Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
dem Kind beschwichtigend über den dunklen Schopf und eilte weiter. Er wollte nicht herausfinden, ob Chramm wirklich der jüngere Bruder seines Hauptwidersachers war. Seit der Ankunft in Metz hatten sich Ingomer und Falco friedlich verhalten, aber diese Zurückhaltung konnte schnell vorbei sein. Er fragte einen der Anstrustiones , dem er begegnete, wo er die Königin fände, und der Mann wies ihm den Weg.
4
Sigibert war im Begriff, das Schlafzimmer zu verlassen.
„Was hast du gesagt?“, fragte Brunichild. Sie war vollkommen überrascht von der Eröffnung, die er ihr gerade gemacht hatte. Sie saß auf der Bettkante, es war heller Morgen, aber sie war noch nicht angekleidet.
Er grinste spitzbübisch. „Als ob du mich nicht verstanden hättest. Ich werde deine Schwester heiraten.“
„Wen?“ Brunichild spürte, wie sie blass wurde.
„Wie heißt deine kleine Schwester doch gleich? Jene, nach der du dich so sehnst.“
Wann hatte sie Gailswintha erwähnt? Und hatte sie zu sehr nach ihr gejammert? Es wäre natürlich großartig, sie bei sich zu haben ... Wenn es da nicht einen Haken gäbe. Undenkbar, sich Sigibert mit einer anderen Frau zu teilen. Sie war doch gerade erst dabei, Einfluss auf ihn zu gewinnen. Und seine Zuneigung und die Bewunderung, die er hier und da vor Zeugen gern durchblicken ließ, mussten erst noch wachsen.
„Es stimmt, ich hänge sehr an Gailswintha“, sagte sie langsam, „aber ... aber“, sie rang nach Luft, „der Gedanke, dass du mit ihr das gleiche wie mit mir machst, gefällt mir nicht.“ Verstört sah sie zu ihm auf.
Er kam zu ihr, beugte sich über sie, strich ihr mit einem Finger über die Wange und küsste sie schließlich zärtlich. „Ich werde es bedenken.“
„Nein!“, schrie sie auf und griff hastig nach seiner Hand. „Ich will nicht, dass du außer mir noch eine Frau hast. Nicht einmal meine Schwester! Das ertrage ich nicht.“
„Wie heftig du werden kannst.“ Sigibert kauerte sich vor sie hin und sah ihr in die Augen. „Du weißt, was ich von dir will. Ein Sohn könnte alles ändern. Ich brauche einen Erben.“
Brunichild öffnete die Schenkel. „Tue ich nicht alles dafür?“
Er drückte den Kopf in ihren Schoß und atmete tief den Duft ihres bettwarmen Körpers ein. „Und ob du das tust! Ich glaube nicht, dass es einen zweiten Mann mit einer derart willigen Ehefrau gibt.“
Rasch krallte sie die Hand in sein Haar und riss seinen Kopf hoch. „Du glaubst gar nicht, wie schnell sich das ändern kann.“
Blankes Erstaunen zeichnete sich in seiner Miene ab und wandelte sich dann zu Belustigung. „Ich sagte es bereits: Ich werde darüber nachdenken, das verspreche ich. Und glaub mir, ich werde nicht leichtfertig aufs Spiel setzten, was ich an dir habe. Wichtig ist natürlich, dass du es mir jede Nacht aufs Neue beweist.“
Er nahm sie nicht ernst. Wütend blieb sie allein zurück und konnte sich auch dann nicht beruhigen, als Sidonia und Aletha eintraten, um ihr beim Ankleiden zu helfen.
„Fehlt dir etwas?“, fragte Sidonia sofort. „Du wirkst bekümmert.“
„Sieht man das? Ich bin bekümmert, oder besser - verwirrt.“ Brunichild hob die Hände und ließ sie wieder sinken. „Ich weiß mir keinen Rat. Sigibert will meine Schwester Gailswintha zur zweiten Gemahlin nehmen.“
„Und das gefällt dir nicht“, stellte Sidonia fest.
„Ich weiß es nicht genau. Ich hätte sie gern bei mir, aber sobald ich mir vorstelle, dass er mit ihr ...“ Brunichild beendete den Satz nicht.
Sidonia nickte wissend. „Das ist erniedrigend, nicht wahr?“
„Ach was“, mischte sich Aletha ein. „Das ist überhaupt nicht wichtig.“
„Und ob es wichtig ist“, widersprach Brunichild. „Geh, hol mir Bier, ich hab schrecklichen Durst.“
Widerstrebend ging Aletha hinaus.
Sidonia lachte, wurde aber bald wieder ernst. „Sie ist noch ein Kind. Auch wenn sie verheiratet ist, fehlt es ihr an Erfahrung. Ich weiß Bescheid. Ich kann mich noch an König Chlothar erinnern. Er hatte fünf Ehefrauen!“ Sie schauderte. „Gleichzeitig.“
„Erzähl mir davon.“ Brunichild nahm ihr das Hemd ab und zog es sich über den Kopf.
Sidonia kniete sich vor sie und begann, ihre Beine mit hauchdünnen Leinenstreifen zu umwickeln. „Es gab ständig Zank und Streit unter den Frauen und auch das Zusammenleben mit Chlothar war oft unerträglich. Radegunde floh schließlich nach Poitiers, wo sie ein Kloster gründete, in dem sie sich versteckte. Sie fühlte sich
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