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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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nehme an, dass du nicht wagst, noch einmal herzukommen.“ Sie schüttelte den Kopf. „Keiner wird mir glauben, dass ich einer Prinzessin beibringe ...“
    Brunichild schnellte hoch und packte Euphemia am Handgelenk. „Nichts wirst du sagen. Hörst du? Untersteh dich, auch nur eine Andeutung darüber fallen zu lassen, dass ich dich aufgesucht habe und warum!“ Sie ließ los.
    Die Hure rieb sich das Handgelenk. „Das versteht sich doch von selbst. Ich hab nur einen Scherz gemacht.“
    Die Zeit verging wie im Flug. Euphemia erklärte, redete und berührte Brunichild immer wieder, während sie über Dinge sprach, von denen diese nicht das Geringste geahnt hatte. Brunichild musste aufstehen und nackt auf und ab laufen, während die Frau ihr erklärte, wie sie bei jedem Schritt unmerklich die Hüften schwingen lassen sollte. Aber am Ende meldete sich immer stärker Müdigkeit und leise auch Ekel, daher goss Brunichild den Becher voll Wein und hielt ihn ihrer Lehrmeisterin hin, als Zeichen, dass es mit der Unterweisung genug sei. Nur hatte sich Euphemia inzwischen dermaßen für den ungewöhnlichen Unterricht erwärmt, dass sie gar nicht mehr damit aufhören konnte.
    „Du ähnelst deinem Vater“, erklärte sie, während sie mit glänzenden Augen den Becher leerte, „Da ist etwas in deiner Kopfhaltung und selbst in der Stimme, das an ihn erinnert ...“ Sie verstummte nachdenklich.
    Brunichild goss Wein nach. „Trink, ich hoffe, er schmeckt dir.“
    „Du solltest auch etwas trinken. Wir stoßen auf den Erfolg des Unterrichts an.“
    „Gern.“ Brunichild schlüpfte in ihr Gewand, füllte einen zweiten Becher, stellte ihn neben sich auf den Boden und hockte sich im Schneidersitz aufs Bett. „Kennst du meinen Vater schon lange?“
    „Seit Jahrzehnten“, antwortete die Hure selbstgefällig, schlug dann aber entsetzt die Hand vor den Mund. „Jetzt hältst du mich bestimmt für uralt.“
    „Niemand sieht dir deine Jahre an, du bist alterslos“, entgegnete Brunichild galant. In Wahrheit war die Schminke längst verlaufen, und die faltige graue Haut, das seltsam substanzlose Fleisch der Oberarme, das durch das dünne Gewand sichtbar wurde, und der runzlige Hals verrieten überdeutlich das Alter. Dank ihrer Verführungskünste war Euphemia sicher noch in der Lage, ihre Freier zu beglücken, aber wie lange noch?
    Angeregt durch den Wein, schwadronierte sie von ihren hochgestellten Liebhabern. Vor allem die Andeutungen über ihre intime Bekanntschaft mit Athanagild berührten Brunichild äußerst peinlich. Nicht lange, und die alte Hure wurde wehmütig, und schwankte vor Trunkenheit auf ihrem Stuhl. Brunichild half ihr, sich auf dem Bett auszustrecken und deckte sie sorgsam zu.  Schon halb im Schlaf murmelte Euphemia, welches Vergnügen ihr der Besuch der Prinzessin bereitet habe, und wie sehr sie hoffe, dass ihr Wissen auf fruchtbaren Boden gefallen sei.
    Brunichild goss den Wein aus ihrem Becher zurück in den Krug, ergriff diesen, holte sich ihren Armreif vom Tischchen und trat noch einmal ans Bett. „Schlaf gut“, sagte sie weich und strich der alten Hure sanft über die Wange. „Träum dich in eine schöne Zukunft, die kein Ende hat.“
    Draußen im Garten fand sie die Amme, die auf einer Steinbank eingenickt war. Sie rüttelte sie am Arm, bis sie erwachte.
    „Hast du bekommen, was du wolltest?“, fragte die Alte und blinzelte zu ihr hoch.
    „Ja!“, antwortete Brunichild einsilbig.
    „Und? Hat sie den Wein getrunken?“
    „Genug.“ Brunichild reichte den fast leeren Krug zurück, und die Amme goss den Rest in die Rosenbüsche.
    11
    Als es noch zwei Tage bis zur Abreise der Prinzessin waren, fiel Wittiges in unerklärliche Schwermut. Dabei hatte er wenig Grund, Trübsal zu blasen. Seine Stellung im Stallhof hatte sich merklich gefestigt, seit die Pferde der Franken genesen waren. Der eine, dessen Name er nicht kannte, hatte ihm abermals ein Geldgeschenk überreicht, sich ausführlich bedankt und wieder eine Weile freundschaftlich mit ihm geplaudert. Dieser Franke zeigte nicht einmal ansatzweise den Hochmut und die Unnahbarkeit, die Herzog Gogo an den Tag legte, dabei bekleidete er sicher keine geringe Stellung. Einmal hatte er Untergebene erwähnt, keine Knechte, sondern freie Männer, die ihm unterstanden. Vielleicht war er gar ein Comes , ein Heerführer, dem auch die Verwaltung einer Civitas, einer größeren Stadt samt Umland oblag. Ein wenig kannte sich Wittiges mit den Franken aus. Sein Vater, der

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