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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nahm an, dass der zeitlich so gut passende Rückzug von Chilperichs Gemahlin vielleicht nicht ganz freiwillig erfolgt war.
    „Es geht um die westgotischen Häfen der Septimania“, sagte Wittiges prompt. Er hatte die Gespräche mit den Händlern noch im Ohr, und plötzlich bekam alles für ihn einen Sinn. „Chilperich lauert darauf, einen Zugang zum Mittelmeer und zu den Handelsrouten in den Osten zu bekommen.“ Er lächelte versonnen. Die Unterhaltungen mit Rado waren sehr aufschlussreich gewesen, aber er hatte auch auf eigene Faust Nachforschungen betrieben. Eines Nachts hatte er sich Zugang zur Kanzlei verschafft, ein gewagtes Unternehmen, das er für sich behalten wollte und bei dem er viel herausgefunden hatte. „Und falls Charibert noch vor der Hochzeit stirbt, wird Chilperich Gailswintha als Morgengabe einige Städte im Süden überschreiben. Wie geht es Charibert?“
    „Langsam“, wiegelte Gogo ab, „Charibert lebt noch, wenn ich daran erinnern darf.“
    „Das ist richtig, aber Chilperich wollte schon bei meiner Hochzeit in Metz mit mir über die Teilung des Erbes verhandeln, erinnerst du dich? Gailswintha bringt also Hafenstädte im Süden als Mitgift ein, und dazu will Chilperich noch einige aus Chariberts Erbe, um seinen Machtbereich abzurunden.“ Sigibert wandte sich an Wittiges. „Welche Städte? Weißt du, um welche es geht?“
    Es gab Städte, die wie Perlen an den großen Handelsrouten lagen, und jeder begehrte sie. Bordeaux war eine solche Stadt. Und von Bordeaux hatte Wittiges etwas in den Briefen gelesen. Aber noch gehörte Bordeaux Charibert.
    „Zumindest um Bordeaux“, sagte er.
    „Chilperich, dieser verdammte Fuchs“, schimpfte Sigibert. „Sollen wir auch ein Angebot auf Gailswintha abgeben, falls es noch nicht zu spät ist?“
    „Meinst du das im Ernst?“, fragte Gogo spöttisch.
    Sigibert zuckte leicht mit den Schultern. „Eher nicht. Es gibt Gründe, die dagegen sprechen“, sagte er leise. „Persönliche.“
    Gogo ging nicht weiter darauf ein, aber Wittiges verstand, dass es um die Königin ging. Von Aletha wusste er von ihrer heftigen Abneigung gegen eine Zweitehe ihres Gatten.
    „Fragt sich, was können wir sonst unternehmen?“ Gogo ging auf und ab und rieb sich den Nasenrücken. „Lass uns mit Guntram in Verbindung zu treten. Er ist der Älteste, seine Meinung hat das größte Gewicht. Du solltest in Erfahrung bringen, wie er über eine mögliche Teilung von Chariberts Erbe denkt und deine Wünsche anmelden. Vielleicht kannst du ihn auf deine Seite ziehen.“
    „Es wäre jedenfalls einen Versuch wert“, erwiderte Sigibert.
    Lupus goss Wein in einen Becher, reichte ihn Wittiges, schenkte sich selbst ein und prostete ihm zu. „Sollten wir nicht einen Segensspruch auf den jungen Mann aussprechen, der uns so vorbildlich wichtige Informationen verschafft hat?“ Lupus zwinkerte. „Wie viele Leute hast du bestochen? Gogo soll dir die Auslagen erstatten.“
    „Kein Bedarf“, sagte Wittiges überrascht, „ich bin in die Kanzlei eingebrochen und hab in den amtlichen Schreiben herumgestöbert. Die Kanzleibeamten der Burg von Toledo können sich offenbar nicht vorstellen, dass jemand ihre Geheimnisse ausspäht. Außerdem denken sie, niemand außer ihnen kann lesen.“ 
    „Dann bist du nicht nur geschickt, sondern auch sparsam“, sagte Lupus anerkennend. „Wir haben einen wirklich umsichtigen Spion!“
    In den nächsten Wochen und Monaten reiste Wittiges einige Male nach Paris, Soissons und Lyon, und ab zu führten ihn seine Geschäfte nach Marseille. Nach Paris und Soissons begleitete ihn meistens Aletha, denn sie kannte sich viel mehr als er mit Juwelen, Stoffen und Farben aus, denn ihr Handel war der offizielle Grund für die Reisen. Er war sozusagen ihre Tarnung. Überall wurden sie von den Händlern freundlich empfangen, und es erstaunte Wittiges immer wieder, wie gut diese über Angelegenheiten unterrichtet waren, die als streng geheim galten. Da fiel ihm das Spionieren leicht. Auch Aletha verblüffte ihn, denn sie knüpfte an den Höfen von Paris und Soissons nützliche Verbindungen - sowohl zu den Edelfrauen als auch zu vielen Mägden -, die alle begeistert dem Austausch von Klatschgeschichten frönten. Nebenbei waren die Edeldamen begierig auf kostbare Steine.
    Wittiges verdiente gutes Geld und Gogo stattete ihn großzügig mit Reisemitteln und Sonderzuwendungen aus, aber das Geld war rasch wieder ausgegeben. Das Gut, das nun Casa alba hieß, verschlang

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