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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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uns das nützen, wenn Viola nicht wusste, wo diese Höhle liegt“, warf Wittiges gequält ein.
    „Barchild meinte, oberhalb der Quelle“, meldete sich der Kleine wieder.
    „Also gut. Ich gehe zur Quelle und von dort weiter, aber ihr kehrt nach Hause zurück“, bestimmte Wittiges. Doch keiner wollte davon etwas wissen. Es war, als hätten alle neue Kraft geschöpft.
    Sie nahmen den kürzesten Weg zur Quelle, aber der war mühsam, denn sie mussten ihn sich durch dichtes Unterholz voll dornigem Gestrüpp regelrecht erkämpfen. Wittiges und Pontus achteten darauf, dass die Gruppe eng zusammenblieb und keiner der Jungen verloren ging. Wenn sich Wittiges Zeit zum Überlegen gelassen hätte, hätte er sich eingestehen müssen, dass die Chancen, die Kinder lebend zu finden, nur noch sehr gering waren. Vor seinem inneren Auge sah er schon, wie sich ein Wolf auf Felix stürzte und ihn zerfleischte. Und gerade in diesem Augenblick bewegte sich vor ihnen das Gesträuch, und es war nicht der Wind, der in die Äste fuhr. Sie hörten Tritte. Das Stampfen eines schweren Körpers.
    Wittiges gab den anderen ein Zeichen, still stehen zu bleiben, und zog so leise wie möglich das Schwert. Das Messer hielt er ohnehin in der Hand, stets auf einen Angriff aus dem Hinterhalt gefasst. Aus dem Dunkel schob sich eine gewaltige Masse heran, ein Schnauben drang ihnen an die Ohren. Durch die Baumkronen fiel gerade so viel Mondlicht, dass Wittiges riesige Hörner erkennen konnte. Ein Auerochse. Der unbestrittene König der Wälder. Der massige Kopf schwenkte unruhig hin und her, wahrscheinlich versuchte das Tier, die Witterung der Menschen aufzunehmen. Sobald nur einer sich bewegte, wurde aus dem Tier eine Bestie. Der Auerochse würde sie überrennen.
    Wieder heulte ein Wolf, es klang bedrohlich nah, viel zu nah. Die Lichter des Auerochsen glühten auf, dann brach er durchs Unterholz davon, höchstens drei, vier Armlängen von Wittiges entfernt.
    „Wie weit ist es wohl noch bis zur Quelle?“, fragte er.
    Ein Kind weinte, es war ein zartes, wehes Schluchzen voller Hoffnungslosigkeit.
    „Still!“, zischte Wittiges.
    Das Weinen hörte aber nicht auf. Und es kam aus dem Gestrüpp vor ihnen.
    „Viola?“ Das war die Stimme des Jungen, der sich ihr Freund genannt hatte.
    Das Weinen brach ab.
    „Viola? Wo bist du?“
    Und da setzte das Weinen wieder ein. Wittiges raunte Pontus und den Jungen zu, zurück zu bleiben. Er ging auf die Knie und tastete sich wie blind voran. Aber war das überhaupt ein Kind, das da jammerte? Manchmal hörte sich das Greinen von Katzen ähnlich an. Gut möglich, dass er sich wegen eines ranzenden Katers durch dieses widerwärtige Gestrüpp zwängte. „Viola, ich bin gleich da.“
    Kein Laut, der ihm die Richtung wies.
    Wittiges war kein Hasenfuß, aber nun überlief ihn die Angst. Es war unheimlich in diesem schier undurchdringlichen Dunkel, und es wurde immer mühsamer, sich auch nur eine Handbreit vorwärtszukämpfen. Von allen Seiten zerrten dornige Ranken an ihm. „Ist Felix bei dir?“
    Keine Antwort, kein Rascheln - nichts. Es war sinnlos, dass er weitersuchte. Die Erkenntnis, aufgeben zu müssen, hielt ihn am Boden fest. Gern hätte er sich hier und jetzt seinem ungeheuren Schmerz hingegeben, aber da waren ja noch die anderen.
    Er versuchte, sich umzuwenden und dabei streifte seine Hand Stoff. Stoff! Er tastete weiter. Ein zusammengekrümmter kleiner Körper. Zu groß für ein kleines Kind wie Felix. Es musste Viola sein. Immerhin das Mädchen hatte er gefunden!
    Warum sagte es nichts? Er rüttelte es sacht, aber es gab es keinen Laut von sich. Der zarte Körper fühlte sich wie erstarrt an.
    „Pontus?“, rief Wittiges gedämpft. „Ich brauche dich hier.“
    Gleich darauf hörte er Geräusche, die ihm verrieten, dass sich sein Freund durch das Gestrüpp kämpfte, und anscheinend kamen die Jungen hinterher. Sie schlugen eine Schneise. Als sie Wittiges erreicht hatten, konnte er endlich das Kind hochheben. Es war schwerer als erwartet. Mit dem starren Bündel auf den Armen stolperte er vorwärts, Pontus stützte und führte ihn bis zu einer kleinen Lichtung. Hier legte Wittiges seine Last ab. Es war Viola! Wittiges kniete sich neben sie und bog behutsam ihre Glieder auseinander. Zusammengerollt lag da noch ein zweites Kind. Felix.
    Pontus zog Viola auf die Füße, packte sie am Kinn und bewegte ihr Gesichtchen hin und her. „Sie lebt ganz ohne Frage“, grummelte er.
    Wittiges hatte Felix die Hand unter

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