Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
doch nach Abzug ihres westgotischen Gefolges das einzige Bindeglied zur alten Heimat, und das versetzte sie in Furcht. Wem konnte sie noch rückhaltlos vertrauen? Nur mit Mühe unterdrückte sie den Wunsch, ihr Einverständnis zur Abreise zu widerrufen.
„Und du billigst Alexanders Reise nach Reims? Dazu hast du dich noch nicht geäußert.“ Wittiges sah sie fragend an. Einen flüchtigen Moment wurde sein Blick intensiver, als erforschte er ihre Gedanken und Gefühle.
Er wollte ein Zeichen ihrer Zuneigung, ging Brunichild auf. „Du und er, ihr hättet mich vorher fragen sollen“, sagte sie bestimmt. „Hinterher zu kommen ist ...“ Sie suchte nach einem passenden Ausdruck, ließ den Satz aber dann unbeendet. Jemand kam ihnen entgegen, eine Frau, die ihr gegenwärtig höchst willkommen war. Versprach sie doch sowohl Ablenkung als auch Aufmunterung.
„Geht, sicher müsst ihr noch ein paar Vorbereitungen für eure Abreise treffen.“
Aletha fürchtete sich. An dem zu steifen Rücken und der starren Miene erkannte Brunichild ihre Not, verschloss sich aber energisch davor. Sie wandte sich der jungen Frau zu, die sie nun erreicht hatte.
„Es herrscht Aufbruchstimmung am Hof, wie ungemütlich“, sagte Fredegund leichthin. „Und ihr?“ Sie blickte von Wittiges zu Aletha. „Ihr schaut auch trübsinnig drein. Solltet ihr als junges Paar nicht glücklich sein?“, fügte sie maliziös hinzu.
Brunichild fragte sich, woher Fredegund wusste, dass die beiden verheiratet waren, erinnerte sich aber dann, dass Fredegund Aletha kannte. „Sie brechen morgen mit Charibert auf. Wittiges wird die Ländereien in Besitz nehmen, die Sigibert ihm überschrieben hat.“
„Ach ja, der Held nimmt seinen Lohn in Augenschein.“ Fredegund zwinkerte Wittiges zu.
Wittiges verneigte sich übertrieben tief. „Der König hat es mir befohlen. Und wer bin ich schon, mich seinem ausdrücklichen Befehl zu widersetzen? Und nun entschuldigt uns.“
Fredegund und Brunichild sahen den beiden nach. „Dein letzter Ritter verlässt dich“, bemerkte Fredegund. „Wie fühlst du dich dabei?“
„Schlecht“, gab Brunichild zu, „obwohl es keine so große Bedeutung hat, ob er hier ist oder nicht. Außerdem ist es nur für vier Wochen.“ Ihre Stimme schwankte unmerklich. „Aber das ist nicht alles, was mir Kummer macht.“
„Fängt es schon an?“, fragte Fredegund mitfühlend. „Ich dachte, Sigibert lässt sich Zeit damit, dich zu tyrannisieren.“
Wider Willen musste Brunichild lächeln. „Ich wusste nicht, dass du eine Hexe bist und alles weißt, bevor man es dir mitteilt.“ Es war nicht nur als Scherz gemeint.
„O nein, ich bin keine Hexe, ich weiß nur über Männer Bescheid. Und jetzt erzähl, womit dich dein Gatte erzürnt hat. Oder willst du es für dich behalten?“
Brunichild zögerte. Dann entschloss sie sich, mit Fredegund über etwas zu sprechen, was ihr seit dem Morgen die größten Sorgen und Konflikte beschert hatte.
Es war spät in der Nacht. Fredegund legte sich auf die Seite und betrachtete den Mann, mit dem sie gerade geschlafen hatte, im Schein der Kerzen. Sie wollte immer viel Licht haben, das verlieh dem Beisammensein etwas Frivoles, und inzwischen kostete es sie kaum noch Mühe, ihre Wünsche durchzusetzen. Wer mit ihr schlief, sollte sie dabei sehen, ihren üppigen, zur Wollust wie geschaffenen Körper, und ihre Verachtung der Konventionen begreifen, die darin gipfelten, dass Frauen beim Liebesakt nichts empfinden sollten, wenn sie nicht als Huren gelten wollten.
Nur in einem befolgte sie die alten Regeln: Ihre Brüste umspannte ein hauchzartes, nahezu durchsichtiges Mieder. Dieser Stofffetzen hob ihre sonstige Nacktheit noch verführerischer hervor. Dunkel zeichneten sich die großen Brustwarzen ab. Chilperich legte eine Hand darauf und saugte durch den Stoff hindurch an ihrer Brust. Eine seiner bevorzugten Liebkosungen, wenn er eigentlich schon satt und vollkommen befriedigt war. Beinahe wäre sie dabei eingeschlafen, als er damit endlich aufhörte und sich auf den Rücken drehte.
„Löschst du die Kerzen?“, fragte sie träge.
„Noch nicht. Du hast mir noch nichts erzählt.“
„Was gibt es schon zu erzählen? Lass uns schlafen.“
„Nein.“, Er kniff sie in den Schenkel. „Erst wenn du mir berichtet hast, was ich noch nicht weiß. Du warst mit Brunichild zusammen. Jemand hat euch gesehen.“
Fredegund brach in schwingendes Gelächter aus. „Ich war nicht mit ihr zusammen . Noch nicht,
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