sehen, zu sprechen und sich in ihr Bewusstsein zurückzudrängen, ein völlig verrückter Einfall. „Es ist wieder in Ordnung, aber ...“
    Mit einer raschen Geste schnitt ihm Brunichild das Wort ab. „Er hätte sich bei mir melden sollen“, sagte sie verärgert.
    Chilperich verdrehte die Augen. „Was hat es mit diesem Sklaven nur auf sich?“
    „Nicht viel“, antwortete Brunichild ruhiger. „Er hätte abends für uns singen und die Leier spielen sollen. Ihr wärt alle entzückt gewesen. Er ist ein ausgezeichneter Musiker.“ Sie bog den Kopf zurück und schaute zu Sigibert auf.
    „Ein Musiker!“, rief dieser aus. „Und was treibt er in Reims?"
    „Er und mein Gefolgsmann Pontus besichtigen das Gut, das du mir übertragen hast“, antwortete Wittiges.
    „Nun“, sagte Sigibert und streifte seinen Bruder mit einem herausfordernden Blick. „Das ist doch ein vernünftiger Grund. Warum siehst du es dir nicht selbst an?“
    Wittiges war verwirrt. „Ich dachte, ich darf den Hof nicht verlassen. Bin ich nicht verpflichtet, immer in deiner Nähe zu sein?“ Als dein Schatten, Schutzschild und Hütehund, fügte er in Gedanken hinzu. Seine neuen Gefährten, die Anstrustiones, hatten ihn über seine neuen Rechte, Pflichten und Privilegien aufgeklärt. Keiner hatte den Wunsch geäußert, seine Zeit anderswo als in Sigiberts unmittelbarer Nähe zu verbringen. Jeden Abend fand

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