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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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verabschiedete sich.
    Die Hexe hielt Wort. Als Brunichild das Bett mit der schlafenden Gailswintha verlassen und an zwei ebenfalls schlummernden Dienerinnen vorbei in den Vorraum geeilt war, erwartete die alte Frau sie, hüllte sie in einen weiten dunklen Kapuzenumhang und beschrieb ihr den Weg zu einem am Rand des Palastgeländes liegenden Hof. Sie gab ihr noch einige Anweisungen und drückte ihr schließlich einen Krug mit Wein in die Hand. Brunichild eilte davon. Sie war noch nicht weit gekommen, als sie Schritte hinter sich hörte. Beunruhigt wandte sie sich um.
    „Warte, ich begleite dich!“, rief die Amme mit gedämpfter Stimme. Ihre Augen glitzerten, als sie Brunichild kurz über die Wange strich. „Du sollst nicht allein gehen.“
    „Warum tust du das? Warum hilfst du mir?“, fragte Brunichild und versuchte, ihrer Angst und Aufregung Herr zu werden.
    „Weil du Mut hast, Kleine, und ich der Meinung bin, dass man Frauen nicht wie Vieh behandeln darf. Du nimmst dein Schicksal in die eigene Hand, du erträgst es nicht nur. Das gefällt mir. Jetzt komm.“
    Stumm hasteten sie weiter, während Brunichild flüchtig an die vielen Male dachte, als die Alte ihr den Hintern versohlt hatte, weil sie ungehorsam gewesen war und auf die eine oder andere Weise „ihr Schicksal in die Hand genommen hatte“. Sie lächelte, obwohl es eigentlich nichts zu lächeln gab. Ihr Abenteuer konnte lebensgefährlich werden. Einige bewaffnete Wächter begegneten ihnen, ließen sie aber passieren, sobald die alte Frau erklärt hatte, wer sie war. Sie verriet nicht, wer sie begleitete. Spätestens jetzt fragte sich Brunichild, wie sie es überhaupt ohne die Amme geschafft hätte, das Palastareal bei Nacht unbehelligt zu durchqueren. Und ob sie sich nicht in dem Gewirr der Höfe hoffnungslos verirrt hätte. In manche Bereiche, - wie den der Küchen und den der Wäscherei,  - hatte sie noch nie einen Fuß gesetzt. Und in diesen letzten verschwiegenen schon gar nicht. Den Vogelhof. Er gehörte zu den ältesten Teilen der gesamten Anlage, das war selbst im schwachen Licht der allgegenwärtigen Öllampen zu erkennen. Vor Jahrhunderten hatten im Palast die Statthalter der Römer residiert. Aus ihrer Zeit stammten die luxuriösen Bäder, einige fantastische Bodenmosaiken voller Fabelwesen und die Fresken an den Wänden, die blühende Landschaften oder ländliche Feste zeigten. Die Dekorationen aus neuerer Zeit wirkten dagegen gröber und einfallsloser.
    Die Amme ließ Brunichild das letzte Stück allein gehen und wollte in einem kleinen Garten vor dem Hof auf sie warten. Brunichild war nun auf sich gestellt. Ohne einen Blick zurück teilte sie den Vorhang, der in der nächtlichen Brise wehte, und drang in den Bereich ein, der nach Aussage der Priester Gott den Allmächtigen beleidigte - und den ihre Mutter nicht zur Kenntnis nahm. Einmal hatte sie Brunichild geschlagen, als sie in aller Unschuld danach gefragt hatte. Nach dem Vogelhof.
    Goiswintha hatte sie für zwei Tage einem strengen Fasten unterworfen und jedem untersagt, in dieser Zeit mit ihr zu reden.
    Der winzige Innenhof war mit antikem Marmormosaik ausgelegt, und in der Mitte erhob sich ein kleiner Brunnen, bekrönt mit einer steinernen Taube. Ein Säulengang lief rundum, von dem sich Türen in dahinterliegende Räume öffneten. Während Brunichild vorbeihuschte, schallte Gelächter, Stöhnen oder Gemurmel heraus. An einer Schmalseite führte eine Treppe ins Obergeschoss. Am Fuß der Treppe saß ein Mann mit einer Waffe halb schlafend in einem Lehnstuhl. Dank der Amme wusste Brunichild von ihm und wie sie sich zu verhalten hatte. Sie legte ein Geldstück in die Schale vor dem Stuhl und hastete die Treppe hinauf. Hier oben gab es nur eine Wohnung. Brunichild war am Ziel, aber ihr Unterfangen kam ihr auf einmal wahnwitzig vor. Sie spähte die Treppe hinab. Der Wächter beugte sich vor, um das Geldstück aus der Schale zu fischen. Bevor er sich nach ihr umsehen konnte, stieß sie die schwere Eichentür auf, die fast geräuschlos aufschwang. Die Wohnung schien auf heimliche Besucher eingerichtet.
    Brunichild betrat einen schmalen Vorraum. Aus einem Durchgang wehte ihr ein schwerer Duft entgegen, der sich beklemmend auf die Sinne legte. Vorsichtig tappte sie vorwärts.
    Die Frau schlief nicht. Sie saß auf einem Schemel und beugte sich über eine Schriftrolle. Neben ihr auf einem Tischchen lag Schreibzeug bereit. Überrascht blieb Brunichild stehen.
    „Was willst du?“, fragte die

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