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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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machten es ihnen nach. In Wittiges’ Elternhaus hatten andere Sitten geherrscht. Auf Mäßigung hatte sein Vater großen Wert gelegt, und auch er selbst hatte sich an römische Tugenden und römische Lebensart gehalten.
    Venantius hatte eine ganz eigene Art, den Franken den Spiegel vorzuhalten, und es musste ihm große Freude bereiten, auf indirekte Weise Sigibert klarzumachen, was für ein Barbar er in Wirklichkeit war.
    „Ja“, sagte Wittiges, „auf Glanz und Pomp verstehen sie sich prächtig. Sie wetteifern unaufhörlich miteinander. Ich hab noch nie soviel Schmuck, kostbare Gewänder und Prunkwaffen auf einmal gesehen.“
    Venantius schüttelte den Kopf. „Alles Eitelkeiten, aber so ist die Welt. Reitest du zum Palast? Ich verabschiede mich hier, denn ich möchte zur Kathedrale.“
    „Wozu?“, fragte Wittiges nicht eben schlau.
    „Um zu beten. Für unser aller Seelenheil.“ Venantius’ Mundwinkel zuckten, er drückte dem Klepper die Fersen in die Seiten und bog in die Gasse zur Kirche ab.
    Im Hof tummelte sich eine Horde kleiner Jungen, die sich auf Wittiges und Bauto stürzten, sobald die beiden aufkreuzten. Übereifrig griffen sie nach den Zügeln, klopften dem Hengst auf die Flanken, rangen miteinander darum, wer ihn in den Stall führen durfte, und bettelten Wittiges um eine Unterrichtsstunde im Stockkampf an. Es waren liebenswerte Kerlchen. Wittiges hatte sie in der kurzen Zeit allesamt ins Herz geschlossen, so wie die meisten anderen Erwachsenen auch. Jeder liebte und verwöhnte diese Kinder, Sigiberts Nutriti , die am Hof unter seiner persönlichen Obhut aufwuchsen. Es waren Söhne seiner Edlen, die sie ihm anvertraut hatten. Bei Tisch mussten sie bedienen, und es war die größte Ehre, Sigibert das Handtuch zu reichen, wenn er sich nach dem Essen die Finger gereinigt hatte. Mit dem Amt des Mapparius wurde aber nicht derjenige betraut, der sich in der Schola durch Lerneifer und Klugheit ausgezeichnet hatte, sondern der, der Sigibert der Liebste war.
    Wittiges war eingefallen, dass er etwas Dringendes zu erledigen hatte. Er musste mit Brunichild sprechen. Inzwischen war es spät genug am Vormittag, sodass er hoffen konnte, von ihr empfangen zu werden. Und er hoffte, sie in einer Stimmung anzutreffen, die ihr das Zugeständnis erleichterte, das er ihr zu entlocken gedachte.
    Ein Junge zupfte ihn am Mantel. „Bist du der, der Drachen mit dem Stock tötet? Bringst du’s mir bei?“
    Den Knirps kannte Wittiges nicht, er musste neu bei Hofe sein. Wirklich ein Zwerg, höchstens sieben Jahre alt. Woher hatte er bloß so rasch das Geschwätz über ihn aufgeschnappt? Drachentöter! Einer der anderen Jungs grinste verschwörerisch.
    „Später“, vertröstete Wittiges das Kind.
    Der Kleine seufzte. „Das sagen alle. Aber so klein bin ich nicht mehr. Ich bin neun.“
    Für neun Jahre war der Junge wirklich winzig. Wittiges zwinkerte ihm zu und rief den übrigen zu: „Kann mir einer von euch sagen, wo ich die Königin und ... äh ... den König finde?“ 
    Eine schmutzige Jungenhand schob sich in die von Wittiges. „Ich weiß es, mein Bruder will auch zu ihm. Soll ich dich hinbringen?“
    Erstaunt schaute Wittiges auf das Kind neben ihm hinab. „Ja, sei so freundlich.“
    Der Knirps verdrehte beim Gehen das rechte Bein. Es sah grotesk aus, besonders, da er versuchte, mit Wittiges Schritt zu halten. Deshalb ging Wittiges langsamer.
    „Bist du vom Pferd gefallen?“
    „Nein, es war noch nie anders bei mir.“
    Ein Geburtsfehler, begriff Wittiges. Die meisten Kinder, die verkrüppelt auf die Welt kamen, starben, und es passierte häufig, dass ein Kind bei der Geburt Schaden nahm. Aber dieses hatte überlebt, es schien ein zäher Bursche zu sein.
    „Es macht mir nichts aus“, setzte der Kleine hinzu. „Im Reiten bin ich gut.“
    „Wie heißt du, und wer ist dein Bruder?“
    Der Junge lächelte selig, er genoss es sichtlich, an Wittiges’ Seite an Gaffern und Müßiggängern vorbei die vielen Höfe zu durchqueren. „Chramm. Und mein Bruder ist Ingomer, er war früher auch ein Nutriti .“
    Der Name des Bruders traf Wittiges wie ein eiskalter Wasserschwall. Wie viele Männer dieses Namens gab es bei Hofe? Er jedenfalls kannte nur einen. „Ich finde jetzt allein weiter. Du kehrst besser zu deinen Kameraden zurück, Chramm“, sagte er, sobald sie den Hauptpalast erreicht hatten.
    „Du schickst mich weg?“, fragte Chramm traurig und enttäuscht.
    „Wir sehen uns später wieder.“ Wittiges fuhr

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