Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
Moment abgelenkt gewesen war, hatte sich Wittiges ihr rasch genähert. Brunichilds Angst vor der bevorstehenden Geburt hatte ihn nicht gleichgültig gelassen. Sanft strich er ihr über das schweißnasse Haar. „Es geht alles gut“, flüsterte er ihr zu, „hab keine Furcht.“ Ihre Blicke trafen sich, ringsum versank alles, und die alte Vertrautheit schlug sie beide in ihren Bann. Fahrig tastete Brunichild nach seiner Hand, heftig erwiderte er den Druck. Er wäre so gern geblieben.
„Ungeachtet dieser Freudenbotschaft bleiben uns die alten Schwierigkeiten erhalten. Wittiges, du gehst diesem Gerücht nach. Reise, wenn es sein muss, bis Rouen und schau dich überall um“, fuhr Sigibert fort. „Am besten nimmst du diesen Scheinmönch mit, diesen ...“
„Pontus?“, fiel ihm Wittiges ins Wort.
„Ja“, sagte Sigibert, „es könnte gefährlich werden, und du hast mir erzählt, dass er kämpfen kann. Als Mönch getarnt, wirkt er harmlos, desto geeigneter ist er als Reisegefährte.“
„Pontus ist mein Gutsverwalter, ich weiß nicht, ob ...“, wandte Wittiges ein.
„Dafür bin ich jetzt da“, unterbrach ihn Cniva. „Du kannst in Ruhe reisen, und ich kümmere mich um alles.“
„Da siehst du es“, rief Sigibert mit einem Funkeln im Blick. „Schon ist alles bestens geregelt. Ein Mann wie Cniva, der schließlich lange Jahre am Hof von Toledo gedient hat, wird mit deinen Leuten spielend fertig.“
Dem wusste Wittiges nichts entgegen zu setzen. Dass er die Reise antreten musste, stand außer Frage, aber er hätte Pontus gern zu Hause gelassen. Gerade weil er Cnivas Einmischung in seine Angelegenheiten fürchtete. Er hatte ein Abkommen mit ihm getroffen. Der Besuch bei Hof und Cnivas Eintreten für Alexanders Freiheit war Wittiges Bedingung gewesen, dass er dem Alten auf unbestimmte Zeit das Gastrecht gewährte. Aletha und Alexander waren beide für Cniva eingetreten. Anscheinend hatten sie vergessen, wie er sie in Toledo herumkommandiert hatte, und hier auf Casa alba würde er es zumindest versuchen.
Als er am nächsten Tag mit Cniva heimkehrte, herrschte große Freude, denn er brachte die Urkunde mit, die Alexander die Freiheit garantierte. Am Abend veranstaltete er deshalb ein kleines Fest. In der Nacht gab sich Aletha ihm williger und anschmiegsamer als gewöhnlich hin. Fast eingeschlafen, merkte er, dass sie vorsichtig aus dem Bett glitt. Die Baderäume lagen nicht weit entfernt vom Schlafzimmer, und so hörte er Wassergeplätscher und andere leise Geräusche. Dabei stellte er sich vor, wie sie sich seinen Samen aus dem Körper wusch. Dieses Davonstehlen ereignete sich nicht zum ersten Mal. Offenbar wollte sie nicht erneut schwanger werden. Felix sollte sein Sohn und Erbe bleiben. Merkwürdig, da sie das Kind doch nicht liebte. Aber vielleicht tat sie nur so, vielleicht war alles Teil einer Intrige, in die bestimmt auch Alexander verstickt war. Sie und er und Cniva. Ein verschworenes Dreigespann, das ihn zum Narren in seinem eigenen Haus machte.
Er wartete im Dunkeln, bis sie zurückkam. Schlaftrunken murmelnd, zog er sie an sich, und ehe sie merkte, was er vorhatte, nahm er sie noch einmal. Jetzt war er hellwach. Wild entschlossen, stieß er tief und heftig in sie hinein und ergoss sich mit einem lauten Stöhnen. Erst, als er sich nicht mehr in ihr halten konnte, glitt er heraus, hielt sie fest und streichelte sie sanft und beharrlich, bis ihm ihre Atemzüge verrieten, dass sie als Erste den Kampf ums Wachbleiben verloren hatte. Diesmal musste sie auf das Waschen verzichten.
Am nächsten morgen brachen Wittiges und Pontus früh auf. Die Reise führte sie über Beauvais und Amiens nach Rouen. Auf dem Weg zurück umrundeten sie Paris und ritten kreuz und quer von einer Stadt zur anderen. Übrig blieb am Ende nur Soissons, und Pontus warnte davor, sich dort sehen zu lassen, wo Wittiges als Sigiberts Gefolgsmann nur allzu bekannt war. Denn sie wussten nun, dass der Frieden zwischen den fränkischen Königreichen nicht mehr lange halten konnte. Chilperich zog in aller Heimlichkeit und gerade darum so verdächtig überall die waffenfähigen Männer zusammen.
Trotz Pontus’ Bedenken gegen den Abstecher nach Soissons sprach Wittiges im Palast vor. Pontus hatte er bei den Pferden im Stallhof zurückgelassen. Aber nicht Gailswintha, nach der er gefragt hatte, empfing ihn, sondern Fredegund.
„Du kannst sie nicht sehen“, erklärte sie knapp. Ihre Haltung verriet innere Anspannung. „Sicher will
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