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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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sei nicht wichtig, nur eine nette Erinnerung an die Kindheit.
    „Ich habe auch so einiges gehört. Gailswintha benimmt sich täglich merkwürdiger. Sie isst kaum etwas, betet den halben Tag und kasteit sich, wo sie nur kann“, mischte sich Sidonia wichtigtuerisch ein. „Alle sind entsetzt über sie, selbst der König ...“
    „Mein Bruder liebt und verehrt seine Gemahlin“, fuhr Sigibert dazwischen. In den Verhandlungspausen war sein Bruder es nicht müde geworden, von ihr zu schwärmen. Immer wieder hatte er mit rührender Zärtlichkeit von ihr gesprochen, und Sigibert zweifelte nicht an seiner Aufrichtigkeit. Was also fiel diesem dummen Stück ein, sich ständig zu beklagen? Niemand, am allerwenigsten der verliebte Gatte wollte ihr übel. Woher, fragte er sich, kannte Sidonia all diese unerfreulichen Einzelheiten? „Frag Wittiges, er war doch bei ihr. Er wartet draußen, willst du ihn empfangen?“
    „Bitte, lass ihn eintreten.“ Brunichild gab der Kammerfrau einen Wink. Den Brief hielt sie immer noch im Schoß.
    Sigibert überlegte, wie er ihn unauffällig an sich bringen und verschwinden lassen konnte, bevor Brunichild ihn zu Ende gelesen hatte. Wittiges hatte ihn bereits vor dem Unheil gewarnt, das sich in Soissons zusammenbraute. Von seiner letzten Reise war er mit einem ganzen Bündel schlechter Nachrichten zurückgekehrt. Und eine der Neuigkeiten bereitete Sigibert ganz besondere Sorgen.
    Hinter Wittiges trat ein fetter alter Mann herein, der die eisgrauen Haare so kurz geschoren wie ein Sklave trug. Der Fremde ging unsicher und machte einen schwachen, hinfälligen Eindruck, als hätte er unlängst eine schwere Krankheit überstanden. 
    „Cniva?“, fragte Brunichild ungläubig.
    Schwerfällig ließ sich der Alte auf ein Knie nieder. „Ja, ich bin es, Königin, und entbiete dir meinen Gruß.“
    Den Blick unverwandt auf den Mann gerichtet, stemmte sich Brunichild aus dem Stuhl hoch, hielt aber weiterhin den Brief fest. „Wie kommst du hierher? Und seit wann bist du da?“ Sie wandte sich an Sigibert. „Cniva ist der Hofmeister des Frauenhauses am Hof von Toledo.“
    Cniva schüttelte den Kopf. „Ich war es. Zuletzt unter Leovigild. Dein Vater ist tot, Königin. Hat dir das niemand mitgeteilt?“
    Sigibert fing Brunichild auf, deren Knie nachgaben. Behutsam half er ihr wieder auf den Stuhl, während er wütend den Besucher anfunkelte. „Hättest du es ihr nicht schonender beibringen können? Du siehst doch, in welchem Zustand sie ist.“
    Demütig senkte der Mann den Kopf. „Es tut mir leid. Ich dachte, die Nachricht hätte euch längst erreicht. Athanagild verstarb im letzten Herbst.“
    Für einen Moment war Brunichilds Blick nach innen gekehrt, dann richtete er sich wieder auf den Besucher, während ihr eine Träne langsam die Wange hinabrann. „Ich weiß, wir hätten damit rechnen müssen, er war schon lange krank. Wie starb er?“, fragte sie leidlich gefasst.
    „Er starb im Frieden mit sich selbst“, antwortete Cniva bedächtig. „Sein Ende war leicht und ohne große Qualen.“
    Ein wenig stieg der Mann in Sigiberts Achtung. Zufällig wusste er von Wittiges, dass Cniva gelogen hatte. Athanagild hatte unvorstellbare Schmerzen gelitten und zuletzt nur noch getobt. Ein Ende in furchtbarer Verzweiflung. Es war Sigiberts eigener Fehler, dass Brunichild zu diesem ungünstigen Zeitpunkt vom Tod des Vaters erfuhr. Hätte er Wittiges vorher auf die nötige Geheimhaltung hingewiesen und dieser Cniva entsprechend instruiert, wäre dieser Patzer vermieden worden. 
    „Ich danke dir“, sagte Brunichild aufrichtig und faltete die Hände über dem Brief, „für das Gute in der schlechten Nachricht. Ich werde für meinen Vater beten. Aber jetzt sag mir, wie du hergekommen bist. Was ist der Anlass deines Besuchs?“
    Cniva wurde unsicher. „Es ist Wittiges’ Wunsch, aber auch meiner, dir meine Aufwartung zu machen. Ich habe deine Schwester auf der Reise zu ihrer Hochzeit begleitet, aber ich bin schon in Toledo zu dem Entschluss gekommen ...“ Er stockte und sein Blick richtete sich auf Sigibert. „Ich würde gern hier bleiben“, fuhr er mit gedämpfter Stimme fort.
    „Cniva bittet darum, sich in Austrasien niederlassen zu dürfen“, schaltete sich Wittiges ein. „Ich bin bereit, ihn bei mir aufzunehmen. Aber vorher gibt es noch etwas zu klären, was Alexander betrifft“, fuhr er mit harter Stimme fort. „Bitte, Cniva, sag du es selbst der Königin.“
    Brunichilds Hände lösten sich, und

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