Der Geliebte der Königsbraut: Historischer Roman (German Edition)
sie beobachtete. Sie hing an diesem Armreif, einem hübschen Stück aus ziselierten achtförmigen Ornamenten, besetzt mit kleinen Perlen und Rubinen. Nichts überaus Kostbares, aber etwas, das sich schon lange in ihrem Besitz befanden. Jetzt, da sie das Wichtigste, ihr Zuhause, verlieren sollte, waren alle vertrauten Dinge, die sie mitnehmen konnte, besonders viel wert.
„In Ordnung, streck dich auf dem Bett aus!“, befahl Euphemia, sobald sie mit der Prüfung des Schmuckstücks fertig war.
Das Bett war einladend mit schwellenden Kissen und weichen Decken überhäuft und das Kopfstück mit Goldornamenten verziert. Euphemia ließ den Armreif auf dem Tischchen liegen, trat zum Bett, riss die Decken und Kissen herunter und winkte ihre Besucherin mit einer Hand näher. „Aber leg erst den Umhang ab, Prinzessin.“
Starr vor Schreck blieb Brunichild stehen. „Du weißt, wer ich bin?“
„Ehrlich gesagt, hab ich’s nur vermutet, aber jetzt ist klar, wer du bist. Also, wünschst du immer noch eine Unterweisung von mir?“
Brunichild hätte den Armreif mit zwei Schritten erreichen, an sich reißen und hinausstürzen können. Aber sie war bereits zu weit gegangen. Sie ließ den Umhang von den Schultern gleiten, hob der Krug auf, nahm einen Becher von einem Wandbord und stellte ihn zusammen mit dem Krug neben das Bett.
„Wie aufmerksam!“, spottete Euphemia. „Ungewöhnlich für jemanden von deinem Rang. Und nun leg dich hin. Ich sag’s nicht noch einmal.“
Mit äußerster Anspannung kam Brunichild der Aufforderung nach. Steif wie ein Brett lag sie auf dem Laken.
„Was weißt du eigentlich über Männer? Ich meine über ihre körperliche Beschaffenheit?“, forschte Euphemia. Dieses Mädchen, stellte sie fest, war so verkrampft, wie es von einer königlichen Jungfrau zu erwarten war. Der zukünftige Gatte war nicht zu beneiden.
„Ich fürchte, ich verstehe die Frage nicht. Worauf willst du hinaus?“, entgegnete Brunichild ratlos. Was kam jetzt?
Euphemia betrachtete die junge Frau eingehend. „Du hast die Rundungen und die langen Beinen, die Männer lieben, und dazu ein außergewöhnlich hübsches Gesicht. Aber glaub mir, deine Schönheit nutzt dir im Ehebett nicht viel. Dort kommt es auf etwas anderes an.“ Mit größter Selbstverständlichkeit streifte sie Brunichilds Gewand hoch.
„Lass das!“, stieß Brunichild erschrocken hervor.
„Hör zu, Schätzchen: Es gibt nur zwei Möglichkeiten. Entweder du vertraust mir oder nicht. Und als Erstes musst du lernen, deinen eigenen Körper zu erkunden, um zu wissen, wie und wann du Lust empfindest. Das ist der Anfang von allem.“ Mit einer begütigenden Geste strich Euphemia Brunichild über die Hände. Die Finger der Frau fühlten sich warm und trocken an, und langsam beruhigte sich Brunichilds Herzschlag.
Berührungen war sie durchaus gewohnt. Die Sklavinnen im Bad wuschen sie, trockneten sie ab und massierten ihr Öl in die Haut. Das war angenehm. Nur manchmal überkam sie ein sonderbares Gefühl, ein unbestimmtes Verlangen, aber es konnte sich nicht entfalten. Auch wenn es im Bad oft scherzhaft und lustig zuging, war immer eine gewisse Zurückhaltung bei den Sklavinnen zu spüren. Nie vergaßen sie, mit wem sie es zu tun hatten.
Als Euphemia mit ihrer Unterweisung begann, die aus allerlei Berührungen bestand, konnte sich Brunichild erst gar nicht entspannen. Noch nie hatte sie Finger zwischen ihren Schenkeln gespürt, die ihre Schamlippen öffneten. Beinahe hätte sie aufgeschrien und sich gewehrt. Aber sie hielt still und schloss die Augen. Und allmählich entwickelte sich dieses Gefühl, das sie schon kannte. Es fing mit einem Ziehen im Bauch an, überschwemmte die Haut auch an Stellen mit Hitze, die gar nicht berührt wurden ... und dann schrie sie auf. Sie wand sich, verlor die Beherrschung und stöhnte schließlich so laut, dass sich auf einmal eine Hand auf ihren Mund legte. Da klang die ungeheure Erregung bereits wieder ab. Als sie die Augen öffnete, war sie in Schweiß gebadet. Euphemia hockte neben ihr auf dem Bett und musterte sie kritisch.
„Und ich dachte schon, du bist einer dieser Stockfische im Bett, die jeder Mann verflucht.“
„Was hast du mit mir angestellt?“, murmelte Brunichild benommen. Sie fühlte sich völlig erschöpft. Seltsam schwach, - ein beunruhigender Zustand.
„Ich habe dir Lust bereitet“, erklärte Euphemia nüchtern. „Jetzt erkläre ich dir, wie du einem Mann zur Lust verhilfst, also pass auf. Ich
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