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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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Frau ohne aufzuschauen. „Sag’s mir oder verschwinde.“ Sie hatte Haare von einem derartig tiefen Schwarz, dass die Farbe unmöglich natürlich sein konnte. Wegen der Kopfneigung war vom Gesicht nicht viel zu erkennen, aber dennoch erschien es Brunichild schön – von einer eigenartigen, unwirklichen Schönheit. Bekleidet war die Frau mit einem Unterkleid aus hauchdünnem Leinen, und darüber trug sie ein offenes, ärmelloses Übergewand. Alles wirkte schlicht, aber vornehm.
    Über Frauen wie diese wusste Brunichild nur das, was sie von den Mägden aufgeschnappt hatte. Und das, was ihr die Amme erst vor Kurzem mit leisem Abscheu und einem hämischen Unterton in der Stimme erzählt hatte.
    Die Frau war eine Verworfene, eine Unreine.
    „Nun? Du bist ja immer noch da!“ Endlich hob die Frau den Kopf und sog heftig den Atem ein. „Wer bist du? Ich kenne dich nicht.“
    Brunichild hatte die Kapuze tief in die Stirn gezogen und gedachte nicht, sie zurückzuschlagen.
    „Ich möchte bloß einige Auskünfte von dir ...“ Sie stockte und versuchte aufgeregt, sich an den Namen zu erinnern, den ihr die Amme eingeschärft hatte. „Eu... Eu... Euphemia.“ Sie trat näher, aber nicht so nah, dass der Schein der Lampe auf sie fiel.
    Die Frau lehnte sich zurück und lächelte flüchtig. Dabei zersprang die Oberfläche ihres Gesichts in tausend kleine Splitter und glättete sich wieder. Brunichild wusste Bescheid. Was sie sah, war eine kunstvolle Maske aus Schminke. Jetzt lächelte auch sie. Mit Schminke kannte sie sich aus. Diese Frau schminkte sich also, und zwar etwas zu reichlich, und sie färbte sich das Haar. Trotzdem war das Alter schwer zu schätzen, denn nun stand sie mit einer geschmeidigen Bewegung auf, wie sie nur jungen Frauen eigen war. Oder Artisten. Brunichild wich zurück und hielt der Frau den Krug mit Wein entgegen.
    „Ich habe dir Wein mitgebracht.“
    „Hoffentlich taugt er etwas“, sagte Euphemia geringschätzig. „Worüber willst du Auskünfte?“
    Ein Dutzend Mal und öfter hatte Brunichild geprobt, was sie sagen wollte. Aber vor dem forschenden Blick der Frau vergaß sie alles und stotterte unverblümt: „Wie ... wie verführt man einen Mann?“
    Euphemia stemmte die Fäuste in die Hüften und lachte. Sie lachte so sehr, dass sie das Gleichgewicht verlor, zurücktaumelte und sich keuchend auf den Schemel fallen ließ.
    „Was gibt es da zu lachen?“, fauchte Brunichild. „Ich dachte, du bist eine Expertin auf diesem Gebiet.“
    Unvermittelt verstummte das Lachen. „Welches Vögelchen hat dir das denn zugezwitschert?“
    Brunichild drückte den Krug wieder an sich und antwortete nicht.
    „Willst du hier arbeiten?“, fuhr Euphemia fort. „Dann hast du dich umsonst herbemüht. Nicht ich habe darüber zu bestimmen, wer aufgenommen wird, sondern einer der Hofmeister. Also scher dich hinaus.“
    Brunichild wartete, bis sich Euphemia erneut in die Schriftrolle versenkte, und trat leise wieder näher. Die Rolle enthielt Zahlen, anscheinend eine Abrechnung.
    „Ich möchte nur die Auskunft, um die ich dich bat. Nicht um hier zu arbeiten, sondern für mich. Ich heirate demnächst“, erklärte sie mit einem Anflug von Hochmut.
    „Was du nicht sagst.“ Euphemia ließ die Rolle sinken. „Und das bringt dich auf den Gedanken, mich zu fragen? Wenn du ein anständiges Mädchen bist, solltest du dich schämen, nach Hurenkünsten zu fragen. Sie taugen nicht für eine Ehefrau.“
    „Warum nicht? Sind nicht alle Männer gleich? Und wie sollen wir Frauen sonst Macht über sie ausüben, wenn nicht über unsere Körper. Ich hab mir sagen lassen, dass Männer über ihre Begierden am leichtesten zu lenken sind.“
    Diesmal brach Euphemia nicht in Gelächter aus. Sie blieb nachdenklich sitzen, den Kopf zur Seite geneigt. „Und für all das, was du von mir zu erfahren wünschst, bringst du nur einen Krug Wein mit? Dafür sind meine Kenntnisse nicht zu haben. Das ist höchstens die Dreingabe. Sozusagen das Antrittsgeschenk.“
    Die Frau machte sich über sie lustig, erkannte Brunichild. Trotzig hob sie den Kopf. Allmählich ekelte sie der aufdringliche Duft, der in dem Raum hing. „Ich habe kein Geld bei mir. Nur dies.“ Sie ergriff den Krug am Henkel und streckte den Arm vor. Gold blitzte auf.
    „Gib mir den Armreif!“, verlangte Euphemia.
    Brunichild stellte den Krug auf den Boden, streifte das Schmuckstück ab und warf es der Frau zu. Euphemia fing es auf und betrachtete es lange, während Brunichild

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