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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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das zerknitterte Papier auf ihrem Schoß geriet in Bewegung. Sigibert hoffte inständig, dass es hinunterfiel.
    Der alte Hofmeister wand sich ein wenig. „Es geht um Alexanders Freilassung. In Toledo händigte ich ihm persönlich die Urkunde über seine Freilassung aus, aber wie ich hörte, ging sie auf der Reise hierher verloren. Ich kann einen Eid darauf leisten, dass Alexander kein Sklave mehr ist.“
    Sigibert nickte ernst, und in diesem Augenblick trudelte der Brief zu Boden. „Lasst uns die Angelegenheit sofort erledigen. Dann kannst du beruhigt auf Wittiges’ Gut zurückkehren und dort leben.“ Geschickt trat er das Papier unter Brunichilds Stuhl, während er Cniva zu sich heranwinkte. „Ich danke dir, dass du den beschwerlichen Weg nach Reims auf dich genommen hast, um der Gerechtigkeit zu dienen“, fuhr er warm fort, legte Brunichild die Hand auf die Schulter und beugte sich leicht zu ihr herab. „Ich weiß, dir liegt etwas an dem Musiker. Aber auch als Freier kann er für uns singen und die Langeweile am Abend vertreiben.“
    „Selbstverständlich“, sagte Brunichild und seufzte enttäuscht auf.
    Dem Eid stand nun nichts mehr im Weg. Sigibert ließ einen Amtsschreiber kommen, der eine Urkunde über die Freilassung ausfertigte und in Sigiberts Namen besiegelte.
    „Und nun“, sagte Brunichild, nachdem der Schreiber gegangen war, „erzähl mir von Gailswintha, ich hab sie noch nicht gesehen, seit sie in den Norden gekommen ist. Es ... es scheint ihr nicht gut zu gehen.“ Ihre Stimme zitterte, und mit einer raschen Kopfbewegung wandte sie sich an ihre Hofdame. „Sidonia, sei so gut und heb den Brief auf.“
    Sofort bückte sich Sidonia und angelte den Brief unter dem Stuhl hervor. Sigibert hätte sie vor Wut treten können.
    „Nein“, wandte er ein, „was willst du mit dem Brief? Hier stehen zwei Zeugen, die dir Auskunft über deine Schwester geben können.“
    „Gewiss, aber erst später“, beschied ihn Brunichild. „Sidonia, lies den Brief vor. Danach will ich hören, was Wittiges und Cniva über die Unzufriedenheit meiner Schwester mit ihrem neuen Leben zu berichten haben. Es kann doch nicht soviel anders sein als meins.“
    Sidonia las stockend, aber deutlich. Der Wortlaut war nicht misszuverstehen.
    „Nicht Fredegund!“, flüsterte Brunichild, als sie fertig war. „Nicht ausgerechnet sie. Wie kann sie mir das antun! Wie kann ich mich so in ihr getäuscht haben? Ich hielt sie für eine Freundin. Und nun stellt sich heraus, sie ist...“ Sie rang nach Luft und presste eine Hand auf die Brust.
    ... Chilperichs Geliebte, und das seit Jahren, ergänzte Sigibert im Stillen. Er hatte die Wahrheit schon vor einiger Zeit selbst herausgefunden, aber nie darüber gesprochen, die Angelegenheit nicht einmal für besonders wichtig gehalten, selbst nicht, als Wittiges damit als bedeutsame Neuigkeit herausrückte. Diese Frau gefiel ihm nicht. Sie war zu frech, zu unabhängig und zu aufreizend. Eine Falle, in die nur Dumme tappten, Dummköpfe wie sein Bruder, dessen Schwanz den Verstand beherrschte.
    „Mein Bruder kann sie nicht sofort hinauswerfen, verstehst du das denn nicht? Deine Schwester ist zu ungeduldig.“
    Gailswintha drohte damit,– eigentlich war es eine verlockende Vorstellung -  ihren Gatten samt ihres nicht unbeträchtlichen Vermögens zu verlassen und nach Toledo zurückzukehren.
    „Er betrügt sie!“, schrie Brunichild. „Dabei hat er sie gerade erst geheiratet! Und schon zieht er ihr die Geliebte vor! Du hast es doch gehört. Er ist gleich wieder zu ihr ins Bett gekrochen. Wahrscheinlich lachen die beiden über meine Schwester.“
    Immer heftiger steigerte sich Brunichild in einen maßlosen Zorn hinein. Cniva versuchte, sie zu beschwichtigen und spielte dafür die Macht, die er früher über sie gehabt hatte, noch einmal aus. Für diese Anmaßung hätte er Prügel verdient, aber in diesem Fall war Sigibert eher dankbar.
    Und dann geschah das Unfassbare. Brunichild krümmte sich auf einmal und schrie vor Schmerz. Sie spreizte die Beine, und Feuchtigkeit tropfte zu Boden. Wie ein kopfloses Huhn flatterte Sidonia um ihren Stuhl herum. Cniva packte die Frau und versetzte ihr eine schallende Ohrfeige. „Dummes Weib! Hol die Hebamme!“ Er wandte sich an Sigibert. „Wo ist das Zimmer deiner Gemahlin? Es gibt keinen Grund zur Aufregung, noch nicht. Sie sollte nur auf ihr Zimmer gebracht und ...“
    „Halt die Türen auf“, befahl Sigibert Wittiges und hob seine stöhnende Frau

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