Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Aletha zuwarf und die Erleichterung, als er anscheinend feststellte, dass sie wohlauf war.
Beim Frühstück kam Aletha auf Paris zurück. Und diesmal diskutierten sie zu viert darüber. Pontus und Alexander waren mit dem veränderten Plan einverstanden.
Pontus gab der Sache schließlich die entscheidende Wendung. „Das Beste wäre, wenn ich mit Aletha nach Paris reisen würde, wenn du gütigst erlaubst“, erklärte er mit einem ironischen Unterton, der auf Wittiges herrschaftliches Gebaren vom letzten Abend anspielte. „Du bist hier am wenigsten entbehrlich. Schon gar nicht für zwei volle Tage. So lange dauert die Reise mindestens. Wir müssen uns in Paris ja erst umschauen.“ Das war alles richtig, das musste auch Wittiges einsehen.
Pontus regelte noch die weitere Arbeit an der Wasserleitung, dann machte er sich mit Aletha und dem kräftigsten und kampferprobtesten der drei Knechte auf den Weg. Kaum waren sie verschwunden, überfielen Wittiges heftige Zweifel an dem Unternehmen.
10
Beinahe das Beste an den Feierlichkeiten war Venantius’ Lobgedicht, vorgetragen wenige Stunden nach dem Ereignis selbst, bei dem sich Bischof Nicetus von Trier und Bischof Vilicus von Reims in die heilige Handlung teilten. Nun war Brunichild keine Ketzerin und kein öffentliches Ärgernis mehr, auch wenn niemand offen davon zu sprechen gewagt hatte. Venantius hatte in seinen Schmeichelgedichten bisher vor allem ihre Schönheit und Lieblichkeit besungen, nun aber gab es gar nichts mehr zu tadeln oder schamvoll zu vertuschen. Und so machte er aus ihr die große, edle und allseits geliebte Königin, die sie eigentlich erst werden sollte. Sie war, betonte Venantius volltönend, Sigibert zum zweiten Mal angetraut worden.
Sigibert war entzückt und hielt mit seiner Freude über Venantius’ wohlgesetzte Hexameter nicht hinter dem Berg. Der kleine Mann strahlte unter der Sonne königlicher Gnade, und Brunichild bemerkte amüsiert, wie er sich an Nicetus und Vilicus heranpirschte und sich bei ihnen ebenfalls beliebt machte. Wahrscheinlich würde er auch den beiden Bischöfen mit Gedichten kleine Denkmäler errichten, die ihre Wirkung nicht verfehlen würden. Seit er allen sein dichterisches Bild von Gogos Vorzügen vorgeführt hatte, bemühte sich Sigiberts grantiger Haushofmeister diesem Bild zu entsprechen – was nicht wenige verblüffte, wenn er unerwartet die großen gelben Zähne bleckte, um sich im Lächeln zu üben.
Einer der vielen feierlichen Höhepunkte war der Empfang einer sächsischen Gesandtschaft, scheußlich ungehobelter Gesellen, die aber voller Ehrfurcht einer Lobrede Venantius’ lauschten, in der er Sigiberts kriegerische Vorzüge hervorhob. Am Ende der Rede standen die Sachsen auf, zogen ihre Schwerter und schlugen sie donnernd gegen ihre Schilde. Sigibert dankte ihnen gemessen für den spontanen Applaus, Brunichild war bloß froh, als der Lärm aufhörte.
Sigibert hätte es begrüßt, wenn Chilperich die Abreise verschoben und Zeuge jener Prachtentfaltung geworden wäre, an der ihm und seinen Brüdern so viel lag. Immerhin hatten sie sich trotz aller Querelen über das zukünftige Chariberterbe mit Herzlichkeit voneinander verabschiedet, und diese Heuchelei gelang beiden vortrefflich.
Schon eine Woche nach der Feier trat das Königspaar mit einem ansehnlichen Tross die Rundreise durch die nördlichen Territorien von Sigiberts Herrschaftsgebiet an. Bis Trier fuhren sie auf Schiffen die Mosel hinunter. Die Stadt erstreckte sich malerisch beidseits des Flusses, es war ein fröhlicher Ort, von Weinbergen umgeben, die in ihrem frischen Grün weithin leuchteten. Quartier nahmen sie im ehemaligen Palast der römischen Kaiser. Zu dem Komplex gehörten sogar Thermen und eine riesige Thronhalle, durch deren hohe Rundbogenfenster ungehindert der Wind pfiff. Brunichild erkannte sofort, dass hier einiges zu tun war, um sich in der verlotterten alten Pracht einigermaßen wohlzufühlen. Und vor allem wollte sie, dass die Schweine entfernt wurden, die hinter einer bröckeligen Gartenmauer auf einer umfriedeten Weide den Boden umgruben und deren Grunzen bis in ihr Schlafgemach zu hören war.
Sigibert lachte sie aus. „Wozu? Vermutlich sind die Schweine nur hier, um gebraten oder gesotten in den nächsten Tagen in unseren Mägen zu landen.“
„Das ist kein Grund, sie in unserer unmittelbaren Nähe zu dulden. Schweine sind ...“, sie suchte nach dem passenden Wort, „... unfein.“
Gogo zeigte Verständnis für ihre
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