Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
ausreichend für die nächsten zwei Tage.
„Wir müssen eine Kuh schlachten“, erklärte Wittiges niedergeschlagen, sobald die Gefährten wieder unter sich in ihrem kleinen Hof waren und die Arbeiten für den nächsten Tag besprachen.
„Nein“, widersprach Pontus, „besser ein Schwein. Wir brauchen die Milch. Davon abgesehen, können wir im Wald Fallen aufstellen. Glaub mir, Wild macht auch satt.“
Wittiges wollte schon zustimmen, da fiel ihm die Steinigung des Wilddiebs ein. „Und wenn uns jemand dabei ertappt? Erinnerst du dich an Marseille?“
Alexander schüttelte sich. „Dann lieber kein Wild.“
Pontus schielte zu Wittiges herüber. „Du weißt anscheinend immer noch nicht, wie unglaublich reich du bist. Alles Land ringsum gehört dir. Auch der Wald mit allem, was darin lebt. Ich hab mich in der Kanzlei danach erkundigt. Und ob wir jagen dürfen! Zur Vorsicht können wir ja einen Bogen um die Auerochsen machen.“
Sie stritten weiter um Jagd und Feldarbeit, waren sich aber einig, dass Wittiges am nächsten Tag mit Aletha und einem Knecht nach Reims reiten würde, um den Purpur zu verkaufen und Einkäufe zu tätigen. Fraglich war, wer wann nach Marseille reisen würde, um dem Griechen das Geld für seinen Purpur zu bringen. Noch immer schien Wittiges das Gut eher eine Belastung zu sein, eine Sisyphosarbeit, an der erfahrenere Männer als er gescheitert wären. Reichtum fühlte sich anders an. Dennoch entfaltete der Gedanke, Herr auf seinem eigenen Grund und Boden zu sein, einen ganz eigenen Reiz und erfüllt ihn mit verhaltener Freude.
Und da gab es noch die Aussicht auf die Nacht. Aletha konnte ihm nicht mehr ausweichen. Als das Feuer heruntergebrannt war, stand Alexander als Erster auf und murmelte, dass es wohl Zeit zum Schlafen sei. Wittiges erhob sich ebenfalls und streckte Aletha galant die Hand hin, um ihr auf die Füße zu helfen.
„Wir brechen früh auf, also sollten auch wir jetzt schlafen gehen.“ Er zog sie hoch, legte ihr den Arm um die Schultern und schob sie nachdrücklich auf das Zimmerchen zu, in dem er zwei ungemütliche Nächte verbracht hatte. Diese, das versprach er sich, würde erfreulicher verlaufen. Über die Schulter hinweg sagte er zu Pontus: „Sorg dafür, dass das Feuer keinen Schaden anrichten kann. Lösch es lieber.“ Verwundert stellte er fest, dass er einen Ton angeschlagen hatte, der seiner Stellung entsprach: Ein Herr gab einem Diener Anweisung. Prompt zog Pontus spöttisch die Brauen hoch, enthielt sich aber eines bissigen Kommentars. Alexander warf lediglich einen besorgten, fragenden Blick auf Aletha, zuckte die Schultern und verschwand. Dieser Blick wurmte Wittiges, wie es ihn schon den ganzen Tag geärgert hatte, wenn er die kleinen Zeichen bemerkte, die darauf hindeuteten, dass Aletha und Alexander eine Vertrautheit verband, die ihn ausschloss.
„Endlich sind wir für uns“, sagte er etwas nachdrücklicher als beabsichtigt, sobald er Aletha in die Kammer geführt und sich der Vorhang, der nun vor der Türöffnung hing, geschlossen hatte.
Aletha schwieg und sah zu, wie er das Öllämpchen entzündete, das dem kargen Raum einen Schimmer von Wohnlichkeit verlieh. Es roch auch nicht mehr nach altem Schmutz und Mäusekot, sondern nach würzigen Kräutern. Wittiges erriet, dass seine junge Frau das Zimmer ausgeräuchert hatte. Ein Glücksgefühl durchrieselte ihn, das allerdings in dem Moment schwand, als er sich zu ihr umdrehte. Jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen, und ihr Blick erinnerte an ein Tier, das den Todesstoß des Jägers erwartet. Wittiges erschrak, aber dann gewann ein deutliches erotisches Verlangen die Oberhand. Aletha trug ihre Haare auf dem Oberkopf zu einem kunstvollen Lockentuff zusammengedreht ähnlich der bevorzugten Frisur Brunichilds, aber einzelne Strähnen hatten sich gelöst, und er gierte danach, sie in die Hand zu nehmen und durch die Finger gleiten zu lassen. Und danach wollte er Aletha langsam und genüsslich aus den Kleidern schälen. Ihre Brust kam ihm gar nicht mehr so kindlich vor, sondern sie zeichnete sich rund und voll unter ihrem Gewand ab. Wäre da bloß nicht dieser Blick gewesen.
„Hör zu!“, sagte er heiser. „Du kannst hier nicht die Herrin spielen und dich dann, wenn es um uns geht, verweigern.“
Wie unter Zwang nickte Aletha, ließ ihren Umhang von den Schultern gleiten, und machte daraus ein Bündel, das sie wie zur Abwehr vor der Brust hielt.
„Aletha!“ Er ging auf sie zu und legte ihr
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