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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Athanagild, sondern Agila, aber das ist nicht weiter von Bedeutung. Die Kinder wurden zu einem Pfand, das der König in dem ewigen Konflikt mit den Franken hätte einsetzen können. Für diesen Zweck wurden sie in Bereitschaft gehalten, und so ging es ihnen gut. Sie wurden auf dem Land erzogen, wo ich sie von Zeit zu Zeit besuchen durfte. Es waren keine Geschwister, sondern Vetter und Cousine. Als sie alt genug waren, erklärten sie sich heimlich zu Mann und Frau. Ihre Wächter kamen erst dahinter, als die erste Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen war. Das Kind bist du, mein Prinz. Um das Jahr 550 begann Athanagilds Krieg gegen König Agila, der damit endete, dass Agila von seinen eigenen Gefolgsleuten ermordet wurde. Es war eine wirre Zeit, bis der neue König Fuß fassen konnte. Schon vorher hatte sich niemand mehr so recht für die kleine Familie interessiert, das war ihr Glück. Dann kamst du zur Welt, Prinzessin Aletha. Aber eure Mutter starb bei deiner Geburt. Im Jahr 557, als Athanagild seit zwei Jahren an der Macht war, versuchte euer Vater, mit euch beiden nach Burgund zu fliehen. Aber er wurde gefasst und sofort getötet. Er hatte mich in seine Pläne nicht eingeweiht. Vielleicht glaubte er, ich sei durch mein Leben am Hof von Toledo schon zu sehr verweichlicht. Es war mir gelungen, mir eine angesehene Stellung zu schaffen, aber immer nur mit dem Ziel, über euch zu wachen. Erinnerst du dich an diese Flucht, mein Prinz?“
    Alexander hatte starr und unbewegt zugehört, sein ganzer Körper hatte sich verkrampft. „Kaum“, antwortete er mit brüchiger Stimme. „Es gab danach diese Operation, ihr wisst, was ich meine. Alles davor entschwand meinem Gedächtnis, ich hatte nur noch undeutlichste Erinnerungen an alles Frühere. Auch die Erinnerung an eine kleine Schwester.“ Er stöhnte und griff sich mit beiden Händen an den Kopf.
    „Nach der Flucht wurde deine Schwester aufs Land zurückgebracht, während du, Alexander, an den Hof von Toledo kamst.“
    „Wie alt war ich?“, fragte Aletha mit kindlicher Stimme.
     „Bei der Trennung von deinem Bruder warst du vier Jahre alt.“ antwortete Cniva.
    Aletha nickte. „Ich wusste immer, dass da jemand war. Manchmal träumte ich von ihm, aber diese Träume wurden immer schwächer und hörten irgendwann auf. Erst als ...“
    Unvermittelt streckte Alexander die Hand aus und zog Aletha auf die Füße. Ohne eine Erklärung gingen die beiden davon. Wittiges machte Anstalten, ihnen nachzueilen.
    „Lass sie“, sagte Pontus, „sie wollen für sich sein. Und wir sollten ins Haus gehen, es wird kühl – selbst für mich, der ich die Natur eines Ochsen habe.“
    Wortlos sammelten sie die Reste des Essens in die Körbe, und dann machten sie sich auf den Weg zur Villa. Cniva, dessen Gesicht vor innerer und äußerer Erschöpfung grau geworden war, begleitete sie ungefragt.
    Die Geschwister kamen erst nach drei Stunden ins Haus zurück. Wittiges bemerkte sofort, dass beide geweint hatten und tief erschüttert waren. Ein Gespräch wollte nicht mehr aufkommen. Für Cniva und die drei Knechte, die ihn zur Casa alba begleitet hatten, wurden Nachtquartiere bereitet, das Haus war ja groß genug.
    Cniva sprach nicht von Abreise, und Wittiges war zu höflich dem alten Mann gegenüber, um nach ein paar Tagen seinerseits davon anzufangen. Sein ungebetener Gast brauchte Erholung, es wäre unmenschlich gewesen, ihn fortzuschicken. Nach und nach kam heraus, dass er mit dem Brauttross gereist war und erst nach Überquerung der Pyrenäen einen anderen Weg eingeschlagen hatte. Gailswinthas Reise hatte über Land geführt. Cniva hatte sich nach Lyon durchgeschlagen, der alten burgundischen Hauptstadt, und von dort nordwärts gewandt. Die Hochzeit hatte er verpasst, aber anscheinend auch kein großes Interesse daran gehabt. In Casa alba fühlte er sich wohl, und Wittiges kam langsam der Verdacht, dass er beabsichtigte, sich bei ihm einzunisten.
    Die Knechte waren seine eigenen Leute, und schon am zweiten Tag teilte Pontus sie zur Arbeit ein, weil sie sonst nur herumlungert hätten. Da es kräftige Männer waren, hatte er keinerlei Einwendungen gegen einen längeren Aufenthalt der Gäste. Wittiges schon eher.
    Aletha und Alexander zogen sich oft mit ihrem einstigen Hofmeister zu vertraulichen Gesprächen zurück. Wittiges begriff, dass seine Frau und ihr Bruder Zeit brauchten, um mit Cnivas Enthüllungen über ihre Herkunft und ihre Vergangenheit zurechtzukommen. Und deshalb konnte

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