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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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er auch nichts gegen die schleichende Entfremdung tun, die sich langsam abzeichnete.
    Besondere Sorge machte er sich um Felix, denn Cniva bekundete für seinen Geschmack zu viel Interesse an ihm. Der Junge lernte gerade laufen. Er war ein hübsches, reizendes Kind. Viola war neben der Amme zu seiner Hüterin bestellt worden und nahm diese Aufgabe mit kindlichem Eifer wahr. Es war üblich, dass sie jeden Abend mit dem Kleinen dazu kam, wenn die Familie nach dem Abendessen über den vergangenen Tag plauderte und die anstehenden Arbeiten für den nächsten besprach. Das Speisezimmer lag zum Innenhof, in dem vier Pomeranzenbäume wuchsen, die den ganzen Winter über blühten und dufteten.
    Eines Abends erzählte Cniva wieder einmal von Burgund. Er hatte in Lyon alte Bekanntschaften erneuert und herausgefunden, dass es einige adlige Burgunder gab, die genug von der fränkischen Herrschaft hatten und sich mehr und mehr auf die alten Zeiten besannen. Der kleine Felix spielte auf einer Decke mit Holzklötzen, die einer der alten Sklaven für ihn gefertigt hatte. Es war fast an der Zeit, ihn zu Bett zu bringen.
    Plötzlich wies Cniva auf den Jungen. „Er ist das Kind von Königen“, sagte er bedeutungsschwer.
    Wittiges überlief es kalt. Anscheinend war Cniva jetzt so weit, seine geheimen Pläne zu offenbaren.
    „Nein!“, rief Aletha und sprang auf. Sie lief zu Felix, nahm ihn hoch und drückte ihn an sich. „Die Vergangenheit, die dich nicht loslässt, hat für uns keine Bedeutung. Merk dir dies: Du wirst keine Pläne aushecken, in denen mein Sohn eine Rolle spielt. Stör hier nicht unseren Frieden. Wir haben hart darum gekämpft und mussten genug Unglück ertragen“, erklärte sie heftig.
    Felix wand sich in ihren Armen. Sie küsste und streichelte ihn, um ihn zu beruhigen, aber es half nichts. Schließlich stellte sie ihn auf die Füße und hielt ihn an den Händen fest.
    Wittiges hatte gespannt und erstaunt zugeschaut. Bisher hatte Aletha nie jene zärtliche Hingabe Felix gegenüber gezeigt, die er empfand. Ja, er hätte ein leibliches Kind nicht mehr lieben können als dieses. Meist vergaß er, dass er nicht der Erzeuger war. Doch nun bekamen Cnivas forschende Blicke eine besondere Bedeutung. Der Alte kannte den leiblichen Vater und sah eine Ähnlichkeit, die Wittiges verborgen blieb.
    „Du missbrauchst das Gastrecht!“, schrie Aletha.
    Wittiges war stolz auf sie, zugleich gerührt und erleichtert. Er stand auf, ging zu Mutter und Kind und legte den Arm um Aletha. „Du hast es gehört, Cniva. Wenn du Ränke schmiedest, die auch unseren Sohn betreffen, musst du unser Haus verlassen. Also überleg dir, was du sagst.“ Am liebsten hätte er ihm noch in der Nacht die Tür gewiesen.
    Cniva war beschämt. Eine Entschuldigung murmelnd, verließ er mit schlurfenden Schritten den Raum, ein Mann, der sich wieder einmal geschlagen geben musste.
    „Hoffentlich reist er nun endlich ab, dieser Wichtigtuer“, sagte Wittiges kalt.
    „Er will nicht nach Toledo zurück, und in Lyon hat er keine Familie mehr. Tatsächlich hat er, wie er mir gestand, bei Leovigild seinen Abschied genommen, aber man wollte ihn wohl auch loswerden. Er war zu eng mit Athanagild verbunden. Er ist allein“, erklärte Alexander, „und bat mich heute, für immer bei uns bleiben zu dürfen.“
    „Mit den Knechten?“, warf Pontus hoffnungsvoll ein.
    „Pontus!“, wies ihn Wittiges zurecht.
    „Ich darf doch wohl noch fragen. Drei kräftige Männer! Wo wir so knapp an Leuten sind. Aber das kümmert dich nicht, der Herr hat ja die meiste Zeit am Hof zu tun oder ist auf Reisen. Wie lange bleibst du übrigens diesmal bei uns?“, stichelte Pontus.
    Wittiges war entschlossen, Cniva loszuwerden. Wenn er nicht freiwillig ging, wollte er ihn aus dem Haus weisen, Gastfreundschaft hin oder her. Aber das Problem löste sich von selbst. Cniva erkannte, dass er nicht länger willkommen war, ließ am nächsten morgen das Gepäck zusammentragen und die Pferde satteln. Der Abschied fiel ihm schwer, und er bat mit bewegenden Worten um Entschuldigung für die Unruhe, die sein Besuch ausgelöst hatte.
     Drei Stunden später kam einer der Knechte zur Villa zurückgehetzt und berichtete, Cniva habe einen Schwächeanfall erlitten und sei nicht bei Besinnung. Wittiges blieb nichts anderes übrig, als ihn auf einem Ochsenkarren holen zu lassen. Mit unguten Gefühlen ließ er den Kranken in sein altes Zimmer bringen und bestimmte die alte Barchild zur Pflegerin.
    Pontus

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