Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Angelegenheit, und sie war ihr sozusagen auf dem Tablett serviert worden. Das machte die Sache verdächtig. Keine Bitte um Geheimhaltung, keine Verlegenheit. Fredegund legte es also darauf an, dass ihr Geheimnis bekannt wurde.
Chilperich war wütend, sein Blick schweifte zu Aletha, während er drohend auf Fredegund einredete, die ihn zu beschwichtigen suchte. Dazwischen plärrte die Kleine. Aletha verließ eilig den Garten. Um Fredegunds dunkle Absichten zu durchkreuzen, hatte sie nicht einmal Wittiges von der Geschichte erzählt. Sie würde auch Brunichild nichts sagen, vor allem ihr nicht. Es würde sie viel zu sehr aufregen.
„Jetzt tu nicht so verschämt.“ Brunichilds Stimme holte sie in die Gegenwart zurück.
„Glaubst du im Ernst, sie hat mit mir über die Hochzeitsnacht gesprochen? Wenn du Näheres wissen willst, schreib ihr“, entgegnete Aletha.
„Das werde ich auch tun. Und ich werde Sidonia aushorchen. Sie hat weniger Hemmungen als du, mich mit Klatsch und Tratsch zu versorgen. Selbst wenn sie Gailswinth nicht zur Hochzeitsnacht befragt hat, weiß sie, wie sie verlaufen ist. Verstehst du meine Sorge denn nicht? Gailswinth ist ein solches Schaf!“
„Aber Chilperich ist bestimmt kein Wolf. Sie hat die Nacht lebend überstanden“, sagte Aletha ironisch und forderte Brunichild auf, mit ihr ins Haus zu kommen. Es wurde zu kühl, um draußen zu sitzen.
17
Wittiges genoss das Nichtstun. Er hockte am Weidezaun, kaute auf einem Grashalm herum und beobachtete Bellas Fohlen, das mit übermütigen Bocksprüngen über die Wiese jagte. Es war unbestreitbar hässlich, aber voll mitreißender Lebenslust. Jeder liebte es. Kinder tollten auf der Wiese mit dem Fohlen um die Wette, darunter Viola mit ihren Spielgefährten aus der Villa.
Es war Spätnachmittag, eine Stunde vor der Abenddämmerung, die nun, Mitte November, früh einsetzte. Zeit, die Kinder nach Hause zu schicken und das Fohlen von der Weide zu holen. Zufrieden und träge, zögerte er noch. Es hatte eine mittelmäßige Ernte gegeben, aber er brauchte nicht zu befürchten, seine Leute nicht anständig über den Winter zu bekommen. Gerade, als er aufstehen wollte, näherten sich Aletha und zwei Sklavinnen mit Körben.
„Stellt sie ab und ruft die Kinder von der Weide“, trug Aletha den Mädchen auf. „Nehmt sie mit zum Abendessen.“
Neugierig betrachtete Wittiges die Körbe, deren Inhalt mit Tüchern abgedeckt war, hübschen Tüchern, wie sie jetzt überall in Casa alba auftauchten. Diese waren aus Leinen gefertigt und hatten ein eingewebtes rosafarbenes Streifenmuster am Rand.
Auf der Weide erhob sich Geschrei, das aber rasch verebbte, als die Kinderschar mit den Sklavenmädchen verschwand. Aletha breitete eine Decke am Rand der Wiese aus.
„Pontus und Alexander kommen auch. Schau, da sind sie“, Aletha deutete auf den Weg zum Haus. „Wir essen hier. Es ist so lau draußen, fast wie im Sommer.“
Es stimmte. Das Wetter hatte anscheinend vergessen, dass der Winter bevorstand, und noch einmal den Sommer aufleben lassen, eine unverhoffte Gnade. Die Hochzeit in Soissons lag nun drei Wochen zurück, und Wittiges hatte mit Gogo vereinbart, sich zurückziehen zu dürfen, um sein Haus winterfest zu machen. Ein Dach leckte, und er wollte auch noch einiges an den Stallungen instand setzen. Er konnte nicht alle Arbeit Pontus und Alexander überlassen und bei Hof den feinen Herrn spielen.
Pontus ließ sich neben ihm auf die Decke fallen. „Haben wir das nötig, wie die Vagabunden auf der Wiese zu speisen?“, neckte er. „Gefällt dir dein Esszimmer nicht mehr, Aletha?“ Ein Esszimmer mit leuchtenden Fresken an den Wänden, einem Springbrunnen an einer Schmalseite und Goldmosaik auf dem Fußboden.
„Dummkopf“, schalt Aletha gutmütig, und reichte ihm Brot und einen Tonbecher für den Wein. Es wurde eine behagliche Runde. Das einfache Essen, das größtenteils von den eigenen Feldern und vom eigenen Vieh stammte, schmeckte ausgezeichnet. Lohn harter Arbeit.
„Wer kommt denn da? Bloß kein Besuch, bei dem man sich anständig benehmen muss“, seufzte Alexander scherzhaft, als sie ihre Mahlzeit fast beendet hatten, und spähte den Weg entlang.
Das Licht hatte abgenommen, und die Schatten waren lang geworden. Obstbäume säumten den Weg, die noch die letzten Blätter festhielten. Unter diesen Bäumen näherte sich zögernd aber stetig ein beleibter alter Mann in Reisekleidung. Sein Blick wanderte von einem zum anderen und blieb dann auf
Weitere Kostenlose Bücher