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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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die Tunika geschoben, aber noch bevor er den Herzschlag erspürte, regte sich der Kleine. Seine Beinchen zuckten. „Und er auch.“
    Gedämpfter Jubel brach unter den Jungen aus.
    Pontus hob Viola auf, Wittiges trug Felix, und dann machten sich alle auf den Heimweg. Erst kurz vor dem Dorf fiel Otho das verabredete Pfeifsignal ein, er pfiff, und die anderen fielen in das Pfeifen ein. Als sie das Dorf erreichten und sich der Mitte näherten, erwarteten sie alle, die sich an der Suche beteiligt hatten. Niemand war zu Bett gegangen. Alexander und Cniva eilten ihnen entgegen, Alexander umarmte Wittiges stürmisch und weckte damit Felix auf. Er begann zu schreien.
    „Nun, das ist dir aber gelungen“, brummte Wittiges und lachte befreit auf.
    „Sie leben, sie leben!“ Das ganze Dorf tanzte im Mondlicht, eine übermütige Stimmung machte sich breit.
    Theodo schlug Jedermann auf die Schulter und dröhnte: „Ich hab’s gewusst! Ein Kind, das Felix heißt, kann nicht verloren gehen.“ Bald machte ein Weinschlauch die Runde, Bier wurde ausgeschenkt. Selbst der älteste und hinfälligste Dorfbewohner, ein siebzigjähriger Großvater, der für die Suche zu schwach gewesen war, wollte mit allen anstoßen. Wittiges konnte die Gesellschaft nur auflösen, indem er allen ein Fest versprach, und langsam trollte sich einer nach dem anderen. Viele torkelten müde, aber laut singend ihrem Bett entgegen.
    Wittiges machte sich mit seinen Leuten auf den Heimweg, die Müdigkeit spürten jetzt alle bis auf die Knochen. Oben an der Villa kam ihnen Aletha mit Barchild entgegen und schloss sich ihnen an. Pontus hatte Viola den ganzen Weg über getragen und setzte sie nun vor ihrer Großmutter ab. Die Kleine hatte sich bis dahin völlig still verhalten. Barchild legte ihr die Hand in den Nacken.
    „Schlägst du mich jetzt tot?“, fragte Viola wispernd ihre Großmutter.
    „Nein“, antwortete Wittiges rasch, „das wird sie nicht tun.“
    Viola drehte sich halb zu ihm um. „Dann tust du es? Das ist mir auch lieber, du schaffst das sicher mit einem Schlag.“
    „Warum soll ich dich totschlagen?“
    Viola wies auf die Alte. „Sie hat es gesagt. Sie schlägt mich tot, wenn Felix etwas passiert.“ Es klang trostlos und völlig schicksalsergeben. Wittiges spürte nur noch die Erschöpfung und den Wunsch, sich zurückzuziehen. Er war der Kleinen böse, und er würde sie bestrafen – aber nicht heute.
    „Was ist überhaupt passiert? Wie seid ihr in den Wald geraten?“, fragte er streng.
    Viola wich seinem Blick aus. „Felix ist mir weggelaufen, ich bin ihm nach, hab ihn aber nicht gleich gefunden. Und dann waren wir so weit weg, und ich konnte ihn nicht mehr tragen.“
    Wittiges hatte wieder das Bild vor Augen, wie sie den Kleinen mit ihrem Körper geschützt hatte, dieses Bild durfte er nicht vergessen. Aber natürlich log das Mädchen, oder es sagte zumindest nur die halbe Wahrheit.
    „Und die Höhle? Wolltest du Felix die Höhle zeigen?“
    Schuldbewusst fuhr Viola zusammen.
    „Ich hab ihnen verboten, in den Wald zu gehen. Warum kann die Göre nicht hören? Ich schlage sie grün und blau“, stieß Barchild grimmig hervor, „selbst wenn sie dabei draufgeht. Wäre nicht schade um sie.“
    „Du rührst sie nicht an“, mischte sich Aletha entschieden ein. „Ich verhänge die Strafe und niemand sonst. Viola, du wirst eine Woche lang das Haus nicht verlassen, nicht einmal für eine Stunde! Und du wirst mir bei den Weberinnen zur Hand gehen und den ganzen Tag Wolle entwirren. Es wird höchste Zeit, dass du etwas Rechtes lernst. Nimm sie mit, Barchild, und legt euch endlich schlafen.“
    Über Barchilds Gesicht huschte ein Anflug von Befriedigung, während sie die Kleine wegführte. Nach ein paar Schritten stahl sich Violas Hand in die der Alten. Barchild, davon war Wittiges nicht zum ersten Mal überzeugt, würde ihrer Enkelin, egal was diese ausgefressen hatte, kein Haar krümmen. Sie hatte nur eine leere Drohung ausgestoßen, und darüber war er von Herzen froh.
    Für diesen Tag hatte er genug Aufregung gehabt. Aber bevor er sich mit Aletha zurückziehen konnte, hielt ihn Pontus auf. „Meinst du nicht, du solltest Gott für Felix’ Rettung danken?“
    „Gewiss“, nuschelte Wittiges abwehrend. „Bloß nicht gleich.“
    „Was auch kein Fehler wäre“, polterte Pontus unerwartet heftig. „Ich dachte aber an etwas anderes.“
    Wittiges fühlte ein überwältigendes Bedürfnis, seinem Freund einen Kinnhaken zu versetzen, damit er

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