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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Augenblick konnte er sich nicht mehr bewegen. Da hörte er Schritte, die sich von draußen rasch der Tür näherten. Jemand drückte den Riegel herunter, die Tür öffnete sich knarrend.
    Im letzten Augenblick drückte sich Wittiges hinter den zweiten, noch hängenden Fenstervorhang an die Wand und lauschte auf die Schritte, die anscheinend vor dem Bett haltmachten.
    „Was habe ich bloß getan?“, stöhnte Chilperich voller Verzweiflung. „Aber sie hat mich in den Wahnsinn getrieben. Sie hat mich rasend gemacht mit ihrem Gezänk und ihrer Dummheit, und da konnte ich nicht anders. Und du hast es ja gewollt.“
    „Ich?“, kreischte Fredegund und dämpfte sofort die Stimme. „So bestimmt nicht. Ich hätte mich mit ihr abgefunden, aber diese Gans hat nichts begriffen. Und dann hab ich dir vorgeschlagen, dass du dich ihrer entledigst, ohne den Schatz herausgeben zu müssen.“
    „Ich habe sie mit meinen eigenen Händen erwürgt! Wie konnte ich das tun? Ich habe sie doch geliebt. Sie hat mich so bezaubert mit ihrer Schönheit und Vornehmheit.“ Chilperich schluchzte. „Sie war ein Juwel, ein ...“
    „Willst du, dass alle Welt erfährt, was du getan hast?“, fragte Fredegund kalt.
    Aus einem knarzenden Geräusch schloss Wittiges, dass sich Chilperich aufs Bett gesetzt hatte. „Wie soll ich das verhindern?“
    „Steh auf. Hilf mir, fass mit an!“, befahl Fredegund.
    Wittiges hörte Geräusche, die er nicht deuten konnte, und schob den Kopf mit äußerster Vorsicht hinter den Falten des Vorhangs hervor. Fredegund und Chilperich hatten den Leichnam hochgehoben und näherten sich damit den Fenstern. Wittiges wurde himmelangst. Die Entdeckung war unausweichlich.
    „Und nun?“ Chilperich schien sich ganz auf den Einfallsreichtum seiner Komplizin zu verlassen.
    „Wir werfen sie durchs Fenster hinaus. Jeder weiß, wie unglücklich sie war. Sie hat es ja überall  herumerzählt. Warum sollte sie sich in ihrer Verzweiflung nicht aus dem Fenster gestürzt haben?“
    Chilperich keuchte, ob vor Anstrengung oder vor Entsetzen, wusste Wittiges nicht zu deuten. Es war nahezu unvermeidlich, dass sie ihn bemerkten, wenn sie mit ihrer Last ans Fenster kamen. Zwei Schritte noch, Wittiges hielt den Atem an.
    „Nein, nicht hier“, ließ sich Chilperich vernehmen. „Wir werfen sie im Nebenzimmer hinaus, dort unten befindet sich ein Graben voller Geröll und Gestrüpp. Wenn sie dort gefunden wird, sieht es so aus, als habe sie sich den Hals gebrochen.“
    Die Schritte und das Keuchen entfernten sich.
    Wittiges schlich mit weichen Knien hinaus auf den Flur und konnte es kaum fassen, dass er so knapp einer Entdeckung entgangen war.
    Im Stallhof saß Pontus wartend an der Tränke.
    „Sind die Pferde noch gesattelt?“, rief Wittiges schon von Weitem.
    „Hast du es eilig?“, fragte Pontus und stand gemächlich auf.
    „Brandeilig. Und wenn dir die Unversehrtheit deiner Haut lieb ist, fragst du jetzt nicht weiter. Ich fühle mich erst wohler, wenn Soissons hinter uns liegt und uns keiner von Chilperichs Männern verfolgt.“
    „Hast du den Teufel gesehen? Du wirkst so besorgt.“
    Die Pferde standen bereit, stellte Wittiges erleichtert fest, schwang sich in den Sattel und schnalzte ungeduldig mit der Zunge, um Bauto anzutreiben. „Der Palast ist eine Mördergrube. Und ja, ich hab in die Hölle geschaut.“ Schaudernd erinnerte er sich an seine Leidenschaft für Fredegund, diese Teufelin in Menschengestalt.
    Gerade als sie den Stallhof verließen, ritt jemand von einer anderen Seite hinein. Als wäre er erschreckt worden, riss der Mann an der Kandare, so dass das Pferd stieg und nicht mehr viel vom Reiter zu sehen war. Während Wittiges hinauspreschte, dachte er kurz über die Gestalt nach. Es hätte Priscus sein können, aber sicher war er sich nicht. Was hätte Comes Priscus auch am Hof von Soissons zu suchen gehabt? Vielleicht hatte Sigibert ihn mit einem Auftrag hergeschickt, -  noch waren ja nicht alle diplomatischen Verbindungen abgebrochen. Aber gewöhnlich hatte Sigibert für solche Missionen andere Männer. Wittiges vergaß die Beinahebegegnung, bis er sich in einem entscheidenden Moment daran erinnern sollte.

Kapitel 4
    Die Bruderkriege 568-577 n. Chr.
    1
    Brunichild ertappte sich bei der Frage, wie es für sie gewesen wäre, wenn Gailswintha mit Chilperich eine glückliche Ehe geführt hätte. Wäre das zu ertragen gewesen? Die Frage stürzte sie in einen Zwiespalt der Gefühle und legte sich wie ein Schatten auf

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