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Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Maaser
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das Land öfter bereist hatte, hatte ihm einiges darüber erzählt. Dass in vielen Regionen noch die alten Verwaltungsbezirke der Römer bestanden und die Grundlage der jetzigen Regierung bildeten. Dieser Franke sah überhaupt wie ein Gallorömer aus. Einer, dessen Familie seit der Römerzeit in den ehemals gallischen Provinzen ansässig war. Deshalb trug er auch das Haar so kurz, wie es nach fränkischer Sitte für einen freien Mann gerade noch statthaft war.
    Das Geld des Franken ermöglichte Wittiges einige dringend nötige Anschaffungen. Am späten Nachmittag, als er sicher war, bis zur Abendfütterung nichts zu tun zu haben, ritt er auf der Suche nach einer Schmiede in die Stadt. Es gab eine Gasse, in der sich Werkstatt an Werkstatt reihte, aber nur zwei davon waren Waffenschmieden. In der ersten traf er auf einen Meister, der ihm gern ein Schwert angefertigt hätte, nur würde das eine Weile dauern. Wittiges wollte es aber sofort. Leider arbeitete auch der Schmied in der Nachbarwerkstatt nur nach Aufträgen und nicht auf Vorrat. Enttäuscht wandte sich Wittiges zum Gehen, als ihn der Mann aufhielt.
    „Ich hätte ein Schwert für dich, wenn es kein brandneues sein muss und du auf Schönheit nicht den größten Wert legst.“
    „Zeig’s mir einfach.“ Besser ein altes als gar keins oder wochenlanges Warten.
    Die Waffe, die der Schmied brachte, war wirklich nicht besonders schön. Aber als Wittiges sie in die Hand nahm, merkte er, wie hervorragend sie ausbalanciert war. Es machte ihm Freude, sie ein paarmal durch die Luft sausen zu lassen, sodass der Schmied beiseitespringen musste.
     „Willst du mich abschlachten?“, knurrte er.  „Kannst du überhaupt mit einem Schwert umgehen?“
    „Nicht besonders gut, aber das lerne ich noch“, antwortete Wittiges mit glänzenden Augen. „Es gefällt mir. Ich will kein anderes mehr. Es ist wie für mich gemacht.“ Vielleicht hätte er das nicht sagen sollen.  Nun würde der Schmied den Preis heraufsetzen.
    Aber der Mann lachte. „Endlich einmal einer, der alte Schmiedekunst zu schätzen weiß. Ja, das ist ein gutes Schwert. Die Klinge muss nur einmal abgezogen und der Griff aufgearbeitet werden. Das könnte ich erledigen.“ Dann nannte er einen recht bescheidenen Preis. Wittiges bezahlte, erwarb noch einen Dolch, den er gleich mitnehmen konnte, und der freundliche Schmied versprach ihm, das Schwert am nächsten Tag in Wittiges’ Unterkunft zu schicken.
    Bei einem Sattler ließ er sich einen breiten Ledergurt mit Schwertgehänge anpassen, für Alexander kaufte er ein Duftöl, obwohl er sich in solchen Dingen wenig auskannte, und für den kleinen Philipp ein hübsches Kästchen mit Schreibgerät, um zu zeigen, dass er die Bemühungen um Bildung ernst nahm.
    Glücklich und zufrieden trabte er zum Palast zurück. Kurz davor versperrten zwei Reiter die Straße, indem sie enge Kreise zogen. Zu spät erkannte er Ingomer und Falco. „Da kommt ja dieser Mann, der halbtote Pferde wiedererweckt“, frotzelte Falco grinsend.
    „Ein Wunderwirker, ein Heiliger“, fiel Ingomer im gleichen Ton ein.
    „Als Heiliger hat er aber einen großen Fehler: Er lebt noch. Tote Heilige sind die wahren Heiligen“, höhnte Falco und ritt unvermittelt hart an.
    Wittiges versuchte, um die beiden herumzukommen, aber sie nahmen ihn in die Mitte. Bauto wieherte und biss nach den fremden Pferden. So hielt er sie ein wenig auf Abstand, aber die Lage wurde trotzdem brenzlig.
    „Was wollt ihr von mir? Was hab ich euch getan?“, fragte Wittiges aufgebracht.
    „Was du uns getan hast?“ Falco lachte rau. „Du hast dich eingemischt, als wir uns mit diesem winselnden Sänger einen Spaß erlaubt hatten, und du hast uns vor Dux Gogo bloßgestellt. Er hat uns die Hölle heißgemacht und bis heute in unserem Quartier eingesperrt. Was für ein Glück, das wir dich gleich auf unserem ersten Ausritt treffen. Erledigen wir ihn sofort?“
    Ingomer winkte ab. „Nein. Im Gegensatz zu dem Sklaven ist er ein freier Mann. Ich hab keine Lust, auf Wergeld verklagt zu werden. Lass uns in die Seitengasse da vorn reiten. Am Ende liegt ein verlassenes Haus mit einem großen Garten, das ich am ersten Tag entdeckt hab, als ich mich hier verirrte.“
    Es gab etliche verfallene Gebäude in Toledo, Überbleibsel der Römerherrschaft, die oft als Steinbrüche für Neubauten genutzt wurden. In den Gärten und Kellern hausten Ratten und wilde Hunde. An so einem Ort wollte Wittiges nicht verrecken. Mit aller Kraft hieb

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