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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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vom Stuhl. „Und du kommst mit“, wies er Cniva an. „Du scheinst brauchbar zu sein.“
    Im Handumdrehen entwickelte Cniva die nötige Autorität, um Gaffer und Wachen auseinanderzuscheuchen und den Weg frei zu machen. Was in Panik begonnen hatte, entwickelte sich zu einem geordneten Rückzug. Sigibert beruhigte sich ein wenig. Er ließ Cniva, der sich mit allem, was das Wohl von Frauen betraf, anscheinend bestens auskannte, ohne Bedenken bei Brunichild und zog sich mit Wittiges in einen Raum zurück, wo sie ungestört reden konnten. Auch der eilig herbeigerufene Lupus nahm an der Unterredung teil.
    „Können wir dem Gerücht trauen?“, fragte Sigibert.
    Es war März, der Abschluss der Erbschaftsverhandlungen lag zwei Wochen zurück, während derer sich Sigibert mit seinen Ratgebern täglich zusammengesetzt hatte. Es galt zu bestimmen, wo in den hinzugekommenen Provinzen neue Statthalter eingesetzt werden sollten und herauszufinden, was an Steuern zu erwarten war. Einige der Grafen und Herzöge aus Chariberts ehemaligen Gebieten hatten sich bei Sigibert vorgestellt, andere warteten ab oder hofften darauf, dass sie vergessen wurden und sie ihre Civitates in Zukunft nach Belieben verwalten konnten. Diese Neuordnungen waren eigentlich vorrangig, für Familienquerelen blieb da wenig Zeit. Mit seiner Frage hatte Sigibert sich auch nicht nach dem neuesten Stand von Chilperichs Ehekrise erkundigt. Die kümmerte ihn persönlich kaum, das Thema hatten sie rasch abgehandelt.
    „Ich weiß es nicht“, Wittiges zuckte die Schultern. „Ein Händler in Soissons warnte mich, weiter nach Westen zu reisen. Ich hatte vor, mich in Rouen nach Wolle umzusehen. Aber ich dachte, das Gerücht ist so wichtig, dass du es gleich erfahren musst. Also bin ich umgekehrt.“ Wittiges sprach nicht gern über seine Geschäfte. Es war Alethas Einfall gewesen, Wolle aufzukaufen und zu verarbeiten. Einen Teil des Purpurs nutzte sie inzwischen selbst, um die Stoffe damit zu veredeln. Ihre hübschen Wollstoffe fanden immer mehr Abnehmer außerhalb von Casa alba und brachten guten Gewinn ein. Noch war Wittiges von diesem neuen Geschäftszweig nicht restlos überzeugt. Es störte ihn, dass Wolle nicht so unaufwändig wie ein Säckchen mit Edelsteinen oder ein Päckchen mit Purpur zu transportieren war. Deshalb wollte er in Erfahrung bringen, ob es Händler in Rouen gab, die ihm die Wolle liefern würden. Der Händler in Soissons, der ihn vor der Reise gewarnt hatte, hatte behauptet, Chilperich ließe in seinen neuen Gebieten um Amiens und Rouen den Heerbann aufrufen.
    „Warum sollte Chilperich die Männer zu den Waffen rufen, - und warum so weit im Westen?“, fragte Lupus.
    „Liegt das nicht auf der Hand? Damit wir hier nicht so rasch davon erfahren. Chilperich plant etwas. Schon nach der letzten Erbteilung hat er Krieg gegen mich geführt. Erinnert euch daran“, warf Sigibert ein.
    Wittiges lebte seinerzeit zwar noch in Spanien, aber inzwischen wusste er natürlich von diesen Kriegen und Chilperichs damaliger Unzufriedenheit mit der Erbteilung.
    „Also, was jetzt?“, fragte Lupus. „Sollten wir ein Heer aufstellen? Auf ein Gerücht hin?“ 
    Draußen waren Schritte zu hören, die vor der Tür innehielten. Der Wachhabende raunzte jemanden an, dann flog die Tür auf. Cniva trat ein.
    „Ja?“ bellte Sigibert, sichtlich unwillig.
    Cniva verneigte sich gemessen. „Ich habe die Ehre, dir die Geburt einer gesunden Tochter zu verkünden.“
    Sigiberts Gesichtzüge verkrampften sich, er presste die Lippen aufeinander und wandte sich halb ab, aber alle erkannten seine Enttäuschung nur zu deutlich.
    „Und die Königin?“, zischte er.
    „Ihre Frauen kümmern sich um sie, es besteht kein Grund zur Besorgnis“, antwortete Cniva fest. „Gestatte mir, dir als Erster zu dem freudigen Ereignis zu gratulieren.“
    Sigiberts grimmiger Ausdruck sprach für sich. Eine Tochter statt des ersehnten Sohnes, das war wie ein Fluch. „Ich danke dir“, erwiderte er barsch.
    Wittiges und Lupus beeilten sich, ebenfalls ihre Glückwünsche auszusprechen. Aber Sigibert winkte ungeduldig ab. „Ich danke euch sehr“, sagte er etwas förmlicher, „eine gesunde Tochter ist ein Segen, ein Geschenk des Himmels, für das ich Gott preisen werde.“
    Wittiges bezweifelte das im Stillen, gleichzeitig beneidete er Sigibert um die Tochter. Er wäre froh über ein eigenes Kind gewesen, gleich welchen Geschlechts.
    Als Sigibert Brunichild aufs Bett gelegt hatte und einen

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